Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
geöffnet, im Winter schließen wir schon um siebzehn Uhr. Peg übernimmt lieber die Nachmittagsschicht. Sie feiert gern und ist ein Morgenmuffel. Jedenfalls, da wir ab zehn Uhr servieren, brauche ich Sie morgens.«
»Das ist kein Problem für mich.« Nell folgte Mia über eine Wendeltreppe in ein weiteres Stockwerk. Sie hatte es nicht bemerkt, stellte sie fest. Sie hatte nicht gewusst, dass das Café drei Stockwerke hatte. Noch vor einigen Monaten wäre ihr ein derartiges Detail nicht entgangen. Sie hätte sich die Räume sorgsam eingeprägt und genau gewusst, wo die Ausgänge sind.
Sich entspannen ist nicht gleichbedeutend mit nachlässig
werden, rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie musste darauf vorbeitet sein, jederzeit fliehen zu können.
Sie gingen durch einen großen Lagerraum, gefüllt mit Bücherregalen, auf denen Kisten standen, und betraten Mias Büro.
Der antike Schreibtisch aus Kirschholz passte exzellent zu ihr, dachte Nell. Sie stellte sich Mia vor inmitten der Reichen und Schönen. Überall standen Blumen und blühende Pflanzen, kleine Kristallstücke und polierte Steine in Glasgefäßen. Zu dieser höchst individuellen Einrichtung gehörte aber auch ein hypermoderner Computer, ein Fax, ein Ablageschrank und Regale für Verlagskataloge. Mia wies auf einen Stuhl und nahm selbst hinter ihrem Schreibtisch Platz.
»Sie waren ein paar Stunden im Café, also kennen Sie unsere Speisekarte. Es gibt jeden Tag ein spezielles Sandwich im Angebot, die Tagessuppe, eine kleine Auswahl verschiedener Sandwiches. Zwei oder drei Salate. Gebäck, Kekse, Muffins. Ich habe die Auswahl immer den Köchen überlassen. Wäre das für Sie in Ordnung?«
»Ja, Ma’am.«
»Bitte, ich bin kaum ein Jahr älter als Sie. Nur Mia bitte. Bis wir wissen, dass es funktioniert, wüsste ich allerdings gern, was Sie morgen auf die Speisekarte setzen wollen.« Sie zog einen Schreibblock aus der Schublade und reichte ihn über den Tisch. »Schreiben Sie einfach auf, was Sie sich vorstellen dafür.«
Panik überkam Nell, brachte ihre Finger zum Zittern. Sie atmete tief durch, wartete, bis ihr Kopf wieder frei und klar war. Dann begann sie zu schreiben. »Zu dieser Jahreszeit sollten wir leichte Suppen anbieten. Eine Gemüse-Kräutersuppe, zum Beispiel. Nudelsalat, weiße Bohnen und Shrimps. Ich schlage Paprika-Huhn für das Tages-Sandwich vor und verschiedene vegetarische Sandwiches zur Auswahl, was es zu dieser Jahreszeit eben gibt. Ich kann Fruchttörtchen backen,
je nachdem, welche Früchte sich dafür eignen. Die Eclairs gingen gut. Ich kann sie nachbacken. Eine Schokoladencreme-Schichttorte. Janes spitzenmäßige Blaubeer-Muffins selbstverständlich – oder Walnuss-Muffins. Kekse? Schokoladen-Kekse sind immer beliebt und Macadamia-Nusskekse. Statt einer dritten Kekssorte würde ich lieber Brownies anbieten. Meine Brownies mit Karamelfüllung sind wirklich sehr lecker.«
»Wie viel davon können Sie hier vorbereiten?«
»Alles, denke ich. Aber wenn wir das Gebäck und die Muffins ab zehn Uhr servieren wollen, müsste ich ungefähr um 6 Uhr anfangen.«
»Und wenn Sie Ihre eigene Küche hätten?«
»Nun ja.« Was für ein verlockender Gedanke! »Dann würde ich einige der Gerichte am Abend vorher vorbereiten und sie morgens frisch backen.«
»Hm, hmm. Wie viel Geld haben Sie, Nell Channing?«
»Genug.«
»Seien Sie nicht unnötig empfindlich«, wies Mia sie milde zurecht. »Ich kann Ihnen hundert Dollar Vorschuss geben. Das verrechnen wir mit Ihrem Anfangsgehalt. Sie führen täglich Buch über die Zeit, die Sie zum Einkaufen und fürs Kochen brauchen. Sie lassen die Einkäufe anschreiben im Laden. Ich hätte gern die Quittungen, ebenfalls täglich.«
Als Nell ihren Mund öffnete, um etwas zu erwidern, hob Mia einen korallenrot gelackten, schlanken Finger. »Warten Sie. Zusätzlich erwarte ich von Ihnen, beim Servieren, Abräumen und Säubern der Tische zu helfen, wenn starker Andrang ist, und Kunden in der Buchabteilung hier oben zu bedienen, wenn wenig zu tun ist. Sie haben zweimal eine halbe Stunde Pause, Sonntags frei und fünfzehn Prozent Angestellten-Rabatt auf Einkäufe, außer Essen und Getränke, die, es sei denn, Sie sind ein Vielfraß, Teil Ihrer Vergünstigungen sind. Können Sie mir folgen so weit?«
»Ja, aber ich …«
»Sehr gut. Ich bin jeden Tag hier. Wenn Sie irgendwelche Fragen oder Probleme haben, kommen Sie zu mir. Wenn ich nicht da sein sollte, fragen Sie Lulu. Sie ist normalerweise hinter dem
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