Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)
heilen.«
Er drehte den Kopf, um seine Schulter zu betrachten. Man konnte kaum noch die Kratzer sehen, und die Schmerzen waren verschwunden. Er war überrascht und sah sie an. »Du hast Fortschritte gemacht.«
»Ich habe beträchtliche Zeit damit verbracht, meine Fähigkeiten zu erweitern und zu verfeinern.« Sie stellte die Krüge zurück, dann schloss sie die Augen und legte ihre Hände auf den Tresen. »Ich bin so wütend auf dich, so … ich brauche Luft.«
Sie ging zur Tür und in den Garten.
Am Seerosenteich beobachtete sie die Goldfische, die durch das Wasser schossen. Als sie ihn näher kommen hörte, umfasste sie ihre Ellbogen.
»Dann sei wütend. Schimpfe und fluche. Es ändert nicht das Geringste. Ich habe eine Aufgabe in dieser Angelegenheit, Mia. Ich bin ein Teil davon. Ob es dir gefällt oder nicht.«
»Impulsivität und Männlichkeitswahn haben hier nichts verloren. Ob es dir gefällt oder nicht.«
Wenn sie dachte, dass er sich für seine Handlungsweise entschuldigen würde, hätte sie lange zu warten. »Ich sah eine Möglichkeit, eine Gelegenheit und bin ein kalkuliertes Risiko eingegangen.«
Sie schoss herum. »Es ist meine Sache, ein Risiko einzugehen, meine, nicht deine.«
»Du bist dir deiner Sache so verdammt sicher. Du warst dir immer so verdammt sicher. Glaubst du nicht, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt?«
»Ich ziehe nicht in Zweifel, was ich hier fühle«, sie presste ihre Fäuste auf ihren Bauch, »und was ich hier weiß«, und auf ihr Herz. »Du kannst mir nicht abnehmen, was ich tun muss, und wenn du es könntest …«
»Wenn ich es könnte?«
»Dann würde ich es nicht zulassen. Es ist mein Recht von Geburt an.«
»Und meins«, konterte er. »Wenn ich es letzte Nacht hätte beenden können, hätte ich es getan, Mia.«
Inzwischen eher müde als wütend, schloss sie die Augen. »Du weißt es besser. Du weißt es.« Sie fuhr sich durchs Haar und schlenderte einen Gartenpfad entlang, an dessen Seite ein Spalier von Iris kurz vor dem Aufblühen war. »Ändere eine Sache, und es ändern sich tausend andere. Bewege ein Stück des Ganzen willkürlich, und du zerstörst das Ganze. Es gibt Regeln, Sam, und Gründe für sie.«
»Du kanntest dich mit Regeln immer besser aus als ich.« In seinen Worten lag eine Bitterkeit, die sie eher fühlen als hören konnte. »Wie kannst du erwarten, dass ich tatenlos zuschaue? Glaubst du, dass ich nicht sehen kann, dass du schlecht schläfst und wenig isst? Ich kann spüren, wie du darum kämpfst, die Furcht abzuwehren, und es zerreißt mich.«
Sie hatte sich ihm, während er sprach, wieder zugewandt.
Wie gut erinnerte sie diesen heftigen Zorn in ihm, diese unruhige Leidenschaftlichkeit. Es hatte sie angezogen an dem Jungen. Und, Gott helfe ihr, es zog sie auch bei dem Mann an.
»Wenn ich mich nicht fürchten würde, wäre ich dumm«, stellte sie klar. »Ich bin nicht dumm. Du kannst nicht derartig hinter meinem Rücken agieren. Du darfst das, was mich meint, nicht wieder herausfordern. Ich möchte dein Wort darauf.«
»Das kann ich dir nicht geben.«
»Lass uns versuchen, vernünftig zu sein.«
»Nein.« Er nahm ihre Arme, presste sie an sich. »Lass uns etwas anderes versuchen.«
Heiß und fast gewalttätig küsste er sie. Es war wie ein Brandzeichen. Sie hatte an seinen Gefühlen gezerrt und gekratzt, sogar als sie seine Wunde behandelte. Sie hatte ihn geöffnet, hatte sich in ihn versenkt und ihn dann leer zurückgelassen. Jetzt wollte er wenigstens etwas zurückhaben. Er hielt ihre Arme so fest, dass sie sich weder wehren noch nachgeben konnte. Sie war hilflos gefangen in einem hungrigen Kuss. Die freudige Erregung, die sie deswegen überfiel, schockierte und beschämte sie.
Sie hätte ihn immer noch aufhalten können. Sie brauchte sich dafür nur auf ihren Verstand konzentrieren. Aber er bestand nur noch aus Gedanken an ihn, genauso wie ihr Körper nur noch aus Verlangen nach ihm bestand.
»Ich kann es nicht mehr aushalten.« Er überdeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Liebe mich, oder verdamme mich, aber tu es jetzt.«
Sie hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. »Und wenn ich dir sagen würde, dass du gehen sollst, dass du deine Hände von mir lassen sollst?«
Er streichelte ihren Rücken, ihr Haar. Krallte sich darin fest. »Tu es nicht.«
Sie wollte ihn leiden sehen. Und jetzt, wo sie es sah, konnte sie es nicht ertragen. Weder für ihn noch für sich.
»Dann komm mit hinein.«
10
Sie schafften es gerade bis zur
Weitere Kostenlose Bücher