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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Seidenpapier. Ihre normale Farbe war einer ungesunden, käsigen Blässe gewichen, knittrige Haut hing faltig um ihren Hals – ein Anblick, bei dem die Damen von L.A. normalerweise zum nächsten Schönheitschirurgen rannten.
    Er streckte die Hand aus und legte sie auf ihre. »Sie haben viel Gewicht verloren. Ich weiß, dass Sie ständig müde sind und sich gleichzeitig rastlos fühlen, aber wir können einfach keine körperliche Ursache dafür ausmachen.«
    »Was ist mit dem Kopfweh, den Schmerzen und den Träumen – Alpträume, keine normalen Träume, entsetzliche Alpträume …« Sie schrie fast vor Verzweiflung.
    Doktor Silverstein setzte einen mitfühlenden Gesichtsausdruck auf und suchte nach angemessenen Worten, obwohl er seine Patientin am liebsten geschüttelt hätte. In seinen Augen war sie nichts als eine weitere verwöhnte Neurotikerin, eine anspruchsvolle Tyrannin, ein typisches Exemplar dieser reichen Zicken, die niemals auf dem Boden der Realität gestanden hatten. Eingehend betrachtete er die großgewachsene Frau mittleren Alters, ihr flammend rotes Haar, ihre braunen Augen mit dem gelblichen Schimmer. Sie hatte etwas von einem Wildhund, schoss es ihm durch den Kopf.
    »Erzählen Sie mir noch einmal davon«, sagte er in beschwichtigendem Ton, um sie abzulenken. Sie schien ruhiger zu werden, wenn sie ihm von ihren Alpträumen berichtete. Der Psychiater blickte zu seiner Schreibtischuhr hinüber. Sie bezahlte ihn nach Stunden, rief er sich ins Gedächtnis. Er hatte also alle Zeit der Welt. Und so lehnte er sich zurück, während sie die Augen schloss und zu erzählen begann:
    »Ich gehe durch Gras, das meine Oberschenkel streift. Ich fasse eine Handvoll davon, um es zu teilen, und zerschneide mir die Handflächen wie an rasiermesserscharfen Klingen; Blut tropft von meinen Fingern zu Boden. Zu allen Seiten erheben sich riesige dunkle Felsen, aber sie wirken nicht stabil; sie scheinen sich in einer unsicheren Balance zu befinden, als könnten sie auf mich herabstürzen. Der Himmel ist blauer als jedes Blau, das ich bislang gesehen habe, und er scheint sich zu bauschen wie ein Zelt, so dass ich fürchte, er wird sich herabsenken und mich ersticken.«
    »Haben Sie Angst?«
    »Nein. Ich möchte weitergehen. Ich sehe eine Öffnung zwischen den Felsen und eine Höhle. Ich klettere hinauf und kauere mich in die Kühle des Überhangs. Dort sind diese fantastischen Malereien an den Wänden und uralte weiße Handabdrücke. Ich lege meine eigene Hand auf einen weißen Abdruck und hinterlasse einen Blutfleck. Dann sehe ich sie … sie starren mich an …«
    »Was? Was starrt Sie an?«
    »Totenköpfe. Entsetzliche Gesichter, rot angemalt … sie blicken mich zornig an. Und dann fangen die Geräusche an …«
    »Was für Geräusche?«, hakte Doktor Silverstein nach.
    »Wehklagen … Weinen … unheimliche Laute. Offenbar stammen sie von Menschen, aber ich kann nicht verstehen, was sie sagen. Ich weiß, dass sie mir etwas mitzuteilen versuchen.«
    Sie ließ ihr Gesicht in die Hände sinken und fing an zu zittern. »Die Kimberley ist eine so schöne Gegend … die Leute – einfach großartig. Aber seit meiner Rückkehr höre ich nachts diese Stimmen … Es ist, als wären sie in meinem Körper und versuchten, hinauszugelangen.« Sie öffnete die Augen und bedachte den Mann ihr gegenüber mit einem wilden Blick. »Sie oder ich, darum geht es hier. In mir herrscht Krieg – sie versuchen, die Kontrolle über mich zu erlangen. Sie versuchen, mich umzubringen.«
     
    Der Psychiater aus L.A. mit seiner Sonnenbräune, dem im Sports Club getrimmten Körper und seiner Designer-Kleidung war ein Mann, dessen beruflicher und sozialer Radius sich kaum über La Brea im Osten und den Olympic Boulevard im Süden hinaus erstreckte und erst recht nicht über den Vorwahlbereich 310 , der Santa Monica, Malibu, Pacific Palisades, Compton, Torrance, Beverly Hills und Catalina Island umfasste. Urlaub bedeutete für ihn Bermudas oder Baja. Und so konnte er absolut nicht begreifen, was Rowena Singer, die Tochter eines prominenten Filmmoguls, die seit ihrer letzten Scheidung in der Villa ihres Vaters in Brentwood lebte, in primitivste Verhältnisse unter die Eingeborenen einer Wüste in Westaustralien verschlagen hatte.
    »Rowena, wer hat Ihnen von diesem Ort erzählt, von der Kimberley? Warum sind Sie dorthin gegangen?«, fragte er vorsichtig. Zum ersten Mal schwang Neugier in seiner Stimme mit.
    Sie blickte ihn an, dann schloss

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