Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
verlierst?»
    Tutanchamun sah mich mitleidig lächelnd an und sagte: «Ich werde nicht verlieren, Eje. Aber ich verspreche ihm fünfzig Pferde, wenn ihm das Unmögliche gelingen sollte.»
    «Bei welcher Gelegenheit willst du ihn herausfordern? Denn du kannst ihn schlecht vor deinen Thron kommen lassen und ihm erklären, dass du mit ihm ein Wettschießen veranstalten willst, bei welchem zufällig seine Tochter einer der Preise sein soll.»
    «Willst du mir nicht dabei helfen?», fragte er mich. Ich trat näher an ihn heran und flüsterte: «Fünfundzwanzig Pferde, wenn wir in Ägypten zurück sind?»
    «Zwanzig. Aber nur, wenn Katuna mitkommt.»
    «Gut: zwanzig.»
     
    Seit meinem Handel mit Tutanchamun waren kaum zwei Stunden vergangen, als wir in einem weiten Hof hinter dem Palast auf König Ammunira trafen, der seine Soldaten bei Kampfübungen mit Schwert und Keule beobachtete. Man sah ihm an, dass er stolz war auf seine Männer.
    «Sie sind die besten Soldaten meiner Armee», klärte er uns auf, ohne dass wir ihn gefragt hätten.
    «Können sie auch mit Pfeil und Bogen umgehen?», fragte ich den König, der mich sofort tief gekränkt ansah.
    «Es gibt keine besseren Bogenschützen als die Soldaten meiner Leibgarde. Nicht in Hattuscha und nicht am Nil», prahlte er und war sich gar nicht bewusst, welche Beleidigung er gegenüber Pharao ausgesprochen hatte. Tutanchamun blinzelte mir unbemerkt zu, und in seinem Gesicht erkannte ich seine Freude darüber, dass mein Gift gewirkt hatte.
    «Der Gute Gott, er lebe, sei heil und gesund, zählt zwar erst fünfzehn Jahre; aber ich bin mir sicher, dass keiner von Deinen Soldaten gegen ihn ankommt. Selbst Ihr nicht, Ammunira.»
    «Ist mir eine Frage an Euch gestattet, Majestät?», wandte sich jetzt Ammunira höflich an Pharao.
    Tutanchamun nickte.
    «Wie lange geht Ihr schon mit Pfeil und Bogen um?»
    Tutanchamun sah mich mit nachdenklichem Gesicht an, als müsste er die Antwort erst bei mir erfragen.
    «Vier Jahre etwa», sagte er dann knapp.
    «Ja», bestätigte ich ihn. «Bis zu deinem zehnten Lebensjahr bist du fast ausschließlich mit dem Wurfholz zur Jagd gegangen. Vier Jahre, Ammunira.»
    «Verzeiht mir die Anmaßung, Majestät! Aber ich übe seitzwanzig Jahren beinahe täglich mit meinen Soldaten, und jeder von uns trifft aus nahezu beliebiger Entfernung in die Mitte der Scheibe.» Dann verneigte sich der König demütig, als müsste er sich bei Tutanchamun entschuldigen.
    «Ihr trefft in die Mitte der Scheibe», sagte Pharao, nickte dabei anerkennend und sah auf die Soldaten vor uns.
    «Ob ich da mithalten kann, Eje?»
    Der spöttische Unterton seiner Frage war nicht zu überhören.
    «Wenn dich König Ammunira herausfordert, kannst du dich nicht verweigern. Aber er wird einen Preis von dir verlangen. Und die Preise von Königen sind gewöhnlich sehr hoch.»
    «Sind fünfzig Pferde ein königlicher Preis?», fragte mein junger Herrscher scheinbar ahnungslos. Ammunira nickte anerkennend und sagte: «Und an welchen Preis für Euch habt Ihr gedacht, Majestät?»
    Tutanchamun schwieg einen kurzen Augenblick, dann spitzte er die Lippen und sagte forsch: «Eure Tochter Katuna. Ich will Katuna zur Frau nehmen.»
    Erst stockte Ammunira der Atem, dann, so hatte ich den Eindruck, musste er sich zwingen, nicht laut loszulachen.
    «Euer Verlangen ist außergewöhnlich, Majestät. Ich hätte damit rechnen müssen, dass Ihr, ohne mich zu fragen, einige meiner Kinder als Geißeln mit an den Nil nehmt. Aber dass meine jüngste Tochter einmal der Preis bei einem Bogenschießen sein würde, hätte ich nicht geglaubt. Ich nehme an», sagte er dann laut, damit es alle hörten, die um uns herumstanden.
    Dann rief König Ammunira seinen Leuten laut einige Sätze zu, die ich freilich nicht verstand. Vielleicht hatte Ammunira seinen Soldaten erklärt, wie sehr er sich schon jetzt auf die Pferde Pharaos freute.
    Über die Regeln waren wir uns schnell einig: Jeder König durfte zwei Wettkampfarten bestimmen. Weil Ammunira der Ältere war, ließ ihm Tutanchamun den Vortritt.
    «Zuerst schießen wir aus einer Entfernung von achtzig Ellenim Stand auf fünf Scheiben. Ihr bekommt zehn Pfeile; ebenso ein Schütze meiner Wahl. Für einen Treffer im mittleren Kreis der Scheibe gibt es fünfzehn Striche, im zweiten Kreis zehn und im dritten Kreis fünf. Sobald der erste Schütze zehn Pfeile abgefeuert hat, ist der Wettkampf beendet, gleich, wie viele Pfeile der andere noch übrig hat.»
    Tutanchamun

Weitere Kostenlose Bücher