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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nur einen Millimeter nachgeben wird? Du bist momentan sowieso nicht in Hochform, also möchte ich auch gar nicht mit dir streiten. Noch etwas Tee?«
    »Nein, ich will keinen Tee mehr, danke. Und du hast recht, ich bin wirklich nicht in Hochform. Trotzdem möchte ich, dass du begreifst, dass es einen großen Unterschied zwischen Vergeltung und einer gerechten Strafe gibt.«
    »Darüber sollten wir ein andermal reden, wenn du wieder im Vollbesitz deiner Kräfte bist. Möchtest du ein Bad nehmen? Vielleicht lindert das deine Schmerzen ein wenig.«
    Der Mann war unglaublich stur. »Das ist lieb gemeint, aber nein, danke. Ich brauche eher jemanden, der mich nach Hause bringt.« Beim Gedanken daran sah sie an sich herunter. »Ach, herrje.«
    »Willst du vorher lieber anrufen und sie seelisch darauf vorbereiten?«
    »Nein, denn sonst machen sie sich schon Sorgen, bis ich da bin. Es tut mir leid, Duncan, dass du den ganzen Weg noch mal machen musst.«
    »Du bist mir also noch was schuldig.«
    Er half ihr zum Wagen. Selbst der kurze Spaziergang ermüdete sie, sodass sie einfach nur keuchend dasaß und sich von ihm anschnallen ließ.
    Carly müsste jede Minute von der Schule nach Hause kommen, dachte sie, während er sie heimfuhr. Mama würde gerade ihre Internetbestellungen fertig haben oder ihre Handarbeiten für den Versand vorbereiten. Und Ava war bestimmt schon wieder vom Einkaufen zurück und machte sich in der Küche zu schaffen.
    Ein ganz normaler Montagnachmittag.
    »Wer spielt auf dem Klavier?«
    »Niemand. Ich ein bisschen, aber nur nach Gehör. Ich fand schon immer, dass ein Klavier einem Raum Klasse verleiht.«
    »Bess hat darauf bestanden, dass Carter und ich Klavierunterricht nehmen. Ich hab die Technik gelernt, aber Carter war mit ganzem Herzen dabei.« Sie ließ ihren Kopf zurückfallen. »Ich wünschte, ich hätte es schon hinter mir und müsste diesen furchtbaren Vorfall nicht noch mal erzählen und alles erklären.«
    »Ich kann das für dich tun, wenn du willst.«
    »Ich muss es selbst tun. Wo lebt deine Familie, Duncan?« Ihr fiel ein, dass sie in dem großen Haus nirgendwo Familienfotos gesehen hatte.
    »Überall verstreut.«
    »Eine lange Geschichte?«
    »Unendlich lang. Die heben wir uns für ein andermal auf.«
    Ihr Handy klingelte. Mit Mühe griff sie nach ihrer Handtasche und zog es heraus. »Phoebe am Apparat. Ja, Dave, es geht mir gut, es geht mir schon viel besser. Nein, ich bin auf dem Heimweg. Ein Freund bringt mich nach Hause. Es könnte schlimmer sein.«
    Sie hörte einen Moment lang zu. »Ich verstehe. Ich werde morgen reinkommen, um – Sir. Captain Dave.« Sie atmete frustriert aus. »Na dann eben in zwei Tagen. In drei. Ja, Sir, danke. Und ich möchte, dass unser Treffen auf Donnerstag verschoben wird, wenn das möglich ist. Ich weiß das sehr zu schätzen. Ja, das mache ich, ja, versprochen.«
    »Alles in Ordnung?«, fragte Duncan.
    »Nicht wirklich, aber es könnte schlimmer sein. Er wollte, dass ich mich zwei Wochen krankschreiben lasse.«
    »Dieser Mistkerl.«
    Sie musste laut lachen und hielt gleich darauf die Luft an, weil ihre Rippen schmerzten. »Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich zwei Wochen zu Hause sitzen müsste, während Mama und Ava ein Riesentrara um mich machen. Und das weiß Dave auch. Ich werde schneller wieder gesund, wenn ich arbeite, außerdem stelle ich damit gleich etwas klar, das dringend klargestellt werden muss. Und das weiß Dave auch. Dieser gerissene Kerl hatte bestimmt von Anfang an vor, mich drei, vier Tage nach Hause zu schicken.«
    »Ich glaube, der könnte mir gefallen.«
    »Bestimmt. Er ist mit meiner Waffe abgehauen.«
    »Wer? Captain Dave?«
    »Nein, nicht der Captain. Tut mir leid, ich bin noch immer ganz durcheinander und tue mich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.«
    Der Polizist, der ihr wehgetan hatte, begriff Duncan. Er ließ sie in Ruhe weiter darüber nachgrübeln. Sie wurde zunehmend nervös, als sie sich der Jones Street näherten. »Möchtest du erst noch einen Whiskey und eine Zigarette?«
    »Schön wär’s. Aber ich muss es jetzt gleich mit zwei hysterischen Weibsbildern aufnehmen.« Sie bereitete sich mit zwei tiefen Atemzügen darauf vor, während er die kopfsteingepflasterte Straße hinunterfuhr. »O Gott, das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Was?« Duncan warf ihr einen Blick zu und sah, wie ihr stoisches Lächeln erstarrte. Dann sah er den Mann, der die sonnengesprenkelte Straße entlanggegangen war und ihnen nun

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