Im Licht des Blutmondes
Cirrus. „Gehen lassen können wir sie nicht. Sie würde sich ohnehin nur Martina anschließen. Und wer weiß, wie sie erst werden würde, wenn sie ebenfalls zu einem Vampir gemacht wird.“ Schweigen legte sich über den Raum, während alle Vampire in tiefes Grübeln versanken.
„Wir werden sie töten müssen“, stellte Agenta schließlich fest. „Ich sehe keine andere Möglichkeit.“ Joleen stimmte ihr still zu.
„Das reicht nicht“, knurrte Zach neben ihr wütend. „Sie muss für ihren Verrat sühnen!“
„Ich wusste nicht, dass du so sadistisch veranlagt sein kannst, Bruder.“
„Sie soll büßen!“, fauchte Zach.
„Nun, dann wirst du sie büßen lassen müssen.“ Agenta wirkte vollkommen gefasst.
Cirrus grinste nun lüstern.
„Ich kann dir auch gerne mein Spielzimmer überlassen.“ Joleen war sich nicht sicher, ob Cirrus das ernst meinte oder sich einen Spaß erlaubte, doch ihr behagte die Vorstellung nicht. Zu ihrer Erleichterung schüttelte Zach seinen Kopf.
„Ich denke, wir sollten damit warten, bis auch Fayn bei uns ist“, erwiderte Zach schließlich. „Schließlich ist es Scarletts Verrat, der Nikolas das Leben gekostet hat.“
„Also gut“, bemerkte Cirrus zustimmend. „Der Vampir wird von der Hand der Bluthure sterben. Weigert sie sich, dann werden du und Joleen ihn töten, dafür verliert die Bluthure ihre Hand. Wie wir weiterhin mit ihr verfahren, wird entschieden, wenn Fayn dabei ist und sich dazu äußern kann.“ Alle nickten zustimmend. Joleen drückte leicht Zachs Hände, nur um zu spüren, dass er immer noch in ihrer Nähe war. Sie wusste, dass sie eigentlich ein schlechtes Gewissen haben sollte, so leichtfertig über den Tod anderer zu sprechen, doch irgendwie wollte es sich einfach nicht einstellen.
„Gut“, sagte Zach plötzlich. „Dann werde ich Joleen nun erst einmal zu Tony begleiten. Ich würde sagen, wir treffen und kurz vor Sonnenaufgang noch einmal hier.“ Agenta und Cirrus nickten. Joleen wusste, dass ihr Herz nun aufgeregt angefangen hätte zu pochen, wenn es noch schlagen würde.
Als sie vor der Tür zu Tonys Zimmer stand, bekam sie mit einem Mal Angst. Wie würde sie sie nun vorfinden. Tony war von Anfang an immer gut zu ihr gewesen, hatte sich immer liebevoll um sie gekümmert. Und nun würde sie sterben.
„Alles in Ordnung, Liebste?“, flüsterte Zach fragend und sie nickte. Als sie nach seinen warmen Fingern griff, war sie immer noch erstaunt darüber, wie warm sich seine Haut anfühlte.
„Ich frage mich nur, was ich wohl vorfinden werde“, antwortete sie leise.
„Ich bin bei dir“, versprach Zach ruhig. Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf die Türklinke. Fasziniert hielt sie inne, als ihr auffiel, dass sich das Metall wärmer anfühlte, als sie es in Erinnerung hatte.
„Konzentration“, mahnte er und grinste sie dann an. Joleen lächelte zurück und dann öffnete sie die Tür.
***
Z ACHARIAS
Zacharias sah, wie angespannt Joleen war, als sie mit gestrafften Schultern das Zimmer betrat. Er blieb dicht hinter ihr, legte seine Hand in ihren Rücken, um ihr zu signalisieren, dass er bei ihr war. Die Bluthure lag in ihrem Bett, der Geruch des nahenden Todes ging von ihr aus und legte sich über den ganzen Raum. Selbst Joleen rümpfte kurz ihre Nase, als sie tief einatmete, um sich zu beruhigen.
„Tony?“, fragte Joleen mit zitternder Stimme, und blieb einige Schritte vom Bett entfernt stehen. Die Augenlider der Bluthure flatterten kurz, ehe sie es schaffte, sie zu öffnen. Als ihr Blick Joleen erfasste, weiteten sich ihre Augen.
„Joleen“, flüsterte sie und verzog ihre spröden Lippen zu einem Lächeln. „Lady Agenta hat es mir erzählt, aber ich hätte es nicht für möglich gehalten.“ Tony hob ihre zitternde Hand und streckte sie nach Joleen aus. „Komm her Kind, lass dich ansehen.“ Joleens Körper spannte sich an. Zacharias ließ seine Hand an ihrem Rücken hinabgleiten und spürte, wie sie sich wieder entspannte.
„Ist gut Liebste, geh ruhig zu ihr“, murmelte er und Joleen nickte, ehe sie sich langsam in Bewegung setzte. Sie umfasste mit ruhigen Händen und unendlich vorsichtig Tonys ausgestreckte Hand und setzte sich zu ihr an die Bettkante.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Joleen leise und streichelte sanft über Tonys Hand. Tony hob ihre andere Hand, um über Joleens Wange zu streichen.
„Du siehst atemberaubend schön aus, Kleines“, bemerkte Tony schwach. „Mir geht es gut, ich bin nur
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