Im Licht des Blutmondes
Zacharias gewandt und setzte sich mit ihm gemeinsam auf das Sofa. Agenta sah dabei zu, wie ihr Bruder nickte.
„Hätte es“, antwortete er.
„Oh“, entfuhr es Joleen und Agenta unterdrückte ein Lachen, da Joleen, wahrscheinlich zum ersten Mal, seit sie bei ihnen war, Zacharias einen wirklich bösen Blick zuwarf. „Das hättest du mir sagen müssen“, schimpfte sie los.
Agenta konnte nicht mehr an sich halten und ihr entfuhr ein Lachen, das sie schnell als einen Hustenanfall tarnte. Es würde ihr ohnehin keiner glauben, denn wieso sollten Vampire schon husten, doch der überraschte Blick ihres Bruders war einfach zu amüsant. Als sie sich umsah, sah sie, dass auch Cirrus amüsiert grinste.
„Daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen, Bruder“, erklärte Cirrus, als Joleen sie alle verwirrt ansah und ihre Stirn runzelte.
„An was?“, fragte sie und sah Zacharias wieder fragend an. Nun grinste auch ihr anderer Bruder.
„Daran, dass du nicht mehr handelst wie eine Blutsklavin“, gestand Zacharias schmunzelnd. Joleens Augen weiteten sich und sie öffnete verwundert ihren Mund.
„Das ist mir gar nicht aufgefallen“, gestand sie leise und senkte ihren Blick. Agenta musste wieder lachen und ihre Brüder stimmten mit ein.
„Das ist normal“, bekundete Zacharias, als sie sich wieder beruhigt hatten. „Dein Denken läuft nun in anderen Bahnen. Dein Instinkt sträubt sich dagegen, sich zu unterwerfen.“ Joleen runzelte ihre Stirn, und nickte, dann ließ sie ihren Blick durch den Raum streifen.
„Wo ist Fayn?“, fragte sie leise und ihre Stimme wurde traurig.
„Sie kümmert sich um Nikolas‘ Beisetzung“, erklärte Agenta und spürte, dass auch sie traurig wurde. Joleen seufzte schwer und senkte ihren Blick.
„Das ist alles meine Schuld“, flüsterte sie schuldbewusst. Cirrus schüttelte sofort seinen Kopf.
„Nein, ist es nicht“, widersprach er. „Wir haben uns Andersons Erinnerungen angesehen, nachdem wir ihn im Keller untergebracht hatten. Nichts von dem, was passiert ist, war deine Schuld.“ Joleen zuckte zusammen und sah Cirrus mit von grauen erfüllten Augen an.
„Was heißt das? Als ihr ihn im Keller untergebracht habt? Lebt er etwa noch?“ Ihre Stimme war schrill und sie schrie fast.
„Ja, tut er“, knurrte Zacharias und Joleen verstummte sofort. Auch wenn Joleens Instinkte nun dagegen arbeiteten, sich zu unterwerfen, Zacharias hatte sie erschaffen, und dadurch war er ihr automatisch überlegen.
„Wieso?“, flüsterte Joleen und sah ihn fragend an.
„Weil er keinen schnellen Tod verdient hat“, fauchte Zacharias und seine Augen blitzten kurz rot auf. Joleen erschauderte.
„Das ist falsch“, raunte sie düster und nun runzelte auch Agenta fragend ihre Stirn. Als Joleen bemerkte, dass alle sie fragend ansahen, richtete sie sich auf und presste fest ihre Lippen aufeinander. „Das letzte Mal, als Zach ihn töten wollte, war ich es, die ihn davon abgehalten hat. Wegen meines Wunsches hat er damals überlebt, und das hat Nikolas sein Leben gekostet. Er sollte sofort sterben! Damit er nicht die Möglichkeit zur Flucht bekommt.“ Agenta war überrascht. Joleen war immer von ungewöhnlich sanftem Gemüt gewesen. Niemals wäre sie davon ausgegangen, dass das Mädchen einmal so leichtfertig davon sprechen würde, jemand anderen zu töten.
„Ist es das, was du willst, Joleen?“, fragte Cirrus sehr ernst. Er wechselte einen langen Blick mit Zacharias, der ihn bedeutungsvoll erwiderte. Joleen nickte entschlossen und sah dann zögernd zu Zacharias, der neben ihr seufzte.
„Gut, dann soll es so sein“, erklärte Zacharias und sah Joleen an. „Aber da du das Urteil gesprochen hast, bist du auch diejenige, die es ausführen muss.“ Joleens Augen weiteten sich erschrocken, als ihr klar wurde, was Zacharias da gerade gesagt hatte.
Agenta beugte sich gespannt vor. Nun wurde es interessant.
***
J OLEEN
Sie sah Zach in die Augen und fragte sich, ob sie das können würde. Sie horchte in sich hinein. Wollte sie, dass Anderson starb? Die Antwort war ein klares Ja. Würde sie dazu in der Lage sein, ihn selbst zu töten? Darauf fand sie keine Antwort.
„Ich bin nicht sicher, ob ich das kann“, gestand sie leise, sah den Vampiren um sie herum jedoch fest entschlossen in die Augen. „Ich werde Hilfe brauchen.“ Wieder sah sie Überraschung in Agentas und Cirrus‘ Augen aufblitzen.
„Das heißt, du willst es selbst tun?“, fragte Agenta ruhig. Joleen zuckte mit ihren
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