Im Licht des Blutmondes
Glieder der Silberkette aus seinem Körper. Angewidert schleuderte Joleen sie von sich. Sie sah erst Nikolas und dann Cirrus an, in der Hoffnung, dass die Tortur für Zach nun vorbei war. Cirrus‘ Blick verhieß nichts Gutes. Als er ihr plötzlich ein Messer mit dem Griff voran hinhielt, schüttelte Joleen erschrocken ihren Kopf.
„Es muss sein!“, sagte der Vampir bestimmend. „Du musst die Kugel aus seinem Körper entfernen oder Zacharias wird sterben. Willst du das?“ Wieder schüttelte Joleen ihren Kopf und schloss widerstrebend ihre Finger um den Griff des Messers.
Nikolas und Cirrus legten Zach flach auf den Boden. Während Nikolas Zachs Beine festhielt, setzte Cirrus sich auf die Arme seines Bruders.
„Du musst von hier bis hier schneiden“, erklärte Cirrus und zeigte ihr, wo sie die Klinge ansetzen sollte. „Schneide tief, damit du auch gut an die Kugel kommst. Wenn du den Schnitt gemacht hast, dann wirst du die Kugel mit deinen Fingern herausholen.“ Joleen sah auf Zach herunter und erschauderte, doch schließlich holte sie entschlossen Luft und umfasste den Griff des Messers fester.
„Es tut mir leid, Zach“, flüsterte sie, ehe sie das Messer ansetzte und mit zitternder Hand in seinem Fleisch versenkte. Übelkeit stieg in ihr auf, als sie durch seine Haut schnitt, doch sie riss sich zusammen und folgte Cirrus‘ Anweisungen so gut, wie es ihr möglich war. Als der Schnitt groß genug war, zögerte sie nur kurz, ehe sie ihre Finger in die Wunde gleiten ließ und nach der Kugel tastete. Sie atmete zitternd durch, als sie endlich das kalte Metall der Kugel umschloss, und zog sie vorsichtig hervor. Auch diese ließ sie unbeachtet auf den Boden fallen und dann sackte sie weinend zusammen.
Sie spürte, wie eine Hand sich auf ihren Rücken legte, und vorsichtig daran auf und ab streichelte.
„Das hast du gut gemacht“, murmelte Nikolas und hob sie dann wieder auf seine Arme. Sie fühlte sich nicht dazu in der Lage, auch nur einen Schritt zu tun. Cirrus indes hob Zach auf seine Arme und trug ihn zurück zum Auto.
Sobald Joleen auf den Rücksitz saß, legte Cirrus auch Zach in das Auto, und zwar so, dass sein Kopf auf Joleens Schoß ruhte. Ehe Cirrus die Tür wieder schloss, gab er Joleen erneut das Messer.
„Schneid dir ins Handgelenk und halt es ihm an den Mund“, erklärte er knapp. „Er braucht dein Blut nun zur Genesung.“ Dann schlug er die Tür zu und setzte sich selbst wieder auf den Fahrersitz.
Joleen schob den Ärmel ihres Nachthemdes nach oben und atmete noch einmal tief durch, bevor sie mit der Klinge durch ihre Haut schnitt. Sie hatte Glück, denn die Klinge war scharf, und so tat es nicht all zu weh. Sie legte das Handgelenk vorsichtig an Zachs Lippen, während sie das Messer beiseitelegte und mit ihren Fingern sanft durch sein dunkles Haar strich. Als Joleen sah, wie Zach anfing zu schlucken, machte sich Hoffnung in ihr breit.
***
C IRRUS
Cirrus fuhr so schnell er konnte und warf, wann immer es ihm möglich war, einen Blick in den Rückspiegel, um seinen Bruder und dessen Blutsklavin zu betrachten. Er war beeindruckt davon, wie Joleen sich heute verhalten hatte, und sobald sein Bruder aus dem kritischen Zustand raus war, in dem er sich im Augenblick befand, würde er es ihr auch sagen.
Zufrieden sah er, wie Joleen ihr Handgelenk an Zacharias Lippen drückte und sein Bruder schien zu schlucken. Mit dem Blut seiner Blutsklavin würde er schneller genesen. Er würde es schaffen, wenn seine Verletzungen nicht allzu schlimm waren. Einzig Joleens schnellem Einsatz war es zu verdanken, dass sie ihn rechtzeitig gefunden hatten.
Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er Joleen betrachtete. Ihr Kopf war gesenkt, ihr Blick fest auf Zacharias gerichtet, ihre blonden Haare hingen wie ein Schleier von ihrem Kopf herunter und versperrten ihm den direkten Blick in ihr Gesicht. Das Mädchen zitterte immer noch, war stark geschwächt. Das Nachthemd, das sie anhatte, war durchnässt von ihrem eigenen Schweiß und beschmutzt vom Boden, auf dem sie gekniet hatte. Das alles schien sie nicht zu kümmern.
Anscheinend hatte Fayn Recht, wenn sie sagte, dass die Verbindung zwischen diesem Mädchen und Zacharias stärker war, als sie glaubten.
Auch Nikolas warf immer wieder einen Blick zurück und musterte Zacharias besorgt. Als sich ihre Blicke trafen, nickte sein Cousin grimmig. Auch ihm war bewusst, dass sie Zacharias in letzter Sekunde gefunden hatten.
Er schüttelte seinen
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