Im Licht des Blutmondes
Beifahrersitz sprang. Während Cirrus, so schnell es dem Wagen möglich war, aber für Joleens Gefühl immer noch zu langsam, durch die Nacht fuhr, lag sie auf dem Rücksitz und wimmerte unter jeder Schmerzwelle erneut auf.
Jedes Mal, wenn sie das Gefühl bekam, ihr Bewusstsein zu verlieren, dachte sie an Zach und biss fest die Zähne zusammen. Sie musste wach bleiben! Sie musste es schaffen, wenn sie Zach helfen wollte.
„Joleen, sieh mich an!“ Nikolas Stimme drang durch den dichten Nebel aus Schmerz, der sie gefangen hielt. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die Augen geschlossen hatte. Es kostete sie einiges an Kraft, die Augenlider zu heben, doch sie schaffte es und sah in die besorgt dreinblickenden Augen von Nikolas. „Du musst wach bleiben, hörst du?“ Sie nickte und versuchte sich aufzurichten. Wenn sie saß, dann würde sie nicht so schnell der Versuchung nachgeben, die Augen zu schließen.
Es dauerte sehr lange, bis sie es geschafft hatte, sich in eine halbwegs sitzende Position zu begeben, und gerade, als sie sich erschöpft gegen das Seitenfenster lehnte, bremste Cirrus den Wagen so stark, dass sie nach vorne geschleudert wurde.
„Da steht Zacharias‘ Wagen“, sagte er scharf und Joleen war plötzlich hellwach. Wenn sein Auto hier war, dann musste er ganz in der Nähe sein, oder? Sie versuchte sich ihren Traum in Erinnerung zu rufen.
„Sie wollten ihn in ein Gebüsch legen, damit er bei Sonnenaufgang verbrennt“, flüsterte sie und erschauderte bei der Vorstellung. Cirrus fluchte und sprang aus dem Wagen. Nikolas folgte ihm, öffnete jedoch die Tür, gleich neben Joleen, und hob sie wieder auf seine Arme. Joleen war ihm dankbar, dass sie nicht laufen musste, und sah sich angespannt um.
Die Straße, auf der sie waren, sah genauso aus, wie die aus ihrem Traum. Ihr Mut sank. Zach war irgendwo hier. Wie schlimm war er wirklich verletzt?
„Hier“, schrie Cirrus plötzlich. Joleen zuckte erschrocken zusammen. „Bring Joleen mit!“ Nikolas eilte, Joleen fest an sich gedrückt zu Cirrus Stimme hinüber und setzte Joleen auf dem Boden ab, ehe er neben Cirrus in die Hocke ging. Joleen zitterte, die Decke, die Fayn ihr gegeben hatte, war noch im Auto, und sie hatte Angst, welches Bild sich ihr bieten würde.
„Joleen, komm her!“, forderte Cirrus und streckte seinen Arm nach ihr aus. Joleen ging zögernd zu ihm hinüber und schluchzte erschrocken auf, als ihr Blick auf Zach fiel, der vor den beiden Vampiren auf dem Boden lag. „Du musst die Ketten entfernen“, erklärte Cirrus, packte ihr Handgelenk und zerrte sie unsanft zu Boden, sodass sie zwischen ihm und Nikolas kniete.
Mit zitternden Händen griff Joleen nach dem einzigen Ende der Silberkette, das sie auf Anhieb finden konnte, und zog daran. Die feine Silberkette hatte sich tief in Zachs Haut gebrannt. Sie musste kräftig daran ziehen, damit sie sich überhaupt bewegte. Als sich die ersten Glieder aus seiner Haut lösten, stöhnte Zach schmerzerfüllt auf. Joleen erstarrte und stoppte sofort mit ihrer Bewegung.
„Mach weiter!“, forderte Cirrus. Sie schluchzte erneut auf.
„Aber es tut ihm weh“, wimmerte sie hilflos und schüttelte ihren Kopf.
„Es tut ihm viel mehr weh, das Silber auf seiner Haut und in seinem Körper zu haben“, knurrte Cirrus. „Also mach weiter!“ Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Joleen kniff die Augen zusammen und zog erneut an der Silberkette.
Als Zach begann, aufzuschreien, hätte sie sich am liebsten die Ohren zugehalten oder erneut aufgehört, an der Kette zu ziehen. Doch sie wagte es nicht. Sie presste die Lippen aufeinander und zog mit geschlossenen Augen immer weiter an der Kette, auch wenn es gegen all ihre Instinkte sprach, Zach Schmerzen zuzufügen.
„Du machst das gut“, versprach Nikolas ihr. Nikolas und Cirrus setzten Zach auf, weil die Kette um Zachs Körper herumgewickelt worden war.
„Niko, hier ist ein Einschussloch“, rief Cirrus plötzlich. „Ich kann eine Eintrittswunde sehen, aber keine, wo die Kugel wieder ausgetreten ist und so wie die Wunde aussieht, war auch diese Kugel aus Silber.“ Joleen hörte, wie Nikolas laut fluchte. Erneut hielt sie inne, um ihn unsicher anzusehen.
„Mach weiter“, forderte Nikolas sie auf. Zitternd setzte Joleen ihre Bemühungen fort. Zach wandte sich und versuchte Nikolas und Cirrus, sowie auch Joleen von sich zu stoßen, doch die beiden Vampire hielten ihn so fest, dass es ihm nicht gelang.
Endlich lösten sich die letzten
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