Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
befehlen, sich auf den Boden zu legen, und ihm Handschellen anlegen. Das muss sein.«
Phoebe ließ ihren Blick über einige Dächer und Fenster gleiten und entdeckte das Spezialkommando. Bis Razz da draußen und in Gewahrsam war, konnte sie es nicht riskieren, seine Mutter zu nah an die innere Absperrung zu bringen. »Ich möchte, dass Sie hier bei diesem Officer warten, es dauert nur ein paar Minuten. Ich hole Sie gleich ab und sorge dafür, dass man Sie zu Charlie bringt.«
»Danke für alles, was Sie getan haben. Danke.«
Phoebe lief nach vorn und stellte sich so hin, dass sie die Tür des Spirituosenladens im Blick behalten konnte. Als sie sah, wie die Tür aufging und der Junge mit hoch erhobenen Händen herauskam, seufzte sie erleichtert auf.
Das Mündungsfeuer war eine überwältigende Explosion. Sie war einen Moment lang wie gelähmt und sah hilflos zu, wie Charlies Körper zuckte, tanzte, fiel. Sie hörte sich selbst schreien, während sie nach vorn lief und ein Dutzend Polizisten in Deckung ging.
Jemand warf sie zu Boden. Keuchend hörte sie, wie in dem Laden geschrien wurde. »Es wurde geschossen, es wurde geschossen!«, dröhnte es in ihren Ohren.
Das war fantastisch ! Und kinderleicht. Man brauchte sich nur heimlich in Position zu bringen, so gehörte man dazu. Und dann einfach abzuwarten.
Sie hatte Stunden mit dem Gequatsche zugebracht, um dieses Arschloch zum Aufgeben zu bringen. Zeitverschwendung, reine Zeitverschwendung, was, du Schlampe? Dieses widerliche Arschloch verdiente es, zu sterben. Die Gangs waren die reinste Plage für die Stadt. Er hätte ihr auch gleich ein paar Kugeln verpassen können. Das wäre kinderleicht gewesen. Aber das hier war noch besser. Damit hatte er ein Ziel erreicht und die Dinge ins Rollen gebracht.
Er hatte ja gar nicht geahnt, wie viel Spaß ihm das alles machen würde. Warum jetzt schon damit aufhören?
Er hatte die Waffe liegen lassen und sich unauffällig verdrückt. Auch das war kinderleicht gewesen. Er hatte die Waffennummer abgerissen und sich in dem allgemeinen Chaos davongemacht.
Aber er hatte gerade noch gesehen, wie Phoebe sich aufgerappelt hatte, zu den anderen an die Tür dieses beschissenen Spirituosenladens gerannt war und sich neben den toten Jungen geworfen hatte.
Die Presse würde sich nur so auf diesen Fall stürzen, dachte er, während er nach Westen lief, wo er sein Auto stehen gelassen hatte. Sie würde sich darauf stürzen wie auf ein gefundenes Fressen.
Diese Schlampe von einer MacNamara hatte dieses Arschloch zum Aufgeben gebracht. Und direkt in den Kugelhagel geschickt.
Als Phoebe nach Hause kam, hörte sie schon die Stimmen im Wohnzimmer. Das Abendessen ist längst vorbei, dachte sie. Die Teller sind gewaschen und weggeräumt.
Sie wollte einfach nur die Treppe hoch und sofort ins Bett. Oder sich darunter verstecken. Aber das ging nicht. Wieder etwas, das nicht ging. Also ging sie zur Tür.
Carter erzählte irgendeine Anekdote – das erkannte sie daran, dass er gestikulierte. Er konnte hervorragend Geschichten erzählen. Sie wusste, dass er gern Schriftsteller wäre und schrieb, sooft er konnte. Aber seine Lehrtätigkeit beanspruchte fast seine gesamte Zeit. Neben ihm verdrehte Josie die Augen, aber sie lachte dabei. Es war so rührend, wie sehr sich die beiden liebten. Sie wirkten wie frisch verliebt.
Und da war Mama, sie sah so glücklich aus. Entspannt und glücklich, im Kreis der Menschen, die ihr dieses Gefühl gaben. Und Ava, die auf Mamas Sessellehne kauerte.
Ihr kleines Mädchen, das auf dem Sofa neben Duncan saß. Ach du meine Güte, mit welchem Gesichtsausdruck lächelte denn Carly zu ihm hoch? Ihre Kleine war eindeutig zum ersten Mal verliebt. Und auch Mr. Duncan Swift schien sich ganz wie zu Hause zu fühlen, so entspannt und lässig, wie er sich zurücklehnte und ihrer Kleinen zuzwinkerte, als teilten sie beide ein großes Geheimnis.
Wie weit von hier war die Hitch Street entfernt? Welche Welten dazwischenlagen!
Duncan entdeckte sie zuerst. Seine Augen begannen sofort zu strahlen, blickten sie jedoch gleich darauf besorgt an. War sie so leicht zu durchschauen?
Er stand auf und ging zu ihr. »Alles in Ordnung?«
»Nein. Ich bin unverletzt, aber es geht mir nicht gut. Es tut mir leid, dass ich das Essen versäumt habe«, sagte sie so laut, dass alle sie hören konnten.
»Mama, wir haben eine Menge Spaß! Und Duncan hat gesagt …« Carlys Worte erstarben, als sie auf sie zugerast kam. Phoebe sah, wie ihre
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