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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Lucky immer »ich« gesagt hatte. Er hatte nie das Wort »wir« gebraucht. Und dennoch war Bigman der Meinung gewesen, daß dieses »ich« in Wirklichkeit »wir« bedeutet hatte.
    »Lucky!« rief er aus. »Warum muß ich hierbleiben?«
    »Weil ich möchte, daß die Leute in der Kuppel weiterhin glauben, daß wir hier sind. Du behältst die Karte und gehst den Weg weiter, den wir besprochen haben. Melde dich jede Stunde bei Cook. Sag ihnen, wo du bist, was du siehst, und sag ihnen die Wahrheit. Du brauchst nichts zu erfinden – nur immer zu sagen, daß ich bei dir bin.«
    »Und was ist, wenn sie mit dir sprechen wollen?« meinte Bigman.
    »Dann sagst du ihnen, daß ich zu tun habe. Oder rufe, du meinst, du hättest gerade einen Sirianer gesehen. Sage, du müßtest jetzt abschalten. Laß dir irgend etwas einfallen, aber lasse sie in dem Glauben, daß ich hier bin. Klar?«
    »Meinetwegen. Bei den Sandteufeln des Mars! Du gehst auf die Sonnenseite und vergnügst dich, und ich renne im Dunkeln herum und unterhalte mich mit Cook.«
    »Kopf hoch, Bigman, vielleicht ist doch etwas in den Minen. Immer habe ich auch nicht recht.«
    »Aber diesmal bestimmt. Da unten ist nichts.«
    Lucky konnte sich den makabren Scherz nicht verkneifen: »Immerhin sind da diese Todesfälle, von denen Cook sprach – die Leute, die erfroren sind. Du könntest dich ja darum kümmern.«
    »Ach, halt den Mund!« brummte Bigman.
    Eine Weile sagte keiner von beiden etwas. Dann legte Lucky dem anderen die Hand auf die Schulter. »Schon gut, Bigman, tut mir leid, aber jetzt Kopf hoch, bald sind wir wieder beisammen!«
    Bigman schob Luckys Arm weg. »Also gut. Wenn du sagst, daß ich es tun muß, dann tue ich es eben. Aber paß auf, daß du keinen Sonnenstich bekommst, wenn ich nicht auf dich aufpasse.«
    Lucky lächelte. »Ich werde mich bemühen, vorsichtig zu sein.« Er winkte seinem Freund noch einmal zu und drehte sich dann um.
    Er hatte höchstens zwei Schritte zurückgelegt, als Bigman ihm nachrief:
    »Lucky!«
    Lucky blieb stehen. »Was ist denn?«
    Bigman räusperte sich. »Hör zu, mach keine Dummheiten, ja? Ich meine, ich werde keine Zeit haben, dich irgendwo 'rauszuhauen.«
    »Jetzt klingst du schon wie Onkel Hector«, sagte Lucky. »Paß lieber selber auf dich auf, ja?«
    Das war etwa die Art und Weise, in der sie die Zuneigung ausdrückten, die sie füreinander empfanden. Lucky winkte dem Kleinen noch einmal zu und schritt dann davon.
    Bigman blickte Lucky noch eine Weile nach, bis seine Gestalt langsam im Schatten verschwand. Dann marschierte der Kleine unbeirrt weiter in den Hauptschacht hinein.
    Er spürte das Schweigen und kam sich noch einsamer vor. Wäre er nicht John Bigman Jones gewesen, so hätte ihn das Gefühl überwältigt, einen Verlust erlitten zu haben, so hätte er darunter gelitten, allein zu sein.
    Aber schließlich war er John Bigman Jones, und so biß er die Zähne zusammen und marschierte unbeirrt weiter.
     
    *
     
    Fünfzehn Minuten später funkte Bigman zum erstenmal das vereinbarte Kodesignal. Er ärgerte sich.
    Wie hatte er nur glauben können, daß Lucky ernsthaft in den Bergwerksschächten ein Abenteuer erwartet? Hätte Lucky dann etwa vereinbart, mich stündlich über Radio zu melden, damit die Sirianer sie auf diese Weise anpeilen konnten?
    Natürlich, die Radioverbindung bestand über Richtstrahl, aber die Gespräche waren nicht verschlüsselt, und kein Richtstrahl war so genau gebündelt, daß man ihn nicht auffangen konnte.
    Er fragte sich, warum Cook das zugelassen hatte, und dann fiel ihm ein, daß Cook wahrscheinlich auch nicht an die Sirianer glaubte. Nur er, Bigman, hatte daran geglaubt!
    Er war so wütend, daß er am liebsten mit bloßen Fäusten auf die Felsen losgegangen wäre.
    Er gab das Signal für »alles in Ordnung«.
    Cooks Stimme meldete sich sofort: »Alles klar?«
    »Bei den Sandteufeln des Mars! Ja. Lucky ist zehn Meter weiter vorne, aber es ist nirgends etwas zu sehen. Hören Sie, wenn ich das nächste Mal ›alles klar‹ signalisiere, dann glauben Sie es mir gefälligst.«
    »Ich möchte mit Lucky Starr sprechen.«
    »Wozu denn?« Bigman blieb bemüht, seine Ungeduld nicht zu zeigen. »Das nächste Mal.«
    Cook zögerte eine Weile und sagte dann: »Meinetwegen.«
    Bigman nickte sich selbst zu. Ein nächstes Mal würde es nicht geben. Er würde einfach signalisieren und sonst nichts ... Nur, wie lange sollte er denn in der Finsternis herumstreichen, bis er wieder von Lucky hörte? Eine

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