Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
ich hätte dreifach, statt doppelt sagen sollen, denn zweitens hast du seine Ehre verletzt. Er hat sich selbst gerade dabei ertappen müssen, dass er in fremdes Gebiet eingedrungen ist, in das Territorium eines anderen Mannes. »
»Oh, wirklich. Ich bin doch kein verdammtes Kaninchen.«
»Zack sieht sich als jemand, der einen Kodex verletzt hat. Und drittens hätte er trotzdem genauso gehandelt, wenn er es gewusst hätte. Wenn du ihm die Umstände erklärt hättest. Er hätte sich damit arrangiert, weil er dich liebt, weil er dich begehrt und weil er erleichtert gewesen wäre, dass du einer schrecklichen Situation entkommen bist. Aber Tatsache ist, dass du es ihm nicht erzählt hast, dass du es zugelassen hast, dass er sich blind in dich verliebt. Das ist für ihn ein schwer zu schluckender Brocken.«
»Warum kann er nicht verstehen, dass meine Heirat mit Evan nichts bedeutet? Ich bin nicht mehr Helen Remington.«
»Möchtest du Trost oder die Wahrheit?«, fragte Mia trocken, und Nell schloss die Augen.
»Ich kann nicht beides haben, also kann es genauso gut die Wahrheit sein.«
»Du hast ihn belogen und durch Lügen in eine unhaltbare Position gebracht. Mehr noch, du hast ihm gesagt, dass du nicht beabsichtigst, deine Ehe zu beenden.«
»Ich kann es nicht …«
»Warte. Du beendest sie nicht, und ohne ein Ende gibt es keinen Anfang. Dies ist ausschließlich deine Entscheidung, Nell, und keiner kann oder sollte sie dir abnehmen. Aber du hast es Zack unmöglich gemacht, auf deiner Seite zu sein. Zu dir zu halten. Oder was er noch lieber täte, nehme ich an,
sich vor dich zu stellen und deinem Dämon ins Gesicht zu sehen, Nell.«
Sie setzte sich wieder, nahm ihre Hand. »Glaubst du, dass er seinen Sheriffstern aus Spaß trägt, vielleicht wegen der umwerfenden Bezahlung oder wegen der damit verbundenen Macht?«
»Nein. Aber er weiß nicht, was Evan anrichten kann, wozu er in der Lage ist. Mia, er ist besessen. Eine kalte, zielgerichtete Besessenheit, die ich nicht erklären kann.«
»Menschen neigen zu der Annahme, dass das Wort böse zu dramatisch ist«, sagte Mia. »Dabei beschreibt es vieles am besten.«
»Ja.« Einige Knoten lösten sich. Sie hätte inzwischen wissen müssen, dass sie Mia nichts erklären musste. »Und er versteht nicht, dass ich den Gedanken nicht ertrage, Evan noch einmal sehen zu müssen, seine Stimme hören zu müssen. Ich glaube, dass ich zusammenbrechen würde. Ich glaube, dass es mich vernichten würde.«
»Du bist stärker, als du glaubst.«
Nell schüttelte ihren Kopf. »Er … ist in der Lage, mich auf ein Nichts zu reduzieren. Ich weiß nicht, ob du verstehst, was ich meine.«
»Ja, ich verstehe es. Möchtest du einen Zauberspruch, ein Mittel, um dir Mut zu machen? Um dich zu schützen vor dem einen Mann, damit du den anderen haben kannst?« Mia streckte ihre Hand aus, streichelte Isis über den Rücken. Die Katze hob ihren Kopf und tauschte mit ihrer Besitzerin einen, wie es schien, wissenden Blick aus, und rollte sich wieder ein.
»Es gibt Dinge, die man tun kann«, sagte Mia nun lebhafter. »Zum Schutz, zur Selbstfindung, zur Entfaltung eigener Energien. Aber darunter, und das ist das Wichtigste, Nell, befindet sich deine eigene Macht. Für den Moment …«
Sie zog sich die silberne Kette mit dem silbernen Anhänger
über ihren Kopf. »Du hast Zack deinen Talisman gegeben, ich gebe dir einen von mir. Er gehörte meiner Urgroßmutter.«
»Das kann ich nicht annehmen.«
»Nur leihweise«, sagte Mia und streifte die Kette Nell über. »Sie war eine sehr pfiffige Hexe, meine Uroma. Machte eine gute Partie und spekulierte enorm erfolgreich an der Börse. Sie hat ihr Geld gut angelegt, wofür ich ihr heute noch dankbar bin. Ich wäre ungern arm. Sie hat als Ärztin auf der Insel gearbeitet, bevor sich ein richtiger, akademisch ausgebildeteter Mediziner hier niederließ. Sie besprach Warzen, machte Geburtshilfe, versorgte Wunden, pflegte die halbe Bevölkerung während einer Grippeepidemie und so weiter.«
»Er ist schön. Was bedeutet die Inschrift?«
»Es ist eine alte Sprache, vergleichbar mit der auf den Ogham Steinen in Irland. Es bedeutet Mut. Und wo du jetzt meinen Mut trägst, gebe ich dir noch einen Rat. Schlaf. Lass ihn mit seinen Gefühlen ringen, während du deine überprüfst. Wenn du zu ihm gehst – und so sehr er dich auch liebt, er wird nicht von sich aus zu dir zurückkommen –, sei dir darüber im Klaren, was du wirklich willst, und was du bereit
Weitere Kostenlose Bücher