Im Licht des Blutmondes
nickte. Sein Cousin packte ihn fest am Arm und führte ihn aus dem Zimmer. Während sie über den Gang gingen, konnte Nikolas noch hören, wie Fayn die Bluthuren anwies, Scarlett hinauf zu Joleen und Lucia zu bringen, damit die beiden Blutsklavinnen sich um sie kümmern konnten.
***
J OLEEN
Jedes Mal, wenn ihr Blick über Scarlett streifte, zuckte Joleen voller Mitgefühl zusammen. Nie hätte sie erwartet, dass so etwas passieren konnte. Fayn war gekommen und hatte versucht, ihr und Lucia zu erklären, was mit Nikolas passiert war. Ein Teil in Joleen verstand sogar, was es mit dem Blutrausch auf sich hatte, doch ein anderer Teil hatte plötzlich Angst vor Nikolas.
Scarlett war niemals nett zu ihr gewesen. Damals war sie sogar eines der Kinder gewesen, die sie mit Vorliebe gequält hatten. Sie war sozusagen die Wortführerin gewesen. Aber trotzdem war es ihr nicht egal, was mit der Bluthure passiert war.
Sie und Lucia hatten Scarletts Wunden so gut versorgt, wie es ihnen möglich war, und ihr dann starke Schmerzmittel verabreicht. Nun schlief sie. Doch selbst jetzt zuckte es in Scarletts Gesicht immer wieder schmerzhaft auf.
„Was ist los, Joleen?“, fragte Lucia und ließ sich neben sie auf das Sofa fallen. Joleen zwang sich, ihren Blick von Scarlett zu lösen und sah ihre Freundin an.
„Sie tut mir einfach leid. Ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist“, erklärte Joleen. „Ich hätte nie gedacht, dass Nikolas …“ sie brach ab und erschauderte.
„Du bist hier mit Vampiren groß geworden, und mit recht humanen noch dazu. Ich aber habe, bevor ich hierher kam, einige Jahre bei einem anderen Vampirclan gedient. Da war so etwas an der Tagesordnung“, erklärte Lucia leichthin. Joleen sah ihre Freundin geschockt an. Obwohl sie so viel miteinander sprachen, hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, was Lucia wohl alles erlebt hatte, bevor sie zu ihnen gekommen war.
„War es sehr schlimm?“, fragte sie leise. Sie war immer davon ausgegangen, dass alle Vampirclans so waren, wie der, bei dem sie lebte.
„Solang man getan hat, was sie wollten nicht.“ Lucia zuckte ungerührt mit ihren Schultern. „Manchmal kamen mehrere Vampire gleichzeitig und wollten von mir trinken. Am Anfang war das echt schlimm, und ich habe versucht mich gegen sie zu wehren, was ihre Blutlust nur noch mehr angestachelt hat. Irgendwann hab ich dann den Dreh rausgehabt.“ Joleen wusste, sie sollte das wahrscheinlich nicht fragen, doch sie tat es trotzdem.
„Welchen Dreh?“ Zu Joleens Überraschung war der Blick der Blutsklavin vollkommen ruhig, und sie lächelte sogar.
„Wenn mehrere Vampire zugleich über einen herfallen, hat man nicht viele Möglichkeiten. Viele Bluthuren werden darüber verrückt, weil neben dem erhöhten Blutverlust auch die Aura der Blutlust stärker ist und der Körper noch empfindlicher reagiert.“
„Das versteh ich nicht“, gestand Joleen.
„Naja. Stell dir vor, dein Sir Zacharias trinkt von dir und du wirst von seiner Blutlustaura eingehüllt und dann kommt noch ein zweiter oder sogar ein dritter Vampir dazu, der die Aura seiner eigenen Blutlust mit sich bringt. Dein Körper kann das irgendwie verkraften, auch wenn du so von den Vampiren von einem Orgasmus in den nächsten getrieben wirst, sogar mehrere Orgasmen kurz nacheinander hast. Aber dein Geist, der kann nur einer gewissen Belastung standhalten, bevor er zerbricht.“ Joleen schüttelte sich und erschauderte. Schon bei Zach war es ihr manchmal so vorgekommen, dass sie es nicht eine weitere Sekunde verkraften könne, in seiner Blutlustaura zu sein. Jedoch zog er sich immer früh genug von ihr zurück oder zügelte sich selbst. Aber bei gleich drei Vampiren, denen es zudem noch relativ egal zu sein schien, ob die Bluthure überlebte oder nicht ... Wieder schüttelte sie sich.
„Und wie hast du das ausgehalten?“, fragte sie und sah ihre Freundin ehrfurchtsvoll an. Zu ihrer Überraschung kicherte Lucia plötzlich.
„Schau nicht so erschrocken. Du bist noch blasser, als damals, als du die Striemen auf meinem Hintern gesehen hast“, erklärte Lucia und wurde dann jedoch wieder ernst.
Joleen erinnerte sich an den Tag. Sie und Lucia hatten sich gegenseitig geholfen, sich für eines von Agentas Festen vorzubereiten, als sie die dunkelroten Striemen entdeckt hatte. Sie war zu tiefst erschüttert gewesen, als Lucia ihr erklärte, dass sie Lust dabei empfand, wenn Cirrus sie schlug. Joleen hatte es nicht hatte nachvollziehen
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