Im Licht des Blutmondes
Dann kam Sir Cirrus und hat mich in sein Bett … in sein Spielzimmer geholt. Als er mir anbot, seine Blutsklavin zu werden, habe ich nicht lange nachgedacht. Blutsklaven werden häufiger benutzt als Bluthuren und kommen somit auch häufiger in den Genuss der Blutlustaura.“ Lucia senkte ihren Blick und nun erschauderte sie zum ersten Mal, seit sie begonnen hatte zu erzählen. „Und dann fand er heraus, dass ich süchtig war. Er war fuchsteufelswild und hat getobt wie ein Berserker. Ich dachte schon, dass mir nun noch viel Schlimmeres blühte, als bei dem anderen Clan. Und irgendwie war es auch schlimmer. Er hat mich knallhart in den Entzug geschickt. Ich wurde in meinem Zimmer eingeschlossen und kein Vampir durfte sich mir nähern. Von meinem Kopf her war das vollkommen okay für mich, doch der körperliche Entzug war grausam.
Ich hatte starke Krämpfe und so gigantische Schmerzen, dass ich dachte, ich würde durchdrehen. Auch da hat mir der Ort in meinem Kopf geholfen. Wenn es unerträglich wurde, dann habe ich mich dorthin zurückgezogen. Zwei Wochen habe ich nur Bedienstete gesehen, wenn überhaupt. Sie brachten mir Essen und zogen mich um. Und dann kam Sir Cirrus plötzlich in mein Zimmer. Er hat mich gewaschen und mir dann erklärt, dass ich den Entzug nun hinter mir hätte, es aber noch ein hartes Stück Arbeit für mich werden würde.
Erst hatte ich Angst, er würde mich nun fortschicken, weil er mich ja nicht mehr benutzen konnte, ich habe ja keinen Platz gehabt, wo ich hätte hingehen können.
Stattdessen aber meinte er, dass es mit der Blutlustabhängigkeit nicht so sei, wie bei Alkohol oder Drogen. Ich müsse lediglich auf das Maß achten. Deswegen holt er mich nur zwei- oder dreimal im Monat zu sich. Und wenn ich den Wunsch haben sollte, einen anderen Vampir von mir trinken zu lassen, muss ich ihm genau Bericht davon erstatten, vorher und nachher.“ Lucia atmete zitternd durch. „Aber das Bedürfnis habe ich irgendwie überhaupt nicht. Die Nächte, die ich mit ihm verbringen kann, reichen mir mittlerweile. Sie sind immer sehr erfüllend, und nicht nur wegen der Blutlust. Manchmal glaube ich sogar, dass ich selbst ohne Blutlust Spaß mit ihm haben würde.“ Sie seufzte tief und dann sah sie Joleen wieder in die Augen und lächelte. Lucia zuckte mit den Schultern. „Das ist meine Geschichte.“
„Oh man Lucia, ich hatte ja keine Ahnung“, flüsterte Joleen und schüttelte traurig den Kopf. „Es tut mir unendlich leid.“
„Wieso denn?“, fragte Lucia und lächelte noch immer. „Ich habe es doch schließlich recht gut getroffen. Ich weiß, du denkst, dass Cirrus mir wehtut, aber das tut er nicht. Es ist anders als bei dir. Er schlägt niemals wahrhaft so stark, dass ich heftige Schmerzen haben würde. Er weiß, was er tut und wie er durch Schmerz Lust entstehen lassen kann.“ Nun musste Joleen lächeln.
„Ich bin froh, dass er dich in jener Nacht gewählt hat“, gestand Joleen und beide umarmten sich.
„Ich auch“, flüsterte Lucia und drückte sie fest an sich. Als sie sich wieder voneinander lösten, sahen sie sich lächelnd in die Augen. Plötzlich, Joleen wusste später nicht mehr genau, wie es geschah, lagen Lucias Lippen auf ihren und die Zunge ihrer Freundin fuhr in ihren Mund, als sie ihn leicht öffnete, um erschrocken Luft zu holen. Joleen war zu perplex, um sich bewusst zu irgendeiner Handlung zu entscheiden, doch ihr Körper reagierte bereits und erwiderte den Kuss.
Noch nie zuvor hatte Joleen bewusst jemand anderen außer Zach geküsst. Die weichen, warmen Lippen ihrer Freundin fühlten sich anders an, als die drängenden, kalten Küsse von Zach, doch nicht schlechter. Nur anders. Lucia schmeckte süß, irgendwie nach Vanille und ihre Zunge erkundete sanft ihren Mund, spielte neckisch mit ihrer.
Schließlich lösten sie sich voneinander und Joleen sah Lucia aus großen Augen an, während diese zufrieden grinste.
„Wieso hast du das gemacht?“, fragte Joleen und stellte fest, dass ihr Atem schneller ging als gewöhnlich.
„Weil ich Lust darauf hatte. Und weil du noch nie jemand anderen geküsst hast als deinen Vampir und ich dachte, es sei an der Zeit“, erklärte Lucia schulterzuckend und zwinkerte ihr dann zu. „Es hat dir doch gefallen, oder nicht?“ Joleen nickte und wurde rot. „Na siehst du, alles halb so wild.“ Joleen wusste nicht, was sie sagen sollte oder konnte. Irgendwie war ihr die Situation peinlich, aber Lucia ging so ungezwungen damit um, dass
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