Im Licht des Blutmondes
in einem innigen Kuss.
***
A LTER 21
J OLEEN
Sie saß gemeinsam mit Lucia in der Küche und biss genüsslich von ihrem Brot ab. Vor ihr auf dem Tisch stand frisch gepresster Orangensaft. Der Tisch war mit allen möglichen Leckereien gedeckt worden. Als Lucia sie angrinste und ihren Kopf auf die Seite legte, konnte Joleen die Bisswunden am Hals von Cirrus‘ Blutsklavin erkennen. Wunden, wie auch sie sie trug.
Lucia hatte sich schnell als Cirrus‘ neue Lieblingsblutsklavin manifestiert. Und da er viel Zeit mit Zach verbrachte, waren sie und Joleen sich näher gekommen und hatten in den letzten Jahren eine enge Freundschaft zueinander aufgebaut. Lucia hatte ein offenes Wesen und brachte Joleen zum Lachen und dazu, über Dinge zu sprechen, über die sie sonst mit niemandem sprach. Manchmal brachte Cirrus‘ Verhältnis zu seinen Blutsklavinnen Joleen dazu, sich zu fragen, wie sie wohl reagieren würde, wenn Zach auf die Idee kommen würde, sich eine weitere Blutsklavin zuzulegen. Ihr behagte die Vorstellung nicht, doch da Zach keinerlei Interesse daran zu haben schien, hielt sich der Gedanke selten lang in ihrem Kopf.
„Du bist ein wenig blass um die Nase, Joleen“, stellte Lucia fest. Joleen lächelte und wurde rot. Zach hatte sich letzte Nacht ausgiebig von ihr genährt und sie dabei von einem ekstatischen Orgasmus in den nächsten getrieben.
„Ein wenig wohl“, stimmte sie zu und Lucia lachte leise.
„Ich bin froh, dass ich nicht alleine dafür zuständig bin, Sir Cirrus zu nähren. Er ist oftmals so … unersättlich“, Lucia grinste vielsagend. Joleen schoss erneut das Blut in die Wangen. „Ich könnte das nicht. Sir Zacharias wirkt oftmals so … streng. Bei Sir Cirrus haben wir viele Freiheiten. Selbst wenn wir uns einem anderen hingeben, ist das in Ordnung für ihn, sofern wir das vorher mit ihm absprechen.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Saft und fixierte Joleen mit ihren dunklen Augen. „Sag mal Joleen, hast du nie das Bedürfnis danach, einen anderen Vampir von dir trinken zu lassen?“ Joleen erschauderte.
„Nein“, antwortete sie und dann musste auch sie lachen. „Ich bin froh, dass ich das nicht muss. Ich würde das nicht können, so wie du das machst. Ich weiß ehrlich nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn Sir Zacharias sich eine weitere Blutsklavin nehmen würde. Ich weiß nicht, ob ich das mögen würde.“
„Und dennoch würdest du es schweigend akzeptieren, so wie du alles akzeptierst, was er macht“, konterte Lucia und grinste dann. „Er ist ziemlich besitzergreifend, oder?“ Joleen dachte kurz über die Worte ihrer Freundin nach und nickte dann.
„Ich glaube schon“, gestand sie. „Aber ich mag es, dass er so ist.“ Lucias Lächeln wurde sanfter.
„Vielleicht stimmt es ja, was man sagt. Man sucht sich immer den Vampir, der zu einem passt und umgekehrt“, sinnierte sie und trank dann den Rest von ihrem Saft.
Nachdem sie ausreichend gegessen und getrunken hatten, machten sie sich auf den Weg zu ihrem täglichen Training. Seit Joleen Zach darum gebeten hatte, lernen zu dürfen, wie man sich verteidigt, waren die Vampire bald dazu übergegangen, dass alle Blutsklavinnen das lernen sollten. Außerdem war es eine neue Regel, dass Blutsklavinnen, wenn sie das Haus in einer größeren Gruppe verließen, ein feines Armband aus Silber bei sich trugen, womit sie auch in der Lage sein sollten, sich gegen einen Vampir zu Wehr zu setzen.
Auch Joleen besaß ein solches Armband, hatte es jedoch noch nie getragen. Seit der Nacht, in der Zach von fremden Vampiren überfallen worden war, hatte sie das Haus nicht mehr ohne Begleitung von Zachs Familie verlassen. Sie begleitete sie regelmäßig bei den Ausflügen, die sie alle gemeinsam mit den Kindern machten, doch ansonsten verließ sie das Haus so gut wie nie.
Als sie die Eingangshalle betraten, wurde Joleen beinahe von einem Mädchen umgerannt, das ausgelassen auf sie zugelaufen kam und seine Arme um ihre Hüften schlang.
„Melina?“, fragte Joleen verwundert und sah auf das glatte braune Haar. „Wieso seid ihr nicht im Unterricht?“ Melina sah aus großen Augen zu ihr hoch.
„Tony ist krank, deswegen haben wir jetzt Freizeit“, erklärte das Mädchen. Joleen erstarrte.
„Krank? Was hat sie denn?“, fragte sie Melina besorgt.
„Ich weiß nicht, aber sie ist oft krank“, erklärte das Kind unbelastet. Joleen schluckte. Sie löste sich von Melina, und ehe noch jemand
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