Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
Liebe zu tun.«
»Das ist mir mehr als bewusst.«
»Sie braucht dafür nicht… Es bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass sie verpflichtet ist, dich jetzt zu lieben, sondern dass sie akzeptiert, was sie einst gefühlt hat, und dass es nicht für immer war. Dass sie sich, nun ja, von dir löst, ohne es zu bedauern, sondern gern an das zurückdenkt, was nicht mehr ist. Es ist jedoch nur eine Theorie.«
Der Saum von Sams Mantel wurde von einem plötzlichen Windstoß erfasst. »Deine Theorie gefällt mir nicht.«
»Mir würde sie an deiner Stelle auch nicht gefallen. Die dritte Schwester nahm sich lieber selbst das Leben, als dass sie ohne ihren Liebsten, der sie verlassen hatte, weiterleben wollte. Der Kreis war gebrochen, und sie war allein.«
»Ich kenne die gottverdammte Geschichte.«
»Bitte lass mich ausreden. Sogar dann noch hat sie ihre Insel geschützt und ihre Nachkommen – und die Nachkommen ihrer Schwestern. So gut sie konnte, mit dem, was ihr noch geblieben war. Aber sie konnte oder wollte sich nicht selbst schützen. Konnte oder wollte nicht leben ohne die Liebe dieses einen Mannes. Das war ihre Schwäche und ihr Fehler.«
Es war einfach genug, dem zu folgen. Es war logisch.
Es war zum Wahnsinnigwerden. »Und Mia lebt ohne mich sehr gut.«
»Einerseits«, stimmte Mac zu. »Andererseits und meiner Meinung nach hat sie ihre Gefühle niemals überwunden, dir niemals vergeben oder es akzeptiert. Und das muss sie tun, auf die eine oder andere Weise, und zwar mit dem ganzen Herzen. Wenn sie es nicht schafft, wird sie verwundbar sein, und da der Schutzzauber schwächer wird, wird sie verlieren.«
»Und wenn ich nicht zurückgekommen wäre?«
»Die logische Schlussfolgerung ist, dass deine Rückkehr vorherbestimmt war. Und mehr Magie auf der Insel zu haben … Nun, das kann nicht schaden.«
Diese Möglichkeit hatte er nie in Betracht gezogen. Aber seine Unterhaltung mit Mac hatte Zweifel in ihm hochkommen lassen. Er war auf die Insel zurückgekehrt ohne den geringsten Zweifel daran, was notwendig war und was getan werden musste. Er würde Mia zurückerobern, und sobald zwischen ihnen alles wieder so war wie früher, würde der Fluch gebrochen werden. Ende der Geschichte.
Ende der Geschichte, dachte er jetzt, als er in der Bucht am Strand entlangwanderte, weil er sich keine anderen Gedanken gestattet hatte. Er wollte Mia, war bereit für sie, und das war alles.
Er hatte nicht im Entferntesten mit dem Gedanken gespielt, dass sie ihn nicht mehr liebte, nicht mehr wollte. Dass das die Antwort sein könnte.
Er sah die Öffnung der Höhle. Möglicherweise war es Zeit, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen und seinen Geistern ins Auge zu blicken. Als er vor der Höhle stand, schlug sein Herz schneller. Er blieb stehen, wartete, bis es
sich wieder beruhigte, dann duckte er sich und trat in den Schatten.
Für einen Moment war die Höhle erfüllt mit Geräuschen. Mit ihren Stimmen, ihrem Lachen. Den Seufzern sich Liebender. Und von Weinen.
Sie war hierhergekommen und hatte um ihn geweint. Dieses Wissen, dieses Gefühl versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. Er verdrängte diesen Schmerz, stand ganz still und lauschte der Brandung.
Als er ein Junge war, war diese Höhle das Versteck von Aladin oder von Banditen, oder was sich Zack oder andere Freunde ausdachten.
Dann war er kein Junge mehr – oder kein richtiger Junge mehr –, und die Höhle gehörte Mia.
Er bekam weiche Knie, als er zu der Wand ging, sich niederkniete und die Worte entzifferte, die er für sie an die Felswand geschrieben hatte. Sie hatte sie nicht entfernt. Bis zu diesem Moment, als ihm eine zentnerschwere Last von der Seele fiel und sein Herz leicht wurde, hatte er nicht gewusst, wie sehr er sich davor gefürchtet hatte. Dass sie es getan hätte. Und wenn sie es getan hätte, wäre ihr Herz für ihn verloren gewesen.
Für immer und ewig.
Er streckte seine Hand aus, und die Worte schienen erfüllt mit Licht, das in ihnen leuchtete wie goldene Tränen. Er fühlte in diesem Licht alles, was der Junge damals gefühlt hatte, als er die Worte geschrieben hatte, durch Magie und grenzenloses Vertrauen.
Es erschütterte ihn, verblüffte ihn, dass so viel Explosivität in dem Jungen gewesen war, dass der heutige Mann noch jetzt unter ihr schwankte. Und sich nach ihr sehnte.
Die Macht war immer noch hier. Warum sollte das so
sein, wenn es nichts bedeutete? War es nur sein Wille, sein Wunsch, der das Vergangene
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