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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Stunde? Zwei? Sechs? Was, wenn sechs Stunden verstrichen und kein Wort kam? Wie lange sollte er bleiben? Wie lange konnte er bleiben?
    Und was, wenn Cook spezielle Einzelheiten wissen wollte? Lucky hatte gesagt, er sollte seine Umgebung beschreiben. Aber was, wenn Bigman durchschaut wurde? Was, wenn der andere dahinterkam, daß Lucky zur Sonnenseite gegangen war? Lucky würde nie wieder Vertrauen zu ihm haben!
    Er schob den Gedanken von sich. Es nützte auch nichts, wenn er sich darauf konzentrierte.
    Wenn es nur irgend etwas gäbe, um sich damit abzulenken. Irgend etwas außer Finsternis und Vakuum.
    Er blieb stehen, um sich nach der Karte zu orientieren. An jeder Abzweigung waren große Zahlen angebracht, und es fiel nicht schwer, diese Zahlen auf der Karte zu vergleichen.
    Aber bei der niedrigen Temperatur war es gar nicht leicht, mit der Karte umzugehen, und das trug auch nicht dazu bei, seine Laune zu verbessern. Er drehte an dem Knopf an seiner Brust, um den Entfeuchter zu betätigen. Die Innenfläche seiner Gesichtsplatte begann sich schwach von der Feuchtigkeit in seinem Atem zu beschlagen, wahrscheinlich weil seine Temperatur von lauter Ärger angestiegen war, überlegte er.
    Und dann legte er plötzlich den Kopf zur Seite, als lauschte er. Und genau das tat er auch. Und dabei bemerkte er die leichten Erschütterungen des Bodens, die ihm erst jetzt auffielen, weil seine eigenen Schritte verstummt waren.
    Er hielt den Atem an und verharrte bewegungslos.
    »Lucky?« hauchte er in sein Mikrophon. »Lucky?« Seine rechte Hand hatte rasch den Zerhacker eingeschaltet. Niemand sonst konnte dieses Flüstern hören – wohl aber Lucky, und bald würde seine Stimme in seinen Kopfhörern hallen. Bigman schämte sich beinahe, wenn er bedachte, wie willkommen ihm diese Stimme jetzt sein würde.
    »Lucky?« hauchte er noch einmal.
    Die Erschütterungen hielten an.
    Bigmans Atem ging schneller; zuerst vor Erregung und dann vor lauter Freude, einer Freude, die ihn immer dann überkam, wenn sich etwas ereignete, wenn Gefahr bevorstand.
    Da war doch ein anderer in den Schächten des Merkur. Und dieser andere war nicht Lucky.
    Wer dann? Ein Sirianer? Hatte Lucky vielleicht doch recht gehabt, obwohl er in Wirklichkeit geglaubt hatte, die Sirianer nur zur Ablenkung benützen zu können?
    Vielleicht.
    Bigman zog den Strahler und schaltete seine Beleuchtung aus. Wußten sie, daß er da war? Kamen sie, um ihn zu holen?
    Bei den Erschütterungen handelte es sich nicht um das verschwommene, unrhythmische »Geräusch« vieler Leute, nicht einmal das Geräusch von zwei oder drei Menschen. Für Bigmans geschultes Ohr war ganz deutlich zu erkennen, daß es sich um das »Geräusch« von einem Mann handelte, der schnell näher rückte.
    Bigman tastete nach der Wand. Jetzt waren die Schwingungen viel deutlicher. Aus dieser Richtung kam der andere also.
    Bigman schob sich leise in der Finsternis vorwärts, ohne die Hand von der Wand zu nehmen. Er bog bei der nächsten Abzweigung nach rechts ein und setzte seinen Weg fort. Er hatte sich genau nach den Schritten des anderen orientiert und ging jetzt auf ihn zu.
    Und dann blitzte plötzlich vor ihm in der Finsternis ein blendendheller Lichtstrahl auf. Bigman erstarrte in seiner Bewegung.
    Und dann verschwand das Licht wieder. Der andere war an dem Tunnel vorübergegangen, in dem sich Bigman befand. Er bewegte sich also nicht in gleicher Richtung mit ihm.
    Bigman eilte auf leisen Sohlen weiter. Er würde die Kreuzung in den Tunnelgängen finden und dann hinter dem anderen sein.

 
8.
     
    Bigman hatte richtig kalkuliert. Das Licht des anderen tanzte vor ihm an den Wänden, als er an die Öffnung kam.
    Bigman hielt den Strahler bereit. Er hätte schießen können, aber dann wäre nicht viel übriggeblieben. Tote berichten nichts, und tote Feinde geben keine Erklärungen ab.
    Bigman setzte seine Verfolgung mit der Geduld einer Katze fort, und der Abstand zwischen ihnen schrumpfte immer mehr zusammen. Er folgte dem Licht und versuchte herauszubekommen, wer der andere war.
    Bigman beschloß, zuerst über Radio Verbindung mit dem Unbekannten aufzunehmen. Seine Finger stellten den Sender auf Breitbandübertragung. Es war natürlich möglich, daß der Gegner sich völlig anderer Wellenlängen bediente.
    Aber das machte nichts aus. Er, Bigman, hatte immer noch die andere Möglichkeit, einen Strahlerschuß auf die Wand abzugeben. Das würde schon die Aufmerksamkeit des anderen auf sich

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