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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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Alkoholverbot eine Nachtbar. Damals trafen sich vor allem Goldsucher bei ihr. Jetzt sind es Piloten. Sie mag harte Männer, und die mögen Kaffeebecher, in denen auch mal was anderes drin ist als die braune Brühe.«
    »Ich verstehe, Mister. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen, Ma’am.« Er schien den Schlitten erst jetzt zu sehen. »Ich wusste gar nicht, dass Frauen so was auch können. Leben Sie im … Busch?«
    »Mittendrin«, antwortete sie und ging zu ihrem Schlitten.
    Rosy war relativ einfach zu finden. Ihre Wohnung lag im ersten Stock eines schmalen Holzhauses, über einem Drugstore und war über eine Außentreppe zu erreichen. »Rosy« stand auf einem Schild an der Tür. Hannah klopfte.
    Rosy öffnete selbst, eine üppige Frau mit gepudertem Gesicht und grellrot bemalten Lippen. Ihre rot gefärbten Haare hatte sie zu einem langen Zopf geflochten und ihren prallen Körper in ein bodenlanges Kleid gezwängt. Beim Anblick der vermummten Hannah zog sie fragend die Augenbrauen hoch. »Ich glaube, Sie haben sich in der Tür geirrt. Oder sind Sie eine dieser hysterischen Ehefrauen, die ihren Männern kein Vergnügen mehr gönnen?«
    »Ich suche Frank. Frank Calloway«, sagte Hannah.
    »Frank? Sind Sie seine Frau oder Verlobte?«
    »Ist er hier?« Hannah wurde ungeduldig.
    »Nun ja … Frank ist gerade …«
    »Wo ist er?« Hannah stieß die Tür auf und betrat den Flur. »Wo?«
    »Letzte Tür rechts«, antwortete Rosy zögernd.
    Hannah lief den Flur hinab und öffnete die besagte Tür. Sie war auf alles gefasst, sogar auf ein leichtes Mädchen in seinen Armen, doch er war allein und lag mit dem Rücken auf einem Bett. Seine Arme und Beine waren ausgestreckt, und er roch so stark nach Alkohol, dass sie angewidert zurückwich, als sie ihm zu nahe kam. Er hatte die Augen geschlossen und schnarchte laut.
    »Er schläft sich aus«, sagte Rosy hinter ihr.
    Unter den amüsierten Blicken der Frau kniete Hannah sich auf das Bett und versuchte, ihn aus dem Schlaf zu rütteln. »Wach auf, Frank! Du sollst aufwachen, verdammt! Ich brauche dich!«
    »Das müssen Sie anders anfangen, Miss.«
    »Und wie?«
    »Starker Kaffee, ein nasser Scheuerlappen … dauert ’ne Weile.«
    »Dann wecken Sie ihn … So schnell wie möglich.« Hannah kramte einige Münzen aus ihrer Tasche und drückte sie ihr in die Hand. »Wecken Sie ihn auf, und sagen Sie ihm, dass ein kleines Mädchen im Indianerdorf am Gold River an Diphtherie erkrankt ist und dringend Hilfe braucht. Doktor Winslow von der Northern Lights Clinic habe sich geweigert, sie zu behandeln. Frank soll den verdammten Arzt in seine Jenny packen und zum Indianerdorf fliegen.«
    »Jenny?«, fragte sie verwundert.
    »Sein Flugzeug. Er soll so schnell wie möglich mit dem Arzt und den Medikamenten kommen, sonst kann er mir gestohlen bleiben. Verstanden?«
    Rosy warf die Münzen in die Höhe und fing sie wieder auf. »Sie können sich auf mich verlassen, Miss. In spätestens einer Stunde ist Frank in der Luft!«
    Hannah bedankte sich und ging zur Tür. »Sagen Sie ihm, dass ich mit dem Hundeschlitten unterwegs bin. Und …« Sie öffnete die Tür. »… und ich hätte noch nie einen Barnstormer gesehen, der sich so lächerlich gemacht hat.«
    »Aye, Ma’am. Werde ich ausrichten.«

38
    Außer sich vor Wut lenkte Hannah den Schlitten am Fluss entlang. Alle hatten sie enttäuscht. Doktor Winslow war es egal, ob die Indianer starben. Schwester Becky fürchtete, entlassen zu werden, wenigstens hatte sie sich dazu aufgerafft, ihr die Spritzen zu bringen. Und Frank vergnügte sich in zweifelhaften Etablissements und ließ sich mit illegalem Whiskey volllaufen. Auch wenn er nicht hatte wissen können, wie nötig sie ihn brauchte, musste er sich doch nicht wie ein ungehobelter Goldsucher benehmen. »Du elender Mistkerl!«, rief sie in den Wind.
    Mit heiseren Anfeuerungsrufen vertrieb sie ihre Wut und den Schmerz über die Enttäuschungen, die sie in Fairbanks erfahren hatte. Sie folgte ihren eigenen Spuren über die verschneiten Felder und durch den lichten Wald am Tanana River, drehte sich auf dem langgezogenen Hügelkamm, von dem aus man die Stadt sehen konnte, nur kurz um und fluchte leise in sich hinein, als sie daran dachte, wie hoffnungsvoll die Lichter noch vor zwei oder drei Stunden geleuchtet hatten. Sie war müder als die Hunde, die erst nach zwei oder drei Tagen zusammenbrechen würden, wenn man sie laufen ließ, doch die Sorge um das kranke Mädchen hielt Hannah die nächsten Stunden

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