Im Licht des Blutmondes
die Hand auf ihre Brust legte, wunderte sie sich, dass sich ihr Herzschlag gar nicht beruhigen musste. Ihr Herz war stumm. Sie wusste, dass es noch da war, doch es arbeitete nicht länger. Joleen spürte keine Schläge, die das Blut durch ihre Adern pumpte.
„Besser?“, fragte Zach und Joleen nickte. Er schmunzelte erneut und Joleen schmiegte ihre Wange an seine warme Handfläche. Wieso war sie warm? Als sie fragend ihre Stirn runzelte, musste sie plötzlich lächeln. Natürlich, nun da sie tot war, hatten sie die gleiche Körpertemperatur. Irgendwie fühlte es sich fremd an, doch gleichzeitig unglaublich vertraut.
Erstaunt nahm sie die Hand von ihrer Brust und fuhr mit den Fingern über seine Wange. Auch dort wirkte seine Haut warm und weich. Sie hob auch ihre zweite Hand und umfasste sein Gesicht. Ihre Finger fuhren sanft die Konturen seiner Gesichtszüge nach, vollkommen erstaunt über das Wunder, dass er so warm war. Zach sah sie währenddessen aus ruhigen Augen an.
Wieder konzentrierte sie sich und holte Luft und wieder spürte sie keine Erleichterung, doch nun machte es ihr keine Angst mehr.
Einem Impuls folgend beugte sie sich vor und ließ ihre Lippen über die von Zach streichen, nur um zu sehen, ob es sich nun auch anders anfühlte, wenn sie sich küssten. Zach erwiderte den Kuss behutsam, doch das reichte Joleen nicht. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, zog ihn näher an sich und öffnete den Mund, um den Kuss intensiver zu gestalten. Zach ließ sich sofort darauf ein, und legte die Arme um ihren Körper.
Joleen seufzte auf und drückte ihn noch fester an sich, während sie ihre Zunge vorsichtig nach vorne gleiten ließ. Als sie gegen ihre Zähne stieß, zuckte sie zusammen und löste sich überrascht von Zach. Verwundert rückte sie sie von ihm ab und betastete mit ihren Fingern die Reißzähne, die weit ausgefahren waren. Als einer davon sich in ihre Fingerkuppe bohrte, zuckte sie zusammen.
„Du solltest etwas trinken“, murmelte Zach leise und Joleen sah ihn aus großen Augen an. Trinken? Blut? Ja, sie wollte trinken, doch … Als ihr klar wurde, was die Nahrungsaufnahme noch bedeutete, außer Blut zu trinken, schüttelte sie ihren Kopf. Sie wollte nicht, dass ein anderer Mann mit Ausnahme von Zach sie berührte! Nie wieder! Zach strich ihr liebevoll durch ihr Haar und in seinen Augen glitzerte Verständnis.
„Du musst trinken, Liebste“, flüsterte er. Wieder schüttelte Joleen ängstlich und hungrig ihren Kopf. Nach einer winkenden Handbewegung von Zach, hörte Joleen plötzlich, wie hinter ihr Kleidung raschelte.
Instinktiv fletschte sie die Zähne, fuhr herum und blickte dort hin, wo auch Zach hinsah, bereit, jeden Mann anzugreifen, der sich ihr näherte. Sie erstarrte, als sie Lucias vertrautes Gesicht erkannte, und legte den Kopf auf die Seite.
Lucia lächelte ihr in ihrer frechen Art zu und kam auf das Bett zu. Als Joleen ihre Augen verengte, hob Lucia langsam die Hände.
„Ich werde mich nur zu dir setzen, Joleen“, erklärte sie ruhig. „Ich will dir nichts tun.“ Wieder runzelte Joleen ihre Stirn. Wieso glaubte Lucia, dass sie das sagen musste? Sie wusste doch, dass Lucia ihr niemals etwas tun würde. Dann fiel ihr auf, dass sie immer noch in einer Angriffhaltung auf dem Bett kauerte, und entspannte sich.
Lucias schien in keiner Weise nervös zu sein. Sie kam weiter auf das Bett zu und sah Joleen mit ihren dunklen Augen beruhigend an. Schließlich setzte sich Lucia neben sie und Joleen spürte die Hitze, die der Körper ihrer Freundin abstrahlte und nun nahm sie auch den unwiderstehlichen Geruch wahr. Wieso war ihr vorher nie aufgefallen, dass Lucia so unglaublich gut roch?
Lucia hob ihre Hand, schob den Ärmel ihres Kleides zurück und hielt sie Joleen dann hin. Joleen sah auf das Handgelenk und leckte sich trotz ihrer Reißzähne über die Lippen.
„Du kannst ruhig trinken, Joleen“, erklärte Lucia. „Dafür bin ich hier.“ Sie sah kurz zu Zach, der ihr aufmunternd zunickte. Dann sah sie erneut fragend in Lucias Augen. Lucia lächelte immer noch ruhig. „Trink ruhig.“
Joleen atmete durch und nahm Lucias Arm in die Hände, um ihn näher an ihre Lippen heranzubringen. Wieder atmete sie tief ein, um diesen berauschenden Duft zu riechen. Lucia hob die Hand und begann, Joleen mit einer federleichten Berührung durch das Haar zu streicheln.
Diese leichte Berührung war der Auslöser. Joleen öffnete den Mund, legte die Zähne an Lucias Handgelenk und biss zu.
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