Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Schärfe hinter ihren Worten war nicht zu überhören.
»Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen?«, wollte Mac wissen.
»Das ist bereits die zweite Frage. Und ich habe mich noch nicht einmal entschieden, ob ich überhaupt Ihre erste beantworten werde. Bis Ripley Ihre Vermutung bestätigt …«
»Es ist keine Vermutung, sondern eine Tatsache. Und Ripley hat sie bereits bestätigt.«
Mias Augen wurden groß. »Jetzt überraschen Sie mich aber.«
Nachdenklich ging sie zum Kamin hinüber, von dort aus zu der Kaffeekanne, um zwei Tassen zu füllen, obwohl sie gar keinen Appetit auf Kaffee hatte.
»Sie würden auch Ripley beschützen«, bemerkte Mac leise. »Sie ist Ihnen wichtig, sehr wichtig sogar.«
»Wir waren Freunde, sehr enge Freunde, und das für den
größten Teil unseres Lebens. Aber das ist nun vorbei.« Sie sagte dies ganz schlicht, obwohl es ganz und gar keine einfache Angelegenheit war. »Aber ich habe nicht vergessen, was wir einmal waren, oder was wir geteilt haben. Trotzdem kann Ripley sich ganz gut selbst schützen. Und ich kann mir nicht vorstellen, wieso sie Ihnen so schnell gesagt haben sollte, welche besondere Gabe sie hat. Wer sie ist.«
»Ich hatte sie in die Enge getrieben.«
Er zögerte einen Moment, doch dann berichtete er Mia von dem plötzlichen Energiestoß, von der Frau am Strand und der Stunde, die er mit Ripley gemeinsam in seinem Cottage verbracht hatte.
Mia nahm sein Handgelenk und untersuchte es. »Ihr Temperament war schon immer ein Problem. Aber ihr Gewissen ist noch stärker. Sie wird jetzt darunter leiden, dass sie Sie verletzt hat. Normalerweise hätte sie die Verbrennungen auch transferiert.«
»Wie bitte?«
»Das wäre ihre Art gewesen, Buße zu tun, die Sache wieder gutzumachen. Sie hätte die Brandwunden von Ihrer Haut auf ihre eigene übertragen.«
Mac dachte an die Hitze, den Schmerz. Und fluchte. »Verdammt noch mal, das muss sie doch nun wirklich nicht.«
»Aus ihrer Sicht schon. Vergessen Sie die Angelegenheit.« Mia ließ sein Handgelenk los und wanderte durch den Raum, während sie ihre Gedanken zu ordnen versuchte. »Sie wollen sie haben, sexuell gesehen.«
Mac rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her und errötete. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Angelegenheit unbedingt mit einer anderen Frau diskutieren möchte.«
»Männer reagieren oft sehr empfindlich auf dieses Thema. Ich meine, wenn es darum geht, über Sex zu sprechen, nicht, wenn es darum geht, ihn zu praktizieren. Aber das ist
schon in Ordnung.« Sie kehrte wieder zum Sofa zurück. »Also, um jetzt Ihre Frage zu beantworten …«
»Entschuldigung. Aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich das Gespräch ab jetzt auf Band aufnehme?«
»Dr. Booke.« In ihrer Stimme schwang Belustigung mit, als er den Kassettenrecorder aus seiner Tasche holte. »Sie sind ja ein richtiger Pfadfinder. Immer auf alles vorbereitet. Aber, nein, ich denke nicht, dass es mich stören würde, solange Sie auch aufnehmen, dass Sie nichts von unserem Gespräch ohne meine schriftliche Einwilligung veröffentlichen dürfen.«
»Sie sind aber auch nicht von gestern. Einverstanden.«
»Nell und ich hatten beide unsere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Und der Prozess sollte ja auch bald beginnen, was dann in gewissem Sinne noch ein weiterer Schutzwall gewesen wäre. Und auch Zack, der seinen Job schließlich ziemlich gut macht und dazu noch sehr verliebt in Nell ist, schützte sie nach besten Kräften. Trotzdem konnte Evan Remington sie auf unserer Insel aufspüren. Er hatte sie verletzt und terrorisiert. Und er hätte beinahe Zack getötet, und hätte er Nell erwischt, hätte er sie garantiert umgebracht. Sie rannte also in den Wald, um zu verhindern, dass er Zack tötete, der ja schon verletzt war. Sie rannte in den Wald, weil sie wusste, dass Remington ihr dann folgen würde.«
»Sie ist eine sehr mutige Frau.«
»Oh, ja, das ist sie. Und sie kannte den Wald, ihren Wald, und da der Mond in jener Nacht nicht schien, war es stockfinster. Trotzdem konnte Evan sie schließlich aufspüren. Ein Teil von ihr wird es auch gewusst haben, dass er sie finden würde. Es gibt Schicksale, an denen kein Mensch etwas ändern kann – keine Magie, kein Intellekt, keine noch so große Anstrengung.« Ihr Blick war sehr eindringlich, als sie Mac jetzt in die Augen sah. »Können Sie das glauben?«
»Ja, das kann ich.«
Sie nickte, während sie sein Gesicht betrachtete. »Ich hatte mir gedacht, dass Sie das auf einer
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