Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Informationen aufzuspüren.«
Mit einem Lachen zog sie ihn hinein. »Willkommen bei mir zu Hause. Geben Sie mir Ihren Mantel.«
Sie stand dicht neben ihm und ließ ihre Fingerspitzen über seinen Arm gleiten. Sie betrachtete den Abend als eine Art Test, ein Test für sie beide. »Ich bin ja versucht zu sagen, treten Sie doch in meinen Salon ein.« Und wieder lachte sie mit ihrer tiefen, voll tönenden Stimme. »Und genau das tue ich jetzt auch.« Sie wies auf einen Raum, der von der großen Eingangshalle abzweigte. »Fühlen Sie sich wie zu Hause. Ich mache nur eben den Wein auf.«
Leicht verwirrt blickte Mac in ein Zimmer, in dem ein prasselndes Kaminfeuer brannte. Hier gab es eine Fülle von leuchtenden Farben, weichen Stoffen, glänzendem Holz und funkelndem Glas. Alte, auf eine gemütlich wirkende Art abgenutzte Teppiche bedeckten den polierten Holzfußboden.
Das Ganze strahlte einen gewissen Wohlstand aus – einen
angenehmen, geschmackvollen und irgendwie weiblichen Wohlstand.
In einer hohen, durchsichtigen Vase standen Lilien mit sternenförmigen Blüten, alle so weiß wie der Schnee, der draußen lag.
Die Luft war mit ihrem Duft durchtränkt und mit dem Duft von Mia.
Selbst ein Toter, dachte Mac, würde in dieser Umgebung wieder lebendig werden und fühlen, wie sich sein Blut erwärmt und seine Säfte wieder zu fließen beginnen.
In den Regalen standen Bücher, dazwischen fanden sich hübsche Glasflaschen, Kristallbrocken und faszinierende kleine Figuren. Mac widmete seine Aufmerksamkeit den Büchern. Die Lektüre eines Menschen verriet einiges über sein Wesen und seinen Charakter.
»Ich bin eine praktisch veranlagte Frau.«
Mac zuckte zusammen. Sie war vollkommen lautlos ins Zimmer gekommen, so lautlos und unhörbar wie Rauch.
»Wie bitte?«
»Ich bin praktisch veranlagt«, wiederholte sie, als sie das Tablett mit der Weinflasche und zwei Gläsern absetzte. »Bücher sind meine Leidenschaft, und ich habe die Buchhandlung eröffnet, damit ich mit meiner Leidenschaft auch noch Profit machen kann.«
»Das ist dann aber eine sehr breit gefächerte Leidenschaft.«
»Es ist so langweilig, sich auf ein einziges Interessengebiet zu beschränken.« Sie schenkte ihnen beiden Wein ein, reichte Mac ein Glas, ohne dabei auch nur ein einziges Mal den Blick von ihm abzuwenden. »Sie werden mir doch sicherlich zustimmen dass auch Sie mehr als nur ein Hobby haben, nicht wahr?«
»Natürlich. Vielen Dank für den Wein.«
»Also dann, auf die Vielzahl unserer Leidenschaften.«
Ihre Augen strahlten gut gelaunt, als sie miteinander anstießen.
Mia nahm auf dem niedrigen Sofa Platz, lächelte und klopfte einladend auf das Polster neben ihr. »Kommen Sie, setzen Sie sich. Erzählen Sie mir, was unsere kleine Insel mitten im Meer für einen Eindruck auf Sie gemacht hat.«
Mac fragte sich, ob das Zimmer vielleicht ein wenig zu stark geheizt war oder ob es Mia war, die überall, wo sie sich gerade aufhielt, diese Hitze verbreitete. Er setzte sich dennoch neben sie. »Sie gefällt mir gut. Die kleine Stadt macht einen sehr idyllischen Eindruck, wirkt aber nicht gekünstelt harmonisch, und die Menschen hier sind gerade so freundlich, dass es noch nicht an Neugierde grenzt. Ihre Buchhandlung verleiht dem Ganzen hier außerdem noch einen kultivierten Touch, und das Meer ist einfach umwerfend. Und der Wald erscheint mir sehr geheimnisvoll. Alles in allem fühle ich mich hier also sehr wohl.«
»Schön. Und in meinem kleinen Haus fühlen Sie sich auch wohl?«
»Mehr als wohl. Übrigens konnte ich auch schon einiges an Vorarbeit leisten.«
»Dann sind Sie also auch ein praktisch veranlagter Mensch, MacAllister?« Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wein, das Rot harmonierte wunderbar mit ihren purpurroten Lippen. »Und das, obwohl doch wohl manch einer Ihr gesamtes Themengebiet sicherlich als, nun ja, unrentabel abtun würde.«
Auf einmal hatte er das Gefühl, als sei sein Hemdkragen plötzlich eine Nummer kleiner geworden. »Wissen ist nie unrentabel.«
»Und genau das ist es, was Sie unter alldem suchen. Das Wissen.« Sie zog ihre Beine auf das Sofa, wobei ihre Knie ganz leicht seine berührten. »Ein suchender Geist ist sehr attraktiv.«
»Ja. Na ja.« Mac nahm einen Schluck Wein. Sog ihn förmlich in sich hinein.
»Wie steht’s mit Ihrem … Appetit?«
Seine Wangen färbten sich eine Spur dunkler. »Mit meinem Appetit?«
Er war wirklich sehr unterhaltsam, wie sie fand. »Warum gehen wir nicht einfach
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