Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
ein konservatives dunkelblaues Kostüm, das ihre ellenlangen Beine trotzdem perfekt zur Geltung brachte. Ihre sexy Locken wurden von einer Haarspange so im Zaum gehalten, dass sie ihre markanten Wangenknochen, dunkelbraunen Augen und ihren üppigen Mund nur leicht umspielten. Ihre Haut besaß einen tiefen Karamellton.
Duncan fragte sich immer, wie die Richter nur in dieses Gesicht sehen und nicht zu allem, was sie wollte, Ja und Amen sagen konnten. Als sie näher kam, stand er auf, umarmte sie und flüsterte ihr so laut ins Ohr, dass Phin mithören konnte: »Verlass ihn. Ich kauf dir Fidschi.«
Sie hatte eine laute, markante Lache und hielt sich damit nicht zurück. »Darf ich ihn wenigstens behalten, um mit ihm zu spielen, wenn du beschäftigt bist?«
»Gib mir meine Frau zurück!«
»Erst wenn ich mit ihr fertig bin.« Duncan ließ sich bewusst Zeit und gab ihr einen langen, theatralischen Kuss auf die Wange. »Das muss reichen. Danke, dass du gekommen bist, Loo.«
»Ich dachte, du bist auf dem Gericht.«
»Da war ich auch.« Sie setzte sich neben Phin und küsste ihn auf den Mund. »Der Staatsanwalt hat die Verhandlung vertagt. Ich hab ihn in die Enge getrieben. Und wer von euch Hübschen lädt mich jetzt auf einen Martini ein?«
»Der wird schon geschüttelt, während wir hier sprechen. Noch eine Minute. Das hier bieten wir dem Wahnsinnigen an, und das hier legen wir noch drauf.« Duncan schob Phin die Serviette hin. »Einverstanden?«
Phin warf einen Blick auf die Zahlen und zuckte die Achseln. »Es ist schließlich dein Geld.«
»Ganz genau.« Duncan griff nach seinem Bier. Er wusste, dass Phin und Loo unter dem Tisch Händchen hielten. Sie besaßen es, das gewisse Etwas, das zwei Menschen zusammenhält und richtig glücklich sein lässt.
»Wollt ihr etwas essen?«, fragte Duncan.
»Nein, danke. Da unser fantastischer, intelligenter Nachwuchs bei ihrer Kusine übernachtet, werde ich mich von diesem gut aussehenden Mann zum Abendessen ausführen lassen.«
»Was du nicht sagst.«
Loo zwinkerte Duncan zu. »Also, was kann ich für dich tun?«
»Einer Freundin von mir ist heute etwas passiert. Ich bin einfach neugierig, was den Kerl, der ihr das angetan hat, erwartet, wenn sie ihn kriegen.«
»Straf- oder Zivilrecht?«
»Eindeutig Strafrecht.«
Loo hob angesichts des Tons, in dem er das sagte, die Brauen, und ließ sich dann den Martini servieren. Sie nahm einen ersten langsamen Schluck. »Falls diese Person jemals angeklagt wird, willst du bestimmt nicht, dass ich oder meine Kanzlei sie vertrete.«
»Ich kann dir keine Vorschriften machen, aber du weißt bestimmt, welche legalen Tricks er nutzen kann, falls sie ihn kriegen.«
»Nicht falls, sondern wenn. Und jetzt sag mir, was dieser Mann angeblich getan hat.«
»Aber vorher sollte ich dir vielleicht noch sagen, dass er ein Bulle ist.«
»Oh. Na ja. Mist.« Loo atmete hörbar aus und nahm noch einen Schluck. »Erzähl schon.«
Interessant. Er saß an der Bar hinter seinem Bier, aß eine Kleinigkeit und gab vor, sich für den Bericht über die March Madness zu interessieren, der gerade über den Bildschirm flimmerte. So hatte er freie Sicht auf die Nische, wo Phoebes Freund mit dem aufgerüschten schwarzen Pärchen saß.
Was für ein glücklicher Zufall, dass er das Haus in der Jones Street beobachtet hatte, als das schicke Auto vorfuhr.
Phoebe hatte nicht unbedingt gut ausgesehen. Er hatte ein Lachen unterdrücken müssen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nein, diese rothaarige Schlampe hatte alles andere als gut ausgesehen.
Aber bevor alles vorbei war, würde sie noch viel schlimmer aussehen. Doch noch würde er sich ein bisschen Zeit lassen und sich die Mühe machen, herauszufinden, wer dieser Typ mit dem schicken Auto und seine Freunde waren.
Man weiß ja nie.
9
Während sie mit einem Ohr in Richtung Phoebes Zimmer lauschte, faltete Essie sorgfältig die weiße Tagesdecke zusammen. Wie so oft hatte ihr die feine Handarbeit dabei geholfen, sich wieder zu beruhigen. Sie hatte festgestellt, dass sie, wenn sie produktiv – oder sogar kreativ – war, ihre Gedanken besser im Zaum halten und sie daran hindern konnte, dorthin abzuschweifen, wo die Panik lauerte. Und die Braut, die dieses Hochzeitsgeschenk bekam, würde etwas Einzigartiges und ganz Besonderes besitzen, das sie noch vielen Generationen weitervererben konnte. Sie bereitete das silbergraue Seidenpapier vor. Während sie das fertige Produkt sorgfältig einpackte,
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