Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
einfach nur langweilig.« Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und stand dann auf, um an die Balkontür zu treten. »Das klingt ja nach einer richtigen Party. Und die kann ich jetzt, glaube ich, gut gebrauchen.«
»Ich dachte mir schon, dass du einen harten Tag hattest. Ich hab dich heute Nachmittag im Fernsehen gesehen. Ist es sehr unangebracht, wenn ich sage, dass du sexy ausgesehen hast?«
Sie lachte. »Ja, trotzdem vielen Dank. Das Ganze ist wirklich eine Katastrophe, Duncan. Die reinste Katastrophe.«
»Wie wär’s, wenn ich kurz bei dir vorbeischaue? Ich werde wieder etwas ganz Unangebrachtes tun, nämlich hoch in dein Zimmer schleichen und dich mit fantastischem Sex ablenken.«
Sie hatte die alberne Vorstellung, er klettere die Hauswand zu ihrem Balkon empor. »Ja, schön wär’s. Aber das geht nicht. Bist du zu Hause? Auf der Insel?«
»Ja, ich hatte heute hier zu tun. Trotzdem habe ich viel erledigt, der Rest kann warten. Wenn fantastischer Sex heute nicht für dich infrage kommt, könnten wir uns auch wie Teenager im Wohnzimmer necken oder einen schlechten Film ansehen.«
»Glaub mir, es gibt nichts, was ich lieber tun würde. Am liebsten alles zusammen. Aber ich will nicht, dass du heute in die Stadt kommst, nicht heute Abend. Heute geht es hier heiß her. Bleib lieber, wo du bist.« Sie deaktivierte die Alarmanlage für ihr Zimmer, damit sie auf den Balkon gehen konnte. »Es ist warm heute Abend. Nicht heiß, sondern warm, und das ist gut. Wenn es extrem heiß ist, gibt es noch mehr Unruhen.«
»Was, wenn ich dir erzähle, dass du nicht nur heiß ausgesehen hast, sondern dich wirklich gut geschlagen hast bei dieser Pressekonferenz? Wer dich gesehen und nicht gemerkt hat, wie nah dir das alles geht, muss auf beiden Augen blind sein.«
»Vieles an dem Fall hat mit Blindheit zu tun. Ich hätte kaum deprimierter rüberkommen können.«
»Was hast du an?«, fragte er nach einer Weile.
»Wie bitte?«
»Ich munter dich mit etwas Telefonsex auf. Also, was hast du an?«
»Oh. Hmmmmm.« Sie sah an ihrer Baumwollhose und dem Trägerhemdchen herunter. Das ging natürlich gar nicht. »Och, nicht sehr viel, nur diesen kleinen Slip, den ich in einem Dessousladen entdeckt habe.«
»Hübsch. Und sonst?«
»Einen Tropfen Parfüm hie und da.«
»Sehr hübsch.«
»Und du? Was hast du an?«
»Rate mal.«
»Jeans. Bloß Jeans, diese verwaschenen Levi’s, die so tief auf der Hüfte sitzen. Den obersten Hosenknopf hast du offen gelassen.«
»Meine Güte, kannst du hellsehen?«
Amüsiert setzte sie sich hin. Zum ersten Mal in den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie keinen Knoten im Magen. »Oops, diese Spaghettiträger rutschen mir ständig von den Schultern. Von meinen zarten, alabasterfarbenen Schultern. Ich sollte in diesem Aufzug lieber nicht draußen rumstehen und mich über das Balkongeländer beugen, denn sonst könnten meine weichen, aber doch festen Brüste … huch … glatt rausfallen. Was sollen da bloß die Nachbarn denken?«
»Hör auf, Phoebe, ich kann nicht mehr.«
»Aber Schätzchen, ich habe doch gerade erst angefangen.«
Am nächsten Tag fiel es ihr leicht, nicht mehr an die Arbeit zu denken und diese in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses zu verbannen.
Carly konnte sich kaum noch einkriegen, als sie das Boot sah.
»Es ist riesig! Das wird der schönste Tag meines Lebens!«
»Dann sollten wir aber schleunigst los«, beschloss Duncan.
»Aber wo sind die Segel? Du hast doch gesagt, es ist ein Segelboot.«
»Die sind noch zusammengerollt. Wenn wir weiter draußen sind, hissen wir sie.« Er betrat das Boot und streckte dem Mädchen seine Hand entgegen. »Siehst du? Willkommen an Bord.«
»Darf ich mich umschauen?«
»Aber klar doch.«
»Aber nichts anfassen!«, rief Phoebe, während sie ebenfalls an Bord ging. »Wow, ich hätte dich vorher lieber fragen sollen, ob du überhaupt mit so was umgehen kannst.« »Ich hab sie erst viermal benutzt. Quatsch, das war nur Spaß. Trotzdem, die Kinder müssen Schwimmwesten anziehen. Das gilt auch für Biff.«
»Wer ist Biff?«
»Das da ist Biff.«
Phoebe entdeckte Phin, seine Frau und deren kleine Tochter, die den Steg herunterliefen. Ihnen voraus stürmte eine krummbeinige, gutmütig wirkende Bulldogge.
»Phins Hund. Seiner Meinung nach verleiht ihm eine Bulldogge eine gewisse Würde. Was auch stimmt, wenn sie nur nicht so furchtbar sabbern würde.«
Biff war offensichtlich ein erfahrener Matrose, denn er
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