Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Johnson es verdient hat, dass sein Tod derart missbraucht wird.«
Sie schwieg, während die Sandwiches gebracht wurden, die sie bestellt hatten.
»Franklin Johnson ist heute Morgen gestorben.«
»Ich weiß.«
»Opal Johnson hat beide Söhne verloren. Ihre Kinder sind tot. Für den Tod des Erstgeborenen können wir nichts, zumindest nicht direkt. Wir haben den Mann gefunden und verhaftet, der ihn umgebracht hat. Wäre das auch so schnell passiert, wenn Charlie gestern nicht in diesen Spirituosenladen spaziert wäre? Ich weiß selbst nicht, was ich auf diese Frage antworten soll, und das macht mir Sorgen.«
»Ich auch nicht, aber ich mache meinen Job, so gut ich kann. Und du auch. Wir retten, wen wir können, Phoebe, bei jedem Fall, zu dem wir gerufen werden, aufs Neue.«
»Das kann schon sein.« Sie nahm einen Happen von ihrem Sandwich. »Ich hab ihm gesagt, dass alles gut wird. Wenn er rauskäme, würde alles gut.«
»Du hast nichts falsch gemacht. Normalerweise wäre auch alles gut geworden. Dann wäre er jetzt in Haft, und sein Pflichtanwalt würde einen Deal mit dem Staatsanwalt ausarbeiten. Das Spezialeinsatzkommando hat etwas falsch gemacht, und wir werden den Fehler finden. Jede Minute dieses Einsatzes wird untersucht werden. Jede Bewegung, jeder Befehl. Aber in der Zwischenzeit müssen wir uns mit der Wut der schwarzen Bevölkerung herumschlagen, diesem PR-Albtraum und dem leider sehr realen Problem, dafür zu sorgen, dass es keine gewaltsamen Aufstände deswegen gibt. Du wirst heute Nachmittag eine Pressekonferenz geben, zusammen mit dem Commander des Spezialeinsatzkommandos. Ihr werdet beide eine kurze Erklärung abgeben und Fragen beantworten. Es wird nicht lange dauern, aber es ist wichtig.«
»Um wie viel Uhr?«
»Um drei.«
Sie nickte. »Gut. Dann habe ich noch genug Zeit, in die Hitch Street zu fahren. Ich möchte mir den Tatort ansehen. Beide Tatorte.«
Sie stand an dem Fenster, aus dem die Schüsse abgegeben worden waren und das die Spurensicherung identifiziert hatte. Es war ein schmales Fenster, ein Flügelfenster im zweiten Stock eines Gebäudes gegenüber dem Spirituosenladen.
Laut Protokoll war das Gebäude mit den fünfzehn Wohnungen evakuiert worden, während Mitglieder der Spezialeinheit auf dem Dach und im dritten Stock Stellung bezogen hatten. Da es innerhalb der ersten Absperrung lag, hätten sich keine Zivilisten in oder vor dem Gebäude befinden dürfen.
Aber das wäre nicht das erste Mal, dass die innere Absperrung durchbrochen würde. Von hier aus hatte der Scharfschütze einen guten Überblick und freies Schussfeld gehabt, erkannte Phoebe. Nicht so gut wie vom Dach oder vom dritten Stock aus, aber immer noch gut genug.
Vor allem, wenn er vorgehabt hatte, einen unbewaffneten Mann zu erschießen, der ihm direkt vor die Mündung lief. Es war wirklich nicht besonders schwer, ein Ziel zu treffen, das sich nicht bewegt und die Hände erhoben hat. Nichts als ein Rumpf, der nur darauf wartete, durchsiebt zu werden.
»Die Mieterin ist eine gewisse Reeanna Curtis, unverheiratet«, sagte Detective Sykes hinter ihr. »Zwei Kinder, ein fünfjähriger Junge und ein dreijähriges Mädchen. Keinerlei Vorstrafen. Sie waren außerhalb der Absperrung, als geschossen wurde, Zeugen konnten das bestätigen. Ihr Freund hat zu diesem Zeitpunkt gearbeitet. Auch das wurde bestätigt.«
Phoebe nickte. »Ich habe ihre Aussage gelesen. Sie hat gesagt, ein Polizist sei zu ihr an die Tür gekommen und habe ihr befohlen, die Wohnung zu verlassen. Er habe sie hinausbegleitet. Überall im Gebäude seien Polizisten gewesen und auch davor. Sie ist mit den Kindern sofort zu ihrer Schwester, die ein paar Blocks weiter wohnt.«
»Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, ob sie hinter sich abgeschlossen hat, ja sie weiß nicht mal mehr mit Sicherheit, ob sie die Tür hinter sich zugemacht hat. Sie sagte, alles sei so schnell gegangen und sie habe Angst gehabt.«
»Noch jemand wird nach draußen begleitet«, mutmaßte Sykes laut, »will sich das Spektakel aber nicht entgehen lassen. Er versteckt sich hier.«
»Bewaffnet?« Phoebe drehte sich um. »Wer auch immer hier reinkam, war bewaffnet, vorausgesetzt es war nicht die alleinerziehende Mutter mit den zwei Vorschulkindern und einer AK-47 im Besenschrank. Und wenn er es nicht auf die Zielperson abgesehen hatte – warum hat er dann nicht einen Haufen Polizisten umgenietet?«
»Es wohnen Mitglieder der Lords in diesem Gebäude, und weitere in der
Weitere Kostenlose Bücher