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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wichtigen, erfolgreichen Mann, sich einige Tage Urlaub zu nehmen. Es war aufwändig, kompliziert und nervtötend, Termine umzubuchen, Verabredungen abzusagen, Mandanten zu informieren, die Mitarbeiter zu instruieren.
    Die ganze Welt war von ihm abhängig.
    Noch nervtötender war allerdings, dass er sich um die Buchungen selber kümmern musste und sie nicht seiner Sekretärin überlassen konnte.
    Aber nach gründlichem Nachdenken war Evan zu dem Schluss gekommen, dass es nicht anders ging. Keiner sollte wissen, wo er war oder was er vorhatte. Nicht seine Mitarbeiter, nicht seine Klienten, nicht die Presse. Natürlich könnte man ihn über sein Handy erreichen, sollte es irgendeine Krise geben. Ansonsten würde er, bis er das getan hatte, was er tun wollte, inkognito bleiben.
    Er musste es wissen.
    Er musste ständig an das denken, was ihm seine Schwester so beiläufig mitgeteilt hatte.
    Helens Double. Helens Geist.
    Helen.
    Er wachte nachts schweißgebadet auf, weil ihn Bilder von Helen verfolgten, seiner Helen, die an einem malerischen Strand spazieren ging. Lebendig. Die ihn auslachte. Die sich jedem Mann hingab, der auch nur den kleinen Finger krümmte.
    Es war nicht zum Aushalten.
    Seine ungeheure Trauer nach ihrem Tod verwandelte sich langsam aber stetig in kalte tödliche Wut.
    Hatte sie ihn überlistet? Hatte sie irgendwie ihren eigenen Tod geplant und ausgeführt?
    Er hatte nicht gedachte, dass sie dafür klug genug wäre, keinesfalls mutig genug, um ihn zu verlassen, noch weniger, dass sie es schaffen würde. Sie kannte die Konsequenzen. Er hatte sie ihr absolut klar gemacht.
    Bis dass der Tod uns scheidet.
    Ganz offensichtlich hatte sie das nicht allein geschafft. Sie hatte Hilfe. Ein Mann, ein Geliebter. Eine Frau, erst recht eine Frau wie Helen, hätte einen solch raffinierten Plan nicht allein ausarbeiten können. Wie oft hatte sie sich aus dem Haus geschlichen, um mit irgendeinem Bastard, der anderen Männern ihre Frauen stahl, zu schlafen und die Details ihres Betrugs auszuarbeiten?
    Er sah sie vor sich, wie sie sich lachend im Bett wälzten und Komplotte schmiedeten, Verrat planten.
    Oh, dafür würde sie bezahlen.
    Er kriegte sich wieder einigermaßen in den Griff, führte seine Geschäfte und sein bisheriges Leben weiter, ohne sich seinen Aufruhr anmerken zu lassen. Ja, er war sogar fast so weit, sich selbst einzureden, dass Pamelas Behauptungen kompletter Unsinn waren. Sie war schließlich nur eine Frau. Und Frauen waren von Natur aus nun mal gedankenlos und albern.
    Es gab keine Geister. Und es gab nur eine Helen Remington. Die Helen, die für ihn bestimmt war.
    Aber es gab Zeiten in diesem großen, prächtigen Haus in Beverley Hills, in denen er das Flüstern von Geistern hörte. Zeiten, in denen er meinte, aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung gesehen oder das spöttische Lachen seiner Frau gehört zu haben.
    Was, wenn sie gar nicht tot wäre?
    Er musste es wissen. Er musste vorsichtig sein, und er musste schlau sein.
    »Sie können jetzt auf die Fähre fahren.«
    Seine wasserblauen Augen blinzelten. »Wie bitte?«
    Der Arbeiter, der die Autos auf die Fähre winkte, trat instinktiv einen Schritt zurück, als ihn dieser kalte Blick traf. Es war, als hätte er in einen toten See geblickt, dachte er später.
    »Sie können jetzt auf die Fähre fahren«, wiederholte er. »Sie wollen auf die Drei Schwestern, oder?«
    »Ja.« Das Lächeln, das sich jetzt auf dem ansehnlichen Gesicht ausbreitete, war schlimmer als die Augen. »Ja, das will ich.«
     
    In der Legende hatte die unter dem Namen ›Luft‹ bekannte die Insel verlassen, um dem Mann zu folgen, der ihr versprochen hatte, sie ewig zu lieben und zu umhegen. Als er sein Versprechen brach und sie unglücklich wurde, hatte sie sich nicht dagegen gewehrt. Sie hatte im Leid Kinder geboren, sie in Furcht aufgezogen. Hatte sich gebeugt und war zerbrochen.
    Und gestorben.
    Ihre letzte Tat war, dass sie ihre Kinder zurückgeschickt hatte auf die Insel, um sie zu schützen. Aber sie hatte nichts getan, trotz ihrer Macht, um sich selbst zu schützen.
    So wurde das erste Glied in einer Kette von Verwünschungen geschmiedet.
    Nell musste immer wieder an diese Geschichte denken. An die Entscheidungen und Fehler, an das Schicksal. Sie war ihr präsent, wenn sie durch ihre Straßen ging, die ihre Heimat geworden waren. Die sie als Heimat behalten wollte.
    Zack hielt einem kleinen Jungen gerade eine deftige Standpauke, als sie hereinkam. Automatisch wollte

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