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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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sie bestimmt eine kleine Atomkraftanlage. Das müssen sie. Sie brauchen Energie für Heizung, Wasserbereitung und so. Mit diesem Ergometer können wir die Anlage orten, und dann ...«
    Er verstummte, und Bigman kniff verärgert die Lippen zusammen. Er wußte, was dieses Schweigen zu bedeuten hatte. Lucky hatte eine Idee und würde, wenn er, Bigman, jetzt weiterfragte, ihm nur eine ausweichende Antwort geben.
    »Gehört einer der Ergometer mir?« fragte er.
    »Na sicher!« sagte Lucky und händigte ihm eines der Geräte aus.
     
    *
     
    Als sie ihr Zimmer verließen – sie hatten die Raumanzüge angelegt, trugen aber die Helme unter dem Arm –, erwartete sie Hanley Cook.
    »Ich dachte, ich könnte Sie zum nächsten Schachteingang bringen«, sagte er.
    »Besten Dank!« erwiderte Lucky.
    In der Kuppel begann gerade die Schlafperiode. Menschen richteten sich immer so ein, daß die Wachperioden und die Schlafperioden immer so wie auf der Erde miteinander abwechselten, selbst wenn es keinen Tag und keine Nacht gab, wonach man sich richten konnte. Lucky hatte diese Zeit absichtlich gewählt, um allein und nicht von Schaulustigen begleitet in das Bergwerk gehen zu können.
    Die Korridore der Kuppel waren leer. Die Lichter brannten nur schwach, und ihre Schritte hallten hohl von den Wänden.
    »Das ist Eingang Zwei«, sagte Cook und blieb stehen.
    Lucky nickte. »Ich hoffe, wir sehen einander bald wieder.«
    »Ja.«
    Cook betätigte die Schleuse, während Lucky und Bigman die Helme aufsetzten und sorgfältig auf die paramagnetischen Säume drückten. Jetzt atmeten sie Luft aus Flaschen.
    Lucky trat in die Schleuse, dicht gefolgt von Bigman. Die Wand schloß sich hinter ihnen.
    »Fertig?« fragte Lucky.
    »Aber klar, Lucky.« Bigmans Worte hallten in Luckys Kopfhörern, und seine kleine Gestalt war in dem düsteren Licht der Schleuse nur wie ein Schemen zu erkennen.
    Dann öffnete sich die Wand vor ihnen. Sie spürten das Entweichen von Luft ins Vakuum und traten durch die Öffnung.
    Ein Druck auf den Außenschalter, und die Wand schloß sich wieder hinter ihnen. Jetzt herrschte völlige Dunkelheit.

 
7.
     
    Sie schalteten ihre Helmlampen ein, und es wurde wieder hell um sie. Die Lichtkegel ihrer Scheinwerfer fielen in den düsteren Tunnel, der sich vor ihnen in die Ferne erstreckte. Wie im Vakuum üblich, waren die Lichtkegel scharf begrenzt, und alles, was außerhalb des Kegels lag, blieb schwarz.
    Und dann traten der Mann von der Erde und sein kleiner Begleiter vom Mars den Marsch in die Tiefen des Merkur an.
    Im Schein ihrer Helmlampen sah sich Bigman neugierig in dem Tunnel um, der den Tunnels, die er auf dem Mond gesehen hatte, stark ähnelte. Die Wände waren leicht gebogen und verschmolzen mit der Felsdecke. Der ganze Gang hatte einen ovalen Querschnitt, mit leichten Abflachungen oben und unten und bot auf diese Weise die größte strukturelle Stärke.
    Bigman konnte durch die Luft in seinem Anzug seine eigenen Schritte vernehmen. Luckys Schritte nahm er nur als leichte Schwingungen über den Felsboden wahr. Eigentlich konnte man das nicht als ein Geräusch bezeichnen; aber wenn man einen so großen Teil seines Lebens im Vakuum und Beinahe-Vakuum verbracht hatte, wie das bei Bigman der Fall war, so hatte diese Schwingung beinahe eine gleiche Bedeutung. Er konnte die Schwingungen fester Materie ebensogut »hören«, wie normalerweise Erdmenschen Luftschwingungen hören, die man als »Geräusch« bezeichnet.
    Gelegentlich kamen sie an Felssäulen vorbei, die man bei den Sprengarbeiten hatte stehenlassen, um das enorme Gewicht der Felsdecke zu tragen. Auch darin glich die Konstruktion den Bergwerken auf dem Mond, nur daß die Stützpfeiler dicker und zahlreicher waren, und das war auch berechtigt, denn die Schwerkraft des Merkur, so gering sie auch sein mochte, betrug immerhin das Zweieinhalbfache des Mondes.
    Zu beiden Seiten zweigten zahlreiche Seitengänge ab, und Lucky, der es nicht besonders eilig zu haben schien, blieb jedesmal stehen, um sich nach der Karte zu orientieren, die Cook ihm überlassen hatte.
    Die Überreste, die auf die ehemalige Anwesenheit von Menschen in den Schächten wiesen, stimmten Bigman geradezu melancholisch: Die Schraubflansche, wo früher einmal Leuchtkörper befestigt gewesen sein mußten, um die Korridore taghell zu erleuchten, die schwachen Markierungen, wo einst paramagnetische Felder den Erzkarren gedient hatten, und aus Kehlungen in den Wänden, wo vielleicht einmal Räume oder

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