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Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Im Licht des Mondes: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Mondes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schloss sie sich im Lagerraum ein und konzentrierte sich aufs Geschäft. Sie organisierte, lagerte um und komplettierte eine Bestellliste. Die
Sonnenwendfeier brachte stets eine Flut von Touristen auf die Insel. Es zahlte sich aus, darauf vorbereitet zu sein.
    Mit der fertigen Bestellliste in der Hand, erhob sie sich. Dann setzte sie sich wieder, weil sie von einer Welle von Übelkeit erfasst wurde. Albern von mir, beschimpfte sie sich selbst. Unachtsam. Sie hatte den ganzen Tag nicht mehr als einen halben Muffin gegessen. Sie stand auf mit der Absicht, einen Teller Suppe im Café zu essen. In dem Moment trat ihr ein Bild vor Augen.
    Evan Remington stand hinter einem vergitterten Fenster und lächelte. Seine Augen waren so leer wie die einer Puppe. Aber er drehte den Kopf, langsam, ganz langsam, und diese Augen begannen rot zu glühen und sahen nicht mehr menschlich aus. Sie musste sich zwingen, nicht wegzulaufen, sich mit ihrer Ruhe wie mit einem Umhang zu umgeben. Als das Bild verschwand, legte sie ihre Arbeit beiseite. »Ich habe eine Besorgung zu machen«, erklärte sie Lulu und eilte aus dem Laden. »Ich bin so schnell wie möglich wieder da.«
    »Ein ständiges Kommen und Gehen«, brummelte Lulu.
    Mia ging zielstrebig zur Polizeiwache und hielt unterwegs nur kurz an, um mit einem Bekannten einige Worte zu wechseln. Die Straßen waren schon voll von Touristen. Sie flanierten und kauften ein, überquerten die Insel, um den perfekten Picknickplatz ausfindig zu machen oder eine neue Aussicht. Sie füllten abends die Restaurants oder verpflegten sich selber in ihren Ferienhäusern mit frischen Fischen, die sie auf den Docks gekauft hatten.
    Läden boten Frühlingssachen im Schlussverkauf an, und die Pizzeria bot drei Pizzas zum Preis von zwei an. Sie sah Pete Stubens in seinem Pick-up vorbeifahren, im Fond sein geliebter Hund und seine Schrotflinte. Pete winkte ihr zu, und der Hund grinste glücklich.
    Ripleys junger Cousin Dennis zischte auf dem gegenüberliegenden Gehweg auf seinen Skateboards mit mindestens 15 Stundenkilometern vorbei. Sein Red-Sox-T-Shirt flatterte wie eine Fahne.
    Es war alles so normal, dachte sie. So leicht und richtig und wirklich.
    Sie würde alles tun, damit es so bliebe.
    Zack war hinter seinem Schreibtisch, als sie reinkam, und sprang umgehend auf. »Also, Mia«, begann er.
    »Ich bin nicht hergekommen, um dir die Ohren lang zu ziehen.«
    »Da bin ich aber froh. Nell hat sich bereits darum gekümmert.« Er rieb sich seine Ohren. »Ich wollte nur sagen, dass wir nicht hinter eurem Rücken handeln wollten. Wir wollten uns nur ein Bild von der Situation machen. Es ist mein Job, Ärger von der Insel fernzuhalten.«
    »Wir können das später diskutieren. Kannst du Evan Remington überprüfen?«
    »Überprüfen?«
    »Sicherstellen, dass er da ist, wo er sein sollte. Ob die Behandlung Fortschritte macht, wie die Prognose ist, sein aktueller Zustand.«
    Er wollte sie schon fragen, warum, aber ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm, dass es besser wäre, erst zu antworten und dann Fragen zu stellen. »Zunächst einmal kann ich dir sagen, dass er nach wie vor eingesperrt ist  – und dass er auch eingesperrt bleiben wird. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jede Woche einige Leute, die ich kenne, anzurufen und nachzufragen.« Er legte den Kopf schief. »Oder hältst du das für außerhalb meiner Möglichkeiten?«
    »Werd bloß nicht pampig. Werden dir Fortschritte berichtet?«
    »Ich habe keinen Zugang zu den medizinischen Berichten, wenn es das ist, was du meinst. Dazu brauche ich eine Ermächtigung und einen Grund, eine zu beantragen. Was ist das Problem?«
    »Er ist immer noch ein Teil vom Ganzen, Gummizelle hin oder her.«
    Zack war mit zwei Schritten bei ihr und ergriff ihren Arm. »Ist er eine Bedrohung für Nell?«
    »Nein.« Was für ein wundervolles Gefühl musste es sein, so bedingungslos geliebt zu werden, fragte sie sich. Sie hatte einmal geglaubt, es zu wissen. »Nicht direkt. Nicht wie vorher. Aber er wird benutzt. Ich frage mich, ob er es weiß«, murmelte sie. Es war wichtig, das herauszufinden.
    »Wo ist Ripley?«
    »Auf Patrouille.« Sein Griff wurde fester. »Ist sie in Gefahr?«
    »Zack, sowohl Nell als auch Ripley haben getan, wozu sie bestimmt waren. Aber ich muss mit beiden reden. Kannst du bitte beiden sagen, dass sie heute Abend zu mir kommen sollen? Gegen sieben, wenn sie können.«
    Jetzt wurde aus Zacks festem Griff ein Streicheln, und er umfasste ihre Schulter.

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