Im Licht des Blutmondes
Kopf und versuchte zu begreifen, dass sein Bruder dem Ende seiner Existenz nur entkommen war, weil dieses Mädchen heute Nacht über seinen Schatten gesprungen und über sich hinausgewachsen war.
Er fuhr viel zu schnell auf ihr Grundstück hinauf und raste den langen Kiesweg bis direkt vor die Haustür. Erst da bremste er ab und sprang aus dem Auto, sobald er den Wagen angehalten hatte. Er öffnete die Tür und zog seinen Bruder vorsichtig von der Rückbank des Wagens. Joleen seufzte wehmütig, als sich ihr Handgelenk von Zacharias Lippen löste, doch sie kletterte ebenfalls schweigend aus dem Auto.
Nun, da Zacharias nicht mehr in unmittelbarer Gefahr schwebte, wurde sie auch nicht mehr länger von den betäubenden Schmerzattacken geplagt, die sie durch ihre Seelenverbindung zu Zacharias gequält hatten.
Er sah, dass ihr Gang zwar immer noch unsicher war und ihre Beine zitterten. Sie folgte ihm, während ihre Augen auf Zacharias‘ schlaffem Körper ruhten.
Sie wurden sogleich von Fayn und Agenta in Empfang genommen, die angespannt in der Eingangshalle auf sie gewartet hatten.
„Oh Gott, Zacharias“, flüsterte Agenta und trat zögernd auf sie zu. Dann richtete sie ihre Augen auf Cirrus. „Wird er es überleben?“
„Wahrscheinlich“, antwortete Cirrus wahrheitsgemäß und sah seine Schwester durchdringend an. „Und das haben wir nur Joleen zu verdanken.“ Cirrus sah, wie die Augen seiner Schwester kurz aufblitzten und sie ihren Blick auf die Blutsklavin seines Bruders richtete. Mit zwei ausfallenden Schritten stand Agenta vor Joleen und drückte die Blutsklavin an sich.
„Dank dir Joleen“, flüsterte sie. „Dafür, dass du meinen Bruder gerettet hast.“ Sobald Agenta sie aus der Umarmung entließ, riss Fayn sie an sich.
„Ja, wir verdanken dir eine Menge“, flüsterte seine Cousine und er sah, wie die junge Blutsklavin errötete.
„Ich will nur, dass Zach wieder gesund wird“, flüsterte Joleen leise und erst jetzt fiel Cirrus auf, dass mit Zach sein Bruder gemeint sein musste. Er war sich sicher, dass sein Bruder ihr gestattet haben musste, ihn so zu nennen, denn er kannte die Blutsklavin von klein auf und wusste, dass sie ihn nie aus eigenem Antrieb und gegen Zacharias Wunsch so nennen würde.
„Das wird er“, sagte er ruhig und ging bereits auf die Treppe zu. „Lasst ihn uns in sein Zimmer bringen. Wo ist der Arzt?“, fügte er über seine Schulter weg hinzu.
„Wartet bereits oben in Zacharias Zimmer“, antwortete Agenta und war dicht hinter ihm. Er achtete nicht darauf, ob die anderen ihm folgten, sondern trug seinen Bruder so schnell es ihm möglich war in sein Zimmer.
Sobald er Zacharias auf sein Bett gelegt hatte, winkte er den Arzt heran, der sich seinen Bruder ansehen sollte. Natürlich kam es nicht oft vor, dass ein Arzt einen Vampir versorgen musste. Doch Silberverbrennungen waren bei seinesgleichen nicht selten, weshalb Cirrus hoffte, dass er wusste, wie er ihm helfen konnte.
Joleen trat zögernd in das Zimmer, während der Arzt Zacharias' Körper untersuchte. Sie stellte sich stumm in eine Ecke, die Arme um ihren zitternden Körper geschlungen.
„Geh dich duschen und zieh dir etwas anderes an“, herrschte Cirrus sie heftiger an, als er wollte, und die blonde Blutsklavin zuckte zusammen. Sie nickte und ging mit einem langen, sehnsüchtigen und besorgten Blick in ihr Zimmer, um seine Anweisung umzusetzen.
Der Arzt untersuchte Zacharias genau, ehe er sich wieder aufrichtete und verlegen mit seiner Hand durch sein Haar fuhr.
„Ich muss gestehen, dass ich nicht sonderlich viel Erfahrung mit derlei Verletzungen habe, Sir“, murmelte der Arzt leise. „Doch die Verbrennungen beginnen bereits zu heilen.“ Cirrus hörte, wie alle Vampire im Raum erleichtert aufatmeten. „Allerdings macht mir diese Verletzung hier“, der Arzt deutete auf die Schusswunde, ehe er weitersprach: „Sorgen. Sie ist tiefer als die anderen und zeigt im Augenblick noch keinerlei Anzeichen dafür, dass sie heilt. Er wird mehr Blut benötigen.“ Cirrus nickte und konnte hören, wie Nikolas aufgebracht knurrte.
„Er wird es bekommen, sobald seine Blutsklavin zurück ist“, antwortete Cirrus und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Mit Verlaub“, fuhr der Arzt zögernd fort. „Die junge Dame, die eben hier im Zimmer war, sah reichlich mitgenommen aus, es wäre vielleicht hilfreich, wenn ihr Bruder Blut einer anderen Dame in Anspruch nehmen würde. Sonst könnte die junge Frau
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