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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sterben, damit Nell Channing leben konnte.
    Wütend über sich selbst, dass sie sich, wenn auch nur für einen Moment, in der Vergangenheit verlor, schloss Nell ihre Augen. Diese einfache Form der Entspannung hatte sie erst mühsam lernen müssen, denn mit geschlossenen Augen tappte man leichter in Fallen. Aber jetzt hielt sie sie geschlossen, atmete ruhig ein und aus. Salzige Luft, Wasser, Freiheit.
    Als sich ihre Schultern langsam wieder entspannten, umspielte ein feines Lächeln ihren Mund. Sie stand an der Reling, eine kleine Frau mit kurzem, sonnengebleichtem Haar, das lustig um ihr zartes Gesicht wippte. Das Lächeln ihrer gewölbten Lippen, ungeschminkt und weich, formte übermütige kleine Grübchen in ihre Wangen. Die Freude ließ ihre Haut in einem rosigen Schimmer erglühen.
    Sie trug kein Make-up, ein weiterer Befreiungsschlag. Ein Teil von ihr versteckte sich immer noch, war immer noch gejagt, und sie tat alles in ihrer Macht stehende, um unauffällig zu bleiben.
    Früher galt sie als Schönheit und hatte sich entsprechend gestylt. Sie kleidete sich so, wie es von ihr erwartet wurde – elegant, sexy und extravagant, trug die Garderobe, die ein
Mann für sie aussuchte, der vorgab, sie über alles zu lieben. Sie kannte das Gefühl von Seide auf ihrer Haut, wusste, wie es sich anfühlte, Diamanten um den Hals zu tragen. Helen Remington hatte alle Vorzüge des Reichtums gekannt.
    Und drei Jahre lang hatte sie in Furcht und Schrecken gelebt.
    Nell trug ein einfaches T-Shirt über ihren ausgeblichenen Jeans. Ihre Füße steckten in bequemen weißen Slippern. Ihr einziger Schmuck war ein antikes Medaillon, das ihrer Mutter gehört hatte.
    Einige Dinge waren zu kostbar, um zurückgelassen zu werden.
    Als die Fähre sich langsam dem Anleger näherte, ging sie zu ihrem Wagen. Sie fuhr auf die Drei Schwestern mit einem einzigen Gepäckstück, in dem alle ihre Besitztümer verstaut waren, einem rostigen alten Buick und einer Barschaft von insgesamt 208 Dollar.
    Sie hätte nicht glücklicher sein können.
    Nichts, dachte sie, als sie den Wagen in der Nähe der Anlegestelle parkte und erste Erkundigungen zu Fuß unternahm, könnte weniger mit den Glitzerpalästen und dem Glanz und Glamour von Beverly Hills zu tun haben. Und nichts, stellte sie fest, hatte ihre Seele so tief berührt wie diese kleine Postkarten-Idylle. Häuser und Läden waren gleichermaßen adrett und sauber mit ihren von der Sonne und dem Salzwasser ausgebleichten Farben. Verschlungene, kopfsteingepflasterte Straßen, die frisch gefegt aussahen, zogen sich hügelan durch den kleinen Ort bis hinunter zum Hafen.
    Die Gärten waren liebevoll gepflegt, so als wäre Unkraut hier behördlicherseits verboten. Hinter hölzernen Gartenzäunen tollten und bellten Hunde, und Kinder fuhren vergnügt auf ihren kirschroten und leuchtend blauen Fahrrädern umher.
    Der Hafen war ein einziges Stillleben: Boote und Netze und braun gegerbte Männer in langen Gummistiefeln ließen
keinen Zweifel aufkommen. Sie konnte den Fisch und den Schweiß förmlich riechen.
    Sie erklomm den Hügel vom Dock aus und betrachtete den Hafen von oben. Ausflugsdampfer ankerten in der Bucht, und auf dem kleinen Streifen Sandstrand hatten die Sonnenanbeter ihre Matten und Handtücher ausgebreitet, während die Wasserratten sich in der kräftigen Brandung tummelten. Eine kleine rote Trambahn, auf der in großen weißen Buchstaben »Drei Schwestern-Tour« stand, füllte sich schnell mit kamerabewaffneten Tagesgästen.
    Fischerei und Tourismus waren die Haupteinnahmequellen der Insel, nahm sie an. Aber das war nur die wirtschaftliche Seite. Die andere waren die See, Stürme und die Zeit, das Überleben und Aufwachsen nach deren Regeln. Das, dachte sie, ist das, was man Mut nennt.
    Sie hatte zu lange gebraucht, um ihren eigenen zu finden.
    Die High Street verlief quer zum Hügel. Läden und Restaurants und diverse kleine Insel-Betriebe, wie sie vermutete, waren hier angesiedelt. In einem der Restaurants wollte sie zuerst anfragen. Vielleicht bekäme sie dort einen Job als Kellnerin oder Hilfsköchin, zumindest für die Sommersaison. Wenn sie einen Job gefunden hätte, könnte sie sich um ein Zimmer kümmern.
    Sie könnte bleiben.
    In einigen Monaten würden die Leute sie kennen. Sie würden ihr beim Vorübergehen zuwinken oder ihren Namen rufen. Sie war es so Leid, eine Fremde zu sein, niemanden zu haben, mit dem sie reden konnte. Niemanden, der sich etwas aus ihr machte, sich um sie

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