Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Zeitlupentempo quer durchs Zimmer und sah die anderen Erwachsenen flehentlich an. Sie ging langsam zu Duncan und seufzte schwer. »Ich wünschte, ich müsste noch nicht ins Bett, aber danke, dass du zum Abendessen gekommen bist.« »Danke für die Einladung. Und bis Samstag!«
Sofort hörte sie auf zu schmollen. »Ja. Gute Nacht.«
Sobald sie weg war, ließ Phoebe die Gabel sinken.
»Ich sollte lieber gehen.« Duncan erhob sich.
»Ich bring dich hinaus.«
Es tat so gut, hinaus an die frische Luft zu kommen, tief durchzuatmen. »Es tut mir leid, dass ich den ganzen Abend verdorben habe.«
»Das seh ich aber anders.« Während sie zu seinem Wagen gingen, legte er ihr den Arm um die Schultern. »Das muss schlimm für dich sein.«
»Es war furchtbar.« Sie hing kurz ihren Erinnerungen nach, drehte sich zu ihm und hielt sich an ihm fest. »Ich weiß nicht, ob ich das jemals vergessen kann. Vielleicht sollte ich das auch nicht. Ich begreife nicht, wie das passieren konnte. Es heißt schon, wir wären das gewesen. Wir nehmen an, dass es ein rivalisierendes Gangmitglied war. Wir haben die Waffe gefunden. Eine AK-47. Das war keine von uns. Man hat den Jungen regelrecht durchsiebt . Innerhalb weniger Sekunden. Eine der Geiseln in dem Laden wurde auch getroffen. Sie wird wieder gesund, aber …« Sie sog hörbar die Luft ein. »Aber das gehört nicht hierher.«
»Ich höre dir zu, egal, was es ist.«
»Ich muss hier weg, sooft es geht.« Sie warf einen Blick auf das Haus zurück. »Sobald es geht. Also bis … Samstag.«
»Ich werd Carly und dich so gegen zehn abholen. Einverstanden?«
»Es ist nett von dir, sie so zu verwöhnen. Aber ich will nicht, dass du dich verpflichtet fühlst …«
»Psst!« Er legte einen Finger auf ihre Lippen und küsste sie ausgiebig und sehr sanft.
»Wir sehen uns am Samstag.«
»Bis Samstag. Ich werd ein paar Liter Sonnenmilch für uns Rothaarige einpacken.«
Sie winkte ihm nach und blieb noch eine Weile draußen stehen. Anschließend setzte sie sich noch einen Moment auf die Stufen zum Haus. Sie sollte dringend reingehen, Carly Gute Nacht sagen und Mama im Auge behalten, nur für alle Fälle. Aber sie blieb noch eine Weile sitzen.
Carter kam heraus. Er sagte nichts, setzte sich nur neben sie und nahm ihre Hand.
18
Phoebehatte sich nicht geirrt, was den Ansturm der Medien betraf. Die Schlammschlacht wurde im Fernsehen, in den Schlagzeilen der Zeitungen, dem Internet ausgetragen. Der Tod von Charlie Johnson wurde zum Symbol für gewalttätige Gangs, Rassismus und die Inkompetenz der korrumpierten Polizei.
Sie wehrte Dutzende von Anrufen von Journalisten ab und bekam zum ersten Mal in ihrer Karriere Morddrohungen. Erneut wurde sie vom Büro für interne Angelegenheiten befragt.
»Wie kommst du zurecht?« Dave sah zu, wie sie Linien in das Kondenswasser an ihrem Glas Eistee malte. Er hatte sie auf ein schnelles Mittagessen eingeladen.
»Ich seh immer noch vor mir, wie er mit hoch erhobenen Händen aus dem Gebäude kommt. Ich erinnere mich noch genau an die Sekunde, in der ich gedacht habe, gut gemacht, Phoebe. Alles paletti. Dann hörte ich plötzlich diese Schüsse, und sein Körper hat gezuckt wie der einer Marionette. Es hat gerade mal eine Sekunde gedauert, und plötzlich brach die Hölle los.«
»Du hast deine Arbeit gut gemacht.« Als er ihren Gesichtsausdruck sah, schüttelte er den Kopf. »Wirklich. Das wollen wir doch mal festhalten.«
»Der Verhandler ist Teil eines Teams, Dave. Und jetzt rate mal, wer mir das beigebracht hat? Das Team hat bei diesem Jungen und den Geiseln versagt. Das Team hat komplett versagt.«
»Irgendwas ist schiefgelaufen, und wir wissen immer noch nicht, was. Aber du hast nichts damit zu tun«, fuhr er fort, »auch, wenn ein Junge sterben musste und eine Geisel verletzt wurde. Kein Mitglied unseres Spezialeinsatzkommandos hat seine Waffe abgefeuert. Die abgefeuerte und gefundene Waffe war nicht von uns. Und trotzdem«, wiederholte er, »sind wir dafür verantwortlich. Irgendjemand hat sich eingeschlichen oder wurde übersehen, als wir das Gebiet evakuiert haben.«
»Auf der East- und auf der Westside kam es gestern Nacht zu weiteren gewalttätigen Ausschreitungen«, erklärte sie. »Zu noch mehr Schießereien. Die Gangs benutzen diesen Jungen, um das Morden zu rechtfertigen. Die Medien und Politiker benutzen ihn, um die Sache runterzuspielen oder hochzukochen – was genau überwiegt, weiß ich noch nicht. Ich glaube nicht, dass Charles
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