Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Zu dem, was ich bin, werde ich stehen, mit allem, was ich mache.«
Magie durchströmte sie und pulsierte in ihr.
»Dieser Schwur, den ich niemals breche, wird mein Schicksal sein. Das ist mein Wille, so soll es sein.«
Sie schloss die Augen und ballte ihre Hände, als könnte sie mit ihren Fäusten die finstere Nacht zerschlagen. Als könnte sie mit ihnen den Schleier zerreißen, der ihr die Sicht auf das Kommende versperrte.
»Warum weiß ich es nicht? Warum kann ich es nicht fühlen? Warum kann ich es einfach nicht fühlen?«
Etwas bewegte sich in der Luft, wie warme Hände, die ihre Wangen streichelten. Sie wollte nicht getröstet oder aufgefordert werden, geduldig zu sein. Also wendete sie sich ab, von den Klippen, von der See. Mit wehendem Mantel rannte sie auf die Lichter ihres Hauses zu.
Auch ein viel beschäftigter Mann musste mal Pause machen, sagte sich Sam, als er in seinem Wagen den Ort hinter sich ließ. Er hatte Stunde um Stunde am Schreibtisch zugebracht, in Besprechungen gesessen, Inspektionen durchgeführt, Berichte studiert. Er musste sich unbedingt den Kopf freipusten lassen.
Außerdem war Sonntag. Der Regen war endlich vorüber und hatte die Insel blank geputzt wie ein Juwel. Zu wissen und zu sehen, was sich auf diesem kleinen Stück Land geändert und was sich nicht geändert hatte, war für sein Geschäft genauso wichtig wie Statistiken und Pläne.
Das Gefühl dafür hatte die letzte Generation der Logan-Familie übersprungen, das wusste er. Er war sich immer darüber im Klaren, dass seine Eltern die ungefähr zwanzig Jahre, die sie auf der Insel gelebt hatten, als eine Art Exil betrachtet hatten. Weshalb sie auch so häufig Vorwände dafür gefunden hatten, sie immer wieder für einige Zeit zu verlassen – und endgültig dann, als sein Großvater gestorben war.
Es war nie ihr Zuhause gewesen.
Das war ihm nach seiner Rückkehr zur Gewissheit geworden, ebenso wie die Tatsache, dass es für ihn anders war. Die Drei Schwestern waren sein Zuhause.
Ausflugsdampfer kreuzten über das Wasser, Motoren brummten, und voll aufgeblähte Segel waren zu sehen. Eine freudige Gelassenheit überkam ihn. Bojen schaukelten orange, rot, weiß auf der klarblauen Wasseroberfläche. Das Land schien sich dem Wasser entgegenzustrecken.
Er sah eine Familie Würstchen grillen, einen kleinen Jungen Möwen jagen.
Es gab Häuser, die noch nicht da waren, als er gegangen war. Viel Zeit war inzwischen verstrichen, wie ihm bewusst wurde, als er die silbernen, wettergegerbten Zedern und die wuchernde Vegetation wahrnahm. Wachstum gehörte zur Menschheit und zur Natur.
Die Zeit stand niemals still. Nicht einmal auf den Drei Schwestern.
Als er sich dem nördlichsten Punkt der Insel näherte, fuhr er in eine enge, unbefestigte Straße. Er konnte das Schiefergeröll knirschen hören unter seinen Rädern. Als er das letzte Mal hier langgefahren war, fuhr er einen offenen Jeep und hatte das Radio auf volle Lautstärke gedreht.
Er grinste in sich hinein bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn er ohne Verdeck und mit voll aufgedrehter Stereoanlage in seinem Ferrari fahren würde.
»Aber ich bin kein Junge mehr«, murmelte er und parkte gegenüber vom Kliff und dem Haus, das auf ihm stand.
Das Haus war unverändert, fand er und fragte sich, wie lange die Inselbewohner wohl brauchen würden, um es nicht mehr als das Logan-Haus zu betrachten. Zwei Stockwerke hoch erhob es sich über dem Kliff, ragte stolz empor, als wäre es aus freien Stücken hier. Jemand hatte kürzlich
die Fensterläden dunkelblau gestrichen als Kontrast zu dem silberweißen Holz.
Die überdachte Veranda und die oberen Balkons erlaubten einen atemberaubenden Blick auf die Bucht und die See. Die Fenster waren groß, die Türen aus Glas. Er erinnerte sich, dass sein Zimmer auf der Meeresseite gelegen und wie viel Zeit er damit verbracht hatte, auf das Wasser zu starren.
Wie oft dessen wechselnde und unvorhersehbare Stimmungen seine eigenen reflektiert hatten.
Die See hatte immer mit ihm gesprochen.
Trotzdem erzeugte das Haus keine nostalgischen Gefühle in ihm. Die Inselbewohner konnten es das Logan-Haus nennen, so lange sie wollten, aber es war nie für ihn bestimmt gewesen. Es war seiner Meinung nach ein guter Besitz in einer exquisiten Lage, das von seinen neuen Eigentümern gut gepflegt wurde.
Er hoffte, dass der Mann, dem der vor dem Haus parkende Landrover gehörte, zufrieden mit seiner Investition war.
Dr. MacAllister Booke, dachte
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