im Landschulheim
beiden sollten sie wandern? Den Einzigen, mit denen sie sich gar nicht verstanden! Aber sie wagten nichts dagegen zu sagen.
„Proviant lege ich euch in der Küche bereit“, versprach die Hausmutter. „Rucksäcke könnt ihr nachher bei mir abholen, es gibt genug im Heim.“
Sie verabredeten mit Jutta und Karin, um halb sieben aufzubrechen, und legten sich abends ihre Sachen zurecht. Pünktlich um halb sieben standen sie unten in der Halle.
Jutta und Karin trugen wollene Strümpfe und derbe Stiefel. Sie musterten die Halbschuhe und Söckchen der Zwillinge, ohne etwas zu sagen.
In der Küche lagen für jede Brote, Eier, Obst und eine kleine Flasche Tee.
„Habt ihr kein Regenzeug dabei? Und keine warme Jacke?“, fragte Karin nun doch, als sie den Proviant verstauten.
„Wozu?“, fragte Hanni zurück.
„Weil auf den Bergen gewöhnlich ein sehr frischer Wind weht und weil leicht ein Wetter kommen kann.“
„Das glaubst du doch wohl selber nicht“, entgegnete Hanni schnippisch. „Wir sind nun fast vierzehn Tage hier und es hat noch nicht ein einziges Mal schlechtes Wetter gegeben.“
„Außerdem sind wir ziemlich abgehärtet“, meinte Nanni, „und so ein bisschen Wind macht uns überhaupt nichts aus. In Lindenhof wird man sportlich erzogen.“
„Na, ihr müsst es wissen!“ Jutta zuckte mit den Schultern und gab Karin einen Schubs. „Los, wir gehen.“
Gehen!
Sie schlichen ja - wenigstens fanden das die Zwillinge, denen das langsame, bedächtige Tempo der beiden wenig behagte. Sie überholten sie und stiegen flott voran.
„Rennt nicht so, ihr Sportlerinnen“, rief Karin ihnen nach, „auch wenn ihr zehnmal von Lindenhof kommt.“
„Alberne Gans!“, knurrte Hanni und ging mit Nanni unbeirrt in der gleichen Geschwindigkeit weiter. Tatsächlich waren sie eine ganze Weile bei der Almhütte und rasteten, ehe die anderen kamen. „Habt ihr es auch geschafft?“, rief Hanni ihnen entgegen.
Jutta und Karin sahen sie mit der gleichen herablassenden, mitleidigen Miene an, wie sie selber in Lindenhof die jüngeren Jahrgänge angeschaut hatten, wenn eine etwas besonders Dummes oder Albernes äußerte. Trotzdem warteten die Zwillinge, bis Jutta und Karin auch ein Brot gegessen und ihre Rucksäcke wieder zugeschnürt hatten.
„Wie weit ist es noch bis zum Gipfel?“, fragte Nanni, und Jutta antwortete: „Für einfache Bergsteiger fast drei Stunden. Bei eurem Tempo müsstet ihr es aber in der Hälfte der Zeit schaffen.“
Die Zwillinge lachten.
Sie mäßigten ihren Gang ein wenig, aber sie hatten doch bald wieder einen Vorsprung.
„Wollen wir noch einmal rasten?“, fragte Nanni nach einer Weile. „Wir können den andern ja nicht einfach davonlaufen.“
Hanni ließ sich mit einem Seufzer auf dem nächsten Felsen nieder. Man kam wirklich ins Schnaufen!
Jutta und Karin bogen erstaunlich bald um die Ecke. Die Zwillinge hatten nicht geglaubt, dass die beiden bei ihrem gemächlichen Schritt so gut vorwärts kamen. Es blieb ihnen kaum Zeit zum Ausruhen, denn die anderen zwei wanderten unentwegt weiter. Karin drehte sich nur einmal kurz nach ihnen um und fragte: „Seid ihr müde?“
„Überhaupt nicht“, versicherte Hanni großspurig, schwang sich den Rucksack über und gab Nanni einen aufmunternden Stoß. „Nicht etwa klein beigeben!“, hieß das.
Von nun an bildeten die Zwillinge das Schlusslicht. Im Innersten waren sie für die langsame Gangart dankbar, aber sie hätten sich gewiss lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben!
Der Weg wurde steil und uneben. Sie mussten von einem Felsstück auf das andere treten. Hanni verspürte schon eine Weile ein unangenehmes Brennen an der linken Ferse. Hoffentlich bekam sie keine Blase!
Jutta hatte ein Einsehen. Sie hielt plötzlich an und sagte: „In zehn Minuten sind wir oben. Aber ihr müsst jetzt schon die Aussicht bewundern. In dieses Tal sieht man vom Gipfel aus nicht hinein.“
Ohne Widerspruch setzte Karin sich neben sie. Sehr zahm und fast kleinlaut taten die Zwillinge das Gleiche.
Ja, von hier aus hatte man einen herrlichen Blick! Hanni und Nanni waren ja noch nie auf einen so hohen Berg gestiegen. Alle Anstrengung war vergessen, ebenso der Ärger über die unerwünschten Begleiterinnen.
„Wie hoch sind wir hier wohl? Kann man nach Hasenwinkel sehen? Wart ihr schon einmal auf anderen Bergen? Wie heißen die Gipfel dort drüben?“
Lauter solche Fragen stellten sie und Jutta oder Karin gaben ihnen geduldig Auskunft. Dann aber hieß
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