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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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wach und gab ihr die Kraft, die sie für den langen und schwierigen Rückweg brauchte.
    »Beeilt euch!«, feuerte sie die Huskys an. »Nur keine Müdigkeit vortäuschen, Kobuk! Dorothy wartet auf uns! Wir dürfen sie nicht enttäuschen!«
    Auf einer weiten Lichtung, die den Blick auf die schattenhaften Berge freigab, wurden die Hunde plötzlich langsamer. An den aufgestellten Ohren ihres Leithundes erkannte Hannah, dass Gefahr drohte. »Hooh!«, hielt sie das Gespann an. Im selben Augenblick drang Wolfsgeheul von den fernen Bergen herab, ein klagender Laut, der lange in der klaren Luft stehen blieb und sich nur langsam in den Wäldern verlor. Die Huskys antworteten ihnen, zuerst Kobuk, dann die anderen und zuletzt schließlich Captain, der in dem Gespann sein wahres Ich wiedergefunden zu haben schien und alle Trägheit abgelegt hatte. Ein vielstimmiges Konzert erhob sich in die eisige Nachtluft.
    Hannah erschauderte und zog ihr Gewehr aus dem Vorratssack hervor. Mehr ein Reflex, denn die Wölfe waren viel zu weit entfernt und die Bedrohung war nicht allzu groß. Von den Indianern hatte sie gelernt, dass Wölfe den Menschen nur gefährlich wurden, wenn der Winter besonders streng war und sie keine Nahrung mehr fanden, nur dann kamen sie aus den Bergen herab und wagten sich sogar in die Siedlungen.
    Sie steckte das Gewehr in den Vorratssack zurück und schob den Schlitten an. »Vorwärts!«, rief sie. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Mit euren Verwandten könnt ihr euch unterhalten, wenn wir im Dorf sind! Lauft endlich!«
    Die Hunde gehorchten ihr und schlugen sogar eine schnellere Gangart an. Obwohl der Trail auf diesem Teilstück besonders kurvenreich war, behielten sie das Tempo bei und machten es Hannah schwer, ihnen zu folgen, wenn sie an eine besonders starke Steigung kamen, und sie von den Kufen springen und schieben musste. Keuchend kämpfte sie gegen ihre wachsende Müdigkeit an.
    Vor der Hütte am See hielt sie die Hunde an. Eine kurze Pause würde dem Gespann und ihr guttun. Zu ihrem Leidwesen waren Amos und seine indianische Frau nicht mehr da, doch der Ofen war noch heiß genug, um Wasser für die Hunde anzuwärmen und sich selbst einen Tee zu kochen. Während die Hunde schlürften, stand sie in der warmen Hütte am Fenster und trank den Tee, war froh, vor ihrem Endspurt noch etwas Warmes in den Magen zu bekommen. Sie blickte zu den Sternen empor. Würde Rosy es schaffen, Frank wieder nüchtern zu machen? War er bereit, den Motor seiner Jenny aufzuheizen und das Risiko eines Fluges durch die nächtliche Kälte einzugehen? War das Sternenlicht ausreichend für einen solchen Flug? Und, was noch viel wichtiger war: Würde er den Arzt oder eine Schwester überreden können, mit ihm zum Indianerdorf zu fliegen?
    Nur ein Arzt oder eine ausgebildete Krankenschwester konnten eine Krankheit wirklich erkennen. Verdammt, fluchte sie insgeheim schon wieder, wenn Frank nüchtern gewesen wäre, hätte ich ihn mit dem Gewehr gezwungen, die Maschine startklar zu machen, und den Arzt, diesen unsympathischen Indianerhasser, hätte ich vorhin schon aus seiner warmen Praxis treiben sollen. Bei dem Gedanken, wie sie ihn und Frank mit dem Gewehr durch die Stadt trieb, musste sie grinsen.
    Das Motorengeräusch eines nahenden Flugzeugs ließ sie den Becher auf den Tisch stellen und nach draußen eilen. Ihr Blick ging zum Himmel. Etwas Dunkles brauste über sie hinweg, ein Doppeldecker, im reflektierenden Licht des Schnees erkannte sie Franks rote Jenny. »Frank! Frank!«, rief sie begeistert. »Du hast es tatsächlich geschafft! Beeil dich, Frank!« Sie winkte ihm zu, auch wenn ihr klar war, dass er sie weder sehen noch hören konnte, verschloss die Blockhaustür und lief zu den Hunden. »Habt ihr das gesehen?«, rief sie begeistert. »Frank ist unterwegs! Er hat es tatsächlich geschafft! Aber glaubt bloß nicht, dass ihr euch deswegen auf die faule Haut legen könnt! Noch wissen wir nicht, ob er er tatsächlich einen Arzt oder eine Schwester an Bord hat, ich könnte nicht mal schwören, dass es seine Maschine war. Also weiter!«
    Sie machte den Schlitten startklar und fuhr weiter. Mit neuem Mut und frischer Kraft kämpfte sie sich durch die Wildnis. In dem Wissen, dass Frank vielleicht schon in diesem Augenblick im Indianerdorf landete und sich der Arzt oder die Schwester um Dorothy kümmern würde, trieb sie die Hunde eher noch stärker an, fuhr sie noch schneller durch den dichten Fichtenwald. An die Wölfe verschwendete

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