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Im Licht des Blutmondes

Im Licht des Blutmondes

Titel: Im Licht des Blutmondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Peters
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etwas sagen konnte, rannte sie auch schon in das Stockwerk, in dem sich Tonys Zimmer befand.
     
    Als sie vor Tonys Zimmer ankam, sah sie Agenta, die sich mit einem ernsten Blick mit dem Arzt unterhielt, den Joleen nun schon mehrfach selbst in Anspruch genommen hatte. Sie sah die ernsten Augen der Vampirin und vernahm den bedenklichen Tonfall, in dem der Arzt sprach. Mutlos blieb Joleen stehen. Erst als Agenta aufsah und sie zu sich winkte, ging Joleen mit langsamen Schritten auf sie zu.
    „Was ist mit Tony?“, fragte Joleen leise und ängstlich an Agenta gewandt. Agenta sah sie traurig an und deutete dann dem Arzt mit einem Nicken an, dass er gehen konnte.
    „Sie wird sterben Joleen“, erklärte Agenta mit ruhiger Stimme. „Sie ist schon sehr lange krank, doch nun verliert ihr Körper den Kampf gegen die Krankheit.“
    „Was hat sie denn?“, fragte Joleen und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen steigen wollten.
    „Krebs. Schon seit einigen Jahren“, antwortete Agenta. Joleen runzelte ihre Stirn. Sie hatte nichts davon bemerkt. Wieso hatte man es ihr nicht gesagt?
    „Kann man denn gar nichts machen?“, fragte Joleen flüsternd.
    „Nein Joleen. Die Behandlungen haben nicht angesprochen und auch unser Angebot, sie zu verwandeln hat sie ausgeschlagen. Tony hat sich entschieden“, entgegnete Agenta. Joleen sah die Vampirin entsetzt an.
    „Du meinst, sie will sterben?“ Joleen war erschrocken. Wieso sollte man sich freiwillig für den Tod entscheiden?
    „Es ist ihre Wahl. Alles, was wir nun noch tun können, ist, ihr ihre letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten und die Zeit nutzen, um Abschied zu nehmen.“
    Joleen schüttelte ihren Kopf. Sie wollte nicht glauben, was sie da hörte. So alt war Tony doch noch gar nicht. Wieso wollte sie denn sterben? Sie war gerade mal Ende vierzig. Sie könnte noch so lange leben.
    Die Tür zu Tonys Zimmer öffnete sich, und Zacharias und Fayn traten heraus. Als Joleen Zach sah, beruhigte sie sich ein wenig, und das Gefühl der Hilflosigkeit nahm ab. Vielleicht wusste Zach ja Rat. Er wusste immer, was zu tun war. Ohne auf die anderen zu achten, flüchtete sie sich in seine Arme und vergrub Gesicht an seiner Brust.
    „Sie wartet auf dich“, flüsterte Zach leise in ihr Ohr und Joleens Hoffnung schwand wieder dahin. „Ich wollte dich gerade holen. Geh rein und sprich mit ihr.“ Joleen hob ihr Gesicht, um ihn anzusehen. Auch seine Augen wirkten ernst. Doch sie erkannte, dass er nicht vorhatte, Tonys Wunsch zu widersprechen. Joleen verstand nicht, wieso sie sie nicht einfach verwandeln konnten. Später wäre Tony ihnen doch sicherlich dankbar. Dann fiel ihr ihre Mutter, Martina, ein und der Hass, den sie seit ihrer Verwandlung in sich trug. Sie nickte resignierend und löste sich widerstrebend von ihm, ehe sie sich zitternd der Tür zu Tonys Zimmer zuwandte.
    Sie öffnete die Tür und trat zögernd ein. Zach schloss die Tür, sobald Joleen vollständig in dem Raum stand. Sie suchte den Raum nach der sonst immer so lebhaften und liebevollen Bluthure ab.
    Tony lag in ihrem Bett, blass, mit tiefen Ringen unter ihren Augen. Sie sah dünn aus, zerbrechlich, doch sie lächelte Joleen entgegen.
    „Komm her, Liebes“, flüsterte Tony mit schwacher Stimme und streckte zitternd ihre dünnen, langen Finger nach ihr aus. Joleen trat zögernd auf das Bett zu und setzte sich schließlich auf die Bettkante.
    Tony umfasste ihre Hand und lächelte sie an, während sie sie eingehend musterte.
    „Du hast dich zu einer wunderschönen, jungen Frau entwickelt Joleen“, sagte sie heiser und drückte ihre Hand schwach. „Bist du glücklich?“ Joleen nickte, doch dann fiel ihr ein, wieso sie hier in Tonys Zimmer war und schüttelte, mit Tränen in ihren Augen den Kopf. „Na, na, nicht weinen Liebes.“
    „Ich will nicht, dass du stirbst“, flüsterte Joleen leise und schluchzte dann.
    „Aber das ist nun einmal der Lauf der Dinge“, erwiderte Tony ruhig. „Ich habe ein schönes Leben gehabt Joleen, und jetzt ist es für mich an der Zeit zu gehen.“
    „Aber wieso?“, fragte Joleen. „Wieso lässt du dich nicht verwandeln?“
    „Weil ich müde bin, Joleen. Ich habe alles erlebt, was ich erleben wollte, habe alles gesehen. Ich habe ein wunderschönes Zuhause gehabt, und eine Menge Kinder, denen ich dabei helfen durfte, aufzuwachsen und zu lernen.“ Tony lächelte friedlich. „Es gibt für mich nichts mehr, was ich noch erleben möchte. Das Leben

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