Im Licht des Blutmondes
das Gefühl schnell abebbte, und nur der Gedanke daran zurückblieb, dass es ihr wirklich gefallen hatte.
***
F AYN
Es dauerte lange, bis die Bluthuren sich wieder beruhigt hatten. Sie alle kannten die Gefahr des Blutrausches, doch nur wenige hatten ihn schon erlebt. Hier bei ihnen kam es eigentlich nie vor.
Als sie Nikolas‘ Schlafzimmer aufgesucht hatte, waren Cirrus und Agenta immer noch bei ihm und wirkten beruhigend auf ihren Bruder ein. Fayn half ihnen dabei, bis sie sicher war, dass Nikolas sich selbst wieder vollständig unter Kontrolle hatte. Joleen und Lucia kümmerten sich derweil um die Bluthure, über die Nikolas hergefallen war.
Nun war sie auf dem Weg in das Schlafzimmer, in dem sie die Bluthure untergebracht und der Obhut der beiden jungen Blutsklavinnen überlassen hatte. Als sie eintrat, lag die Bluthure schlafend in dem großen Bett und Joleen und Lucia saßen auf dem Sofa und unterhielten sich leise. Der Blick, mit dem Lucia Joleen betrachtete, war unmissverständlich von Lust geprägt, doch ob Joleen dies auch wahrnahm, wusste Fayn nicht. Joleen war so sehr auf Zacharias eingestellt, dass ein anderer Vampir oder eine Vampirin oder auch ein Mensch nackt vor ihr stehen konnte, ohne dass sie verstand, was derjenige von ihr wollte. Und doch war da etwas in der Art, wie Joleen den Blick ihrer Freundin erwiderte …
„Hallo ihr beiden“, sagte Fayn leise und lächelte sie an. Joleen erwiderte den Blick sofort. Lucia lächelte ebenfalls, wenn auch mit gesenktem Blick. „Wie geht es ihr?“ Sie deutete nickend auf die schlafende Bluthure.
„Ich weiß nicht“, erklärte Joleen leise. „Sie schläft nun schon etwas länger. Wir haben ihr sehr starke Schmerzmittel gegeben.“
„Das wird wohl das Beste sein“, erwiderte Fayn und wandte ihren Blick wieder Joleen zu. Von Lucia wusste Fayn, dass sie mit dem Blutrausch vertraut war, doch Joleen hatte so etwas noch nie erlebt, und sie war sich nicht sicher, ob sie damit klar kam. Das letzte, was sie nun gebrauchen konnten, war, dass Joleen eine ungesunde Angst davor entwickelte, sich einem Vampir hinzugeben, denn das würde Zacharias brechen. „Wie geht es euch damit?“, fragte sie deshalb. Lucia zuckte ruhig mit ihren Schultern.
„Es war noch nicht schlimm“, sagte die Blutsklavin mit ruhiger Stimme. „Ich habe schon Schlimmeres gesehen. Und auch selbst erlebt.“ Fayn nickte. Sie kannte die Geschichte der Blutsklavin, doch es interessierte sie auch nicht wirklich, wie es Lucia damit ging. Sie sah Joleen abwartend an. Das blonde Mädchen wand sich unter ihrem Blick und senkte ihre Augen. Fayn seufzte.
„Lucia, warte doch bitte kurz draußen vor der Tür“, sagte Fayn ruhig. Lucia nickte sofort und sprang auf. Sie klopfte Joleen noch aufmunternd auf die Schulter und verließ dann das Zimmer. Joleen blieb ruhig auf dem Sofa sitzen.
Fayn ging auf das Sofa zu und setzte sich neben Joleen. Sie achtete genau auf ihre Reaktion, als sie nach ihrer Hand griff. Das Mädchen zuckte nicht zurück, was ein gutes Zeichen war.
„Und wie geht es dir damit?“, fragte Fayn sanft und nun sah Joleen sie wieder an. Sie war blass und begann leicht zu zittern.
„Wieso ist das passiert?“, fragte Joleen flüsternd. „Wird Sir Nikolas wieder gesund?“ Fayn lächelte gerührt. Dass sich Joleen Sorgen um ihren Bruder machte und das, nachdem sie gesehen hatte, wie er Scarlett zugerichtet hatte, rührte sie tief.
„Ja, sie werden beide wieder gesund. Wie es passiert ist, kann ich dir nicht erklären. Ich selbst bin noch nie in einen Blutrausch gefallen. Und ich weiß nicht, ob es mir zusteht, dir zu erklären, wieso es Nikolas passiert ist“, erwiderte Fayn ruhig. „Aber vielleicht solltest du es ihn selbst fragen.“ Joleens Augen weiteten sich, und sie wurde noch ein wenig blasser.
„Das wage ich nicht“, flüsterte sie und ihr Zittern wurde stärker.
„Hast du Angst vor ihm?“, fragte Fayn angespannt. Joleen presste ihre Lippen erneut aufeinander und zögerte sehr lange.
„Ein wenig“, gestand sie schließlich.
„Joleen, dann solltest du erst recht mit ihm sprechen“, erklärte Fayn geduldig. „Es geht ihm wieder gut, und er hat sich wieder vollständig unter Kontrolle. Wenn du willst, werde ich bei eurem Gespräch anwesend sein. Aber es ist wichtig, dass du verstehst, wieso meinem Bruder so etwas passieren konnte.“
„Ich traue mich nicht“, wisperte Joleen. „Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.“
„Du brauchst auch
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