im Landschulheim
stach richtig.
„Ein wahrer Segen, dass wir die warme Jacke und den ganzen Regenkram zu Hause gelassen haben“, sagte Hanni halblaut zu ihrer Schwester.
Zufällig waren sie hinter einer scharfen Kehre und die anderen gleich an der Gegenseite. So hörte Jutta, was Hanni sagte.
„Es ist noch nicht aller Tage Abend“, rief sie zu den Zwillingen hinüber.
Die lachten. „Am Abend sind wir längst im Heim, denk‘ ich“, sagte Nanni. „Die Hausmutter will uns sogar schon die Vespermahlzeit bereitstellen.“
„Ach, ich vergaß, dass wir mit zwei Neunmalschlauen unterwegs sind. Ihr habt natürlich recht.“
Im Wald war es herrlich kühl. Alle vier atmeten auf und sie kamen flott vorwärts. Hannis Fuß tat nicht mehr weh, sie hatte die Blase längst vergessen. Eine Stunde waren sie etwa unterwegs, da kamen sie zum Ende des Waldes. Sie standen auf einer großen Alm. Beim Hinaufgehen hatten sie gar nicht darauf geachtet, wie viele Kühe überall lagen, standen oder die Hänge hinaufkletterten. Die trotteten nun langsam auf die Almhütte zu. War es Zeit zum Melken?
Eben noch hatte die Sonne geschienen. Nun zog es schwarz herauf. Dicke Wolken wurden herangetrieben und schon bogen sich die Stämme am Waldrand in einem plötzlichen Sturm. Deshalb also wollten die Tiere zu den Ställen!
„Los, zu den Hütten!“, schrie Karin und jagte los. Die anderen rannten hinterdrein, so schnell sie bei dem Sturm konnten.
Zu spät! Der Regen peitschte ihnen entgegen. Noch bevor sie an der ersten Hütte anlangten, waren sie bis auf die Haut nass. Eine schöne Bescherung!
„Nun, Zwillinge“, stichelte Jutta, als sie sich Schutz suchend unter das breite Dach drängten, „das habt ihr in Lindenhof wohl nicht gelernt?“
Aber jetzt riss Nannis Geduldsfaden, der ohnehin schon recht dünn war: „Wir haben dort jedenfalls gelernt, dass Schadenfreude widerlich ist, ständige Besserwisserei auch, und dass man Neulingen ihre Fehler nicht immerzu unter die Nase reiben darf.“
„Außerdem seid ihr genauso nass wie wir“, fügte Hanni hinzu. „Ihr habt eure Regensachen ja auch nicht mehr rechtzeitig aus dem Rucksack holen können.“
„Immerhin werden wir jetzt die nassen Sachen aus- und trockene anziehen“, sagte Karin. „Das ist ein großer Vorteil.“
Von da ab sprachen sie kein Wort mehr miteinander. Natürlich froren die Zwillinge jämmerlich.
„Lass uns gehen“, flüsterte Hanni der Schwester zu, als die beiden anderen mit dem Umziehen beschäftigt waren. Sie gingen um die Hütte, fanden schnell den richtigen Weg und waren bald im Wald. Der bot wenigstens etwas Schutz. Sobald der Weg einigermaßen eben wurde, liefen sie sich warm.
So dauerte es nur kurze Zeit, bis das Tal vor ihnen lag. Der Regen hatte fast aufgehört. Es war wärmer als in den Bergen. So hob sich die Stimmung der Zwillinge schnell. Sie kamen recht munter bei der Pferdeburg an.
Da allerdings wurde es ihnen unbehaglich zumute. Nicht wegen der Nässe - aber es schwante ihnen, dass sie sich durchaus nicht korrekt verhalten hatten. Es war wirklich ein Leichtsinn gewesen, schlecht ausgerüstet auf einen Berg zu steigen. Karin hatte sie rechtzeitig gewarnt - sogar schon bevor sie das Haus verließen! Aber sie hatten ihre Warnung mit ein paar dummen Redensarten abgetan. Und warum? Bloß weil es ihnen nicht passte, ausgerechnet mit den beiden auf den Berg zu steigen.
„Komm zur Hintertür!“, flüsterte Hanni, als sie am Ponystall waren. Sie schlichen an der Mauer vorbei, sausten durch den kleinen Hof neben dem Gemüsegarten und gelangten tatsächlich ungesehen in ihr Zimmer. Es war leer, welch ein Glück! Sie rissen sich die nassen Sachen vom Leib und trockneten sich ab. Dann zogen sie warme Pullis an und sanken auf die Stühle.
„Ich habe Hunger“, sagte Hanni. „Ob wir gleich hinuntergehen?“
„Das können wir nicht“, antwortete Nanni. „Erst müssen Jutta und Karin da sein.“
Natürlich hatte sie recht, aber ärgerlich war es doch! Nanni kramte in ihrem Rucksack, den sie achtlos in eine Ecke gestellt hatte.
„Wir haben gewiss jede noch eine Schnitte. Und ich habe von meinen Eiern nur eines gegessen. Das andere kannst du kriegen.“ So konnten sie wenigstens ihre knurrenden Mägen besänftigen.
Nanni ging ans Fenster. Sie wollte nach Karin und Jutta Ausschau halten. Da war viel Geduld nötig; es dauerte noch eine Dreiviertelstunde, ehe sie in Sicht waren. Und die beiden schienen immer langsamer zu gehen, je näher sie dem Heim
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