Im Licht des Blutmondes
Schultern und nickte gleichzeitig.
„Wenn es so verlangt wird“, erklärte sie. „Ich will nicht, dass er weiterlebt. Also werde ich wohl lernen müssen, zu töten.“ Sie wartete darauf, dass sich Widerstreben oder Mitgefühl für Anderson einstellte, doch es kam einfach nicht. Vielleicht war sie nun nach ihrer Verwandlung ja doch anders. Möglicherweise hatte sie ja verlernt, wie man so etwas wie Mitgefühl empfand.
„Joleen?“ Zachs Stimme brachte sie dazu, ihn sofort anzusehen. Seine Augen wirkten ruhig und irgendwie beeindruckt. Eine heiße Welle der Lust durchfuhr sie, als sie wieder daran denken musste, wie warm sich seine Haut nun anfühlte. Zögernd hob ihr ihre Hand und ließ ihre Fingerspitzen über seine Wange gleiten. Zachs Mundwinkel zuckten verdächtig, doch dann umfasste er ihre Hände und bettete sie in ihrem Schoß. „Konzentrier dich“, sagte er. Joleen atmete durch und nickte dann.
„Ich versuche es“, versprach sie und wurde ein wenig ärgerlich, als sie erneut das leise Lachen von Cirrus und Agenta hören konnte. Zach drückte beruhigend ihre Hände und sie merkte, wie sie sich wieder entspannte.
„Wenn du willst, dann können wir es gemeinsam tun“, erklärte er. „Du hast das Urteil gesprochen, deswegen musst du es auch ausführen. Aber als dein Gefährte steht es mir zu, dir zu helfen.“
Joleens Lippen verzogen sich zu einem erfreuten Lächeln. Gefährte hatte er gesagt. Er war ihr Gefährte. Nicht mehr ihr Meister. Und sie war seine Gefährtin. Sie waren nun gleichberechtigt. „Konzentration Joleen“, ermahnte Zach sie schmunzelnd.
„Ah ja“, sagte sie und setzte einen schuldbewussten Blick auf. Sie blickte Zach ernst in seine grauen Augen. „Ich fände es sehr schön, wenn du mir hilfst“, gestand sie schließlich.
„Nun, dann bleibt nur noch die Frage, was wir mit Scarlett machen“, erklärte Agenta. Joleen zwang sich, den Blick aus Zachs Augen zu lösen und sie anzusehen. Nun, da die Vampirin es erwähnt hatte, fiel es ihr wieder ein. Scarlett war es gewesen, die sie alle verraten hatte. Und das schon, bevor Nikolas über sie hergefallen war. Joleen wagte es jedoch nicht, etwas zu sagen, da sie Angst davor hatte, auch dieses Urteil vollstrecken zu müssen.
„Man sollte sie einem Clan ausgehungerter Vampire zum Fraß vorwerfen, damit diese mit ihr das Gleiche machen, was sie Joleen durch ihren Verrat hat zukommen lassen“, fauchte Zach wütend und Joleen zuckte zusammen. Sie hatte keine Angst vor Zach, doch die Erinnerung an das, was passiert war, auch wenn sie nur sehr verschwommen war, jagte Schauder durch ihren gesamten Körper.
„Zu einfach“, erklärte Agenta kopfschüttelnd. „Im Gegensatz zu Joleen hat sie niemanden, für den sie überleben wollen würde. Der Spaß wäre schnell vorbei.“ Zach knurrte tief und unzufrieden und Joleen drückte nun beruhigend seine Hände. Cirrus fixierte sie und sah sie lange an.
„Und wie siehst du das, Joleen?“, erkundigte er sich. Joleen sah ihn überrascht an. Wieso fragte er sie? Er hatte sie nur einmal gefragt, was sie dachte, und das war damals gewesen, nachdem sie mit Anderson und Leon den Tag über im Keller eingesperrt gewesen war.
„Wieso fragst du mich?“, wollte sie wissen und kam sich irgendwie komisch dabei vor, ihn so vertraut anzusprechen. Und doch, es fühlte sich richtig an.
„Weil du nun ein Teil dieser Familie bist“, erklärte Cirrus schulterzuckend und lächelte sie dann an. „Deswegen wirst du in alle Entscheidungen mit einbezogen.“ Ein warmes Gefühl breitete sich in Joleen aus. Ja, sie war ein Teil dieser Familie, und ein Teil von ihr wusste es schon, seit sie erwacht war, doch es war schön, es ausgesprochen zu hören.
„Konzentration, Liebste“, ermahnte Zach sie erneut mit zärtlicher Stimme und Joleen zwang sich, sich wieder zu konzentrieren. Kaum schaffte sie es, ihre Gedanken zu fokussieren, da kam ihr auch schon eine Idee.
„Ich denke, dass sie Anderson töten sollte, um ihr zu zeigen, wo ihr Verrat sie hingeführt hat“, erklärte sie und sah fragend zu Zach, in dessen Augen es stolz aufleuchtete.
„Hervorragende Idee, Liebste“, flüsterte er.
„Und eine gute Möglichkeit der Vollstreckung des Urteils zu entkommen, dass sie selbst gesprochen hat“, fügte Agenta hinzu, doch ihre Stimme hatte einen solch lieblichen Unterton, dass Joleen es nicht als Vorwurf auffassen konnte, selbst wenn sie gewollt hätte.
„Und was machen wir danach mit ihr?“, fragte
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