Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
vergessen hatte. »Hmm?«
»Die, die man Feuer nannte. Die, die zu mir gehört. Hier hat sie ihren Silkie gefunden, in menschlicher Gestalt, und sich in ihn verliebt, während er schlief.«
»Wie willst du das wissen?«
Sie wollte gerade sagen, dass sie das schon immer gewusst hatte, aber sie schüttelte den Kopf. »Sie nahm seinen Pelz und versteckte ihn, sodass er bei ihr bleiben konnte. Sie tat es aus Liebe, deshalb konnte es nicht falsch sein.«
Umhüllt von schönen Erinnerungen, kitzelte Sam ihren Hals. Er wollte hier sein, bei ihr. Er wollte nichts anderes, niemand anderen. Würde es niemals wollen. Niemals können. Diese Erkenntnis machte ihn, jetzt, da er sich dessen bewusst wurde, eher sicher als unsicher.
»Nichts ist falsch, wenn es aus Liebe geschieht.« »Aber sie konnte ihn nicht halten«, sagte Mia ruhig. »Jahre später, nachdem sie Kinder hatten, nachdem sie ihre
Schwestern verloren hatte, ihren Kreis, fand er seinen Pelz. Er konnte sich nicht dagegen wehren – es war seine Natur. Nachdem er seinen Pelz gefunden hatte, konnte ihn nichts, nicht einmal Liebe, zurückhalten. Er verließ sie, ging zurück ins Meer und vergaß, dass es sie gab. Vergaß sein Heim und seine Kinder.«
»Es macht dich traurig, daran zu denken.« Er umschloss sie fester. »Bitte sei nicht traurig, nicht jetzt.«
»Verlass mich nicht.« Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter. »Verlass mich niemals. Ich glaube, ich müsste sterben, wie sie sterben musste, allein und mit gebrochenem Herzen.«
»Das werde ich nicht.« Aber Kälte machte sich in ihm breit. »Ich bin hier. Schau.« Er bewegte sich, sodass sie die Höhlenwand vor sich hatten. Er hob einen Finger und legte ihn auf den Stein. Licht schoss aus seiner Fingerspitze und grub Wörter in den Felsen.
Sie las den gälischen Satz, und ihre Augen wurden feucht. »Mein Herz ist dein Herz. Immer und ewig.«
Nun erhob sie ihren Finger und formte einen keltischen Knoten unter die Wörter. Das Versprechen von Vereinigung. Sie wendete ihm ihre tränenüberschwemmten Augen zu. »Und meins ist deins.«
Allein in ihrem Haus auf den Klippen, drehte sich Mia unruhig im Schlaf und murmelte dabei seinen Namen.
4
Der Regen, ein stetiger, trommelnder Strom, setzte vor dem Morgengrauen ein. Er ging einher mit einem böigen Wind, der die zarten grünen Blätter frösteln und die Brandung schäumen ließ. Den ganzen Tag über regnete und stürmte es, bis die Luft dampfte und die See so grau war wie der Himmel. Es gab keine Anzeichen dafür, dass es gegen Abend nachlassen würde.
Es ist gut für die Blumen, sagte sich Mia, als sie aus dem Fenster blickte und das trübselige Wetter betrachtete. Die Erde musste gut durchnässt sein, und trotz der Kälte würde es keinen Frost geben, der die zarten Knospen beschädigte.
Den ersten schönen Tag würde sie sich freinehmen und im Garten arbeiten. Einen ganzen kostbaren Tag ohne Gesellschaft, ohne Anforderungen, nur mit ihren Blumen.
Das war das Privileg der Selbstständigkeit, das Gute daran, ein eigenes Geschäft zu haben.
Dieses gelegentliche Privileg glich das Gewicht der Verantwortung aus, für den Laden, für die Magie.
Sie hatte tausend Dinge zu erledigen gehabt heute in der Buchhandlung. Es machte ihr nichts aus, dass sie so wenig geschlafen hatte, geschüttelt von Träumen, oder dass ihre Stimmung so düster war, dass sie sich am liebsten unter ihren Decken vergraben hätte. Allein die Tatsache, dass sie das in Erwägung zog, wenn auch nur kurz, hatte sie dazu gebracht, sich aufzuraffen und zur Arbeit zu gehen.
Dann hatte sie vergessen – und sie vergaß nie etwas –, dass Nell und Ripley zu ihr kommen würden. Wenigstens waren sie eine Ablenkung, würden sie davon abhalten, ständig ihren Erinnerungen und Träumen nachzuhängen – beides unwillkommene Eindringlinge in ihr Leben.
Er hatte sich in ihre Träume geschlichen. Der Bastard. »Möchtest du es lieber ein anderes Mal machen? Mia?«
»Was?« Stirnrunzelnd blickte sie ihr Gegenüber an. Blinzelte. Oh Göttin, sie konnte sich nicht mal auf ihre Ablenkung konzentrieren. »Nein, nein, Entschuldigung.« Sie brachte ein Lächeln für Nell zustande, irgendwie schaffte sie es immer. »Der Regen macht mich alle.«
»Er kann einen auch alle machen.« Ripley machte es sich in ihrem Sessel gemütlich, indem sie ein Bein über die Lehne legte. In der Hand hielt sie einen Becher mit Popcorn, das sie sich in Windeseile in den Mund stopfte. »Dieses Wetter
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