Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
romantisch.«
»Ich möchte keine Romantik.«
»Du wirst damit klarkommen müssen. Ich war noch zu jung und zu unbedarft damals. Jetzt bin ich älter und klüger. Es gab eine Zeit, da konnte ich dir nicht sagen, dass ich dich liebe. Wollte mir einfach nicht über die Zunge kommen. Und bei mir zu Hause war es auch nicht gerade die gebräuchlichste Vokabel.«
»Ich möchte nicht, dass du es mir sagst.«
»Du hast es immer zuerst ausgesprochen.« Er sah die Überraschung auf ihrem Gesicht. »Du hast das nie bemerkt, nicht wahr? Ich war immer erst fähig, es zu sagen, nachdem du es ausgesprochen hast. Die Zeiten ändern sich. Menschen ändern sich. Einige brauchen länger als andere. Ich nehme an, ich habe darauf gewartet, Mia, wieder versucht, dich zu manipulieren, damit du es zuerst aussprichst. Es wäre leichter für mich gewesen. Du hast mir die Dinge früher so verdammt leicht gemacht.«
»Glücklicherweise hat sich das geändert. Nun muss ich gehen. Es ist spät.«
»Ja, es ist spät. Ich liebe dich, Mia. Ich liebe dich. Es
macht mir nichts aus, es dir hundertmal zu sagen, bis du mir glaubst.«
Es tat weh, das zu hören. Ein plötzlicher, schmerzender Stich. Sie machte sich diesen Schmerz zu Nutze, um ihr Herz zu verhärten und ihre Stimme kühl klingen zu lassen. »Du hast mir schon einmal etwas versprochen, Sam. Wir haben uns gegenseitig etwas versprochen. Es war nicht genug. Ich kann dir nicht geben, was du willst.«
Sie lief den Pfad zurück, weg von ihm.
»Kann es mir nicht geben«, murmelte er. »Noch nicht.«
Sie lief ohne Pause weiter bis zu ihrem Wagen. Ging nicht zurück ins Cottage, um ihre Schuhe zu holen oder auch nur an sie zu denken. Sie wollte nur noch weg, wollte schnell fahren, um wieder klar denken zu können. Sie hatte sich gestattet, ihn wieder zu lieben. Genauer, ihr Herz hatte sich ihm wieder zugewandt, als sie verletzlich gewesen war. Aber das war ihr Problem, und sie würde damit klarkommen.
Rational betrachtet, wenn ihre Entscheidung, ihn zu lieben, sie so unglücklich machte, was war dann vernünftig daran? Wenn seine Liebeserklärung die Lösung wäre, warum hatte sie sie dann als einen Dolchstoß in ihr Herz empfunden?
Sie würde nicht Opfer ihrer eigenen Gefühle werden, nicht ein zweites Mal. Sie würde sich nicht wieder blind in Liebe stürzen, alles, was ihr etwas bedeutete, und sich selbst riskieren.
Gleichgewicht, sagte sie sich, und klares Denken. Das war nötig, wenn man über etwas nachdachte, das über Leben oder Tod entschied. Vielleicht war es angeraten, sich ein paar Tage freizunehmen, sich neu zu sortieren. Sie war
etwas zu dünnhäutig, entschied sie. Sie musste zu sich kommen.
Allein.
»Was zur Hölle meinst du damit, dass sie weg ist?« Verärgert, dass sie jemand vor halb neun aus dem Schlaf riss, und das auch noch an einem Sonntag, dem einzigen Tag in dieser Woche, an dem sie ausschlafen konnte, fauchte Ripley ins Telefon.
»Sie ist nicht auf der Insel.« Sam konnte vor Aufregung kaum sprechen. »Wohin ist sie gefahren?«
»Ich weiß es nicht. Jesus.« Sie kam hoch, rieb sich das Gesicht. »Ich bin noch nicht einmal wach. Wie willst du wissen, dass sie nicht auf der Insel ist? Vielleicht ist sie nur spazieren gegangen oder mit dem Wagen unterwegs.«
Er wusste es, weil er sich in sie versenkt hatte. Und weil die unterbrochene Verbindung ihn aufgeweckt hatte. Das nächste Mal würde er die Verbindung nicht auf die Insel beschränken, dachte er grimmig. »Ich weiß es einfach. Ich war die letzte Nacht mit ihr zusammen. Sie hat nichts von irgendwelchen Plänen, aufs Festland zu gehen, gesagt.«
»Nun, ich bin nicht ihre Privatsekretärin. Habt ihr euch gestritten oder so etwas?«
»Nein, wir haben uns nicht gestritten.« Was sie miteinander hatten, konnte nicht auf ein so schlichtes Wort reduziert werden. »Hast du irgendeine Idee, wohin sie gefahren ist?«
»Nein.« Aber die Besorgnis in seiner Stimme kam langsam bei ihr an. »Hör zu, frag Lulu. Mia würde nirgendwo hingehen, ohne sie zu informieren. Sie ist wahrscheinlich nur weggefahren, um shoppen zu gehen oder…« Stirnrunzelnd betrachtete Ripley den Telefonhörer, aus dem nur
noch das Rufzeichen ertönte. »Reg dich bloß ab, Kumpel.«
Dieses Mal telefonierte er gar nicht erst, sondern sprang in seinen Wagen und fuhr zu Lulu. Er nahm nur am Rande wahr, dass ihr Haus nicht mehr orange wie ein Kürbis, sondern purpurrot gestrichen war. Ihr Garten war eine wilde Mischung aus Farben,
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