Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
entgegenrannte.
»Phoebe, Phoebe, was ist passiert?« Der Mann riss die Wagentür auf und beugte sich vor. »Meine Güte, was ist denn mit dir los? Wer sind Sie?« Er schleuderte Duncan die Worte nur so entgegen. »Was zum Teufel haben Sie mit meiner Schwester gemacht?«
»Carter, beruhige dich. Er hat gar nichts gemacht – im Gegenteil, er hat mir geholfen.«
»Wer hat dir das angetan? Wo ist er?«
»Hör auf, dich in der Öffentlichkeit aufzuführen wie ein Wahnsinniger. Lass uns reingehen.«
An der Eingangstür kam Essie ihnen bereits entgegen.
»Ich dachte, ich hätte dich rufen hören, Carter. Ich … Phoebe! Um Himmels willen!«
Sie wurde weiß wie die Wand und schwankte hin und her.
Phoebe eilte zu ihr. »Mama. Es geht mir gut, Mama. Ruhig durchatmen. Es geht mir gut, ich bin zu Hause. Carter, hol ihr ein Glas Wasser.«
»Nein, nein.« Immer noch kreideweiß, führte Essie eine Hand an Phoebes Wange.
»Mein kleines Mädchen.«
»Es geht mir gut.«
»Dein Gesicht. Reuben …«
»Er ist tot, Mama, und das weißt du auch.«
»Ja. Ja, tut mir leid. Es tut mir leid. O Phoebe. Was ist passiert? Dein Gesicht, dein Arm. Ava!«
Sie hatte sich wieder gefangen. Sie war zwar immer noch leichenblass, aber sie hatte sich wieder gefangen.
Ava kam ebenfalls herbeigeeilt. In den nächsten Minuten gab es einen ziemlichen Aufruhr, der von Tränen begleitet wurde. »Ich werde euch alles erklären«, sagte Phoebe. »Aber zuerst will ich, dass ihr aufhört, alle durcheinanderzureden. Wie man sieht, wurde ich zusammengeschlagen, und da hilft mir euer Jammern auch nicht weiter. Jetzt …«
»Mama …«
So wie Phoebes Worte die allgemeine Hysterie beendet hatten, genügte dieses eine Wort, um Phoebe in ihrer Rede zu stoppen. Sie wandte sich dem kleinen Mädchen zu, das einen knallroten Ball in der Hand hielt.
»Es geht mir gut, Carly, auch wenn ich verletzt bin.«
»Mama.« Der Ball hüpfte davon, als Carly losrannte, um Phoebe zu umarmen und ihr Gesicht gegen die Taille ihrer Mutter schmiegte. Duncan sah den Schmerz auf Phoebes Gesicht, der sie ganz blass werden ließ.
»Hey, tut mir leid, wenn das jetzt etwas ungelegen kommt, aber ich glaube, Phoebe muss sich hinlegen.« Er trat vor und hob Phoebe einfach hoch. »Carly, vielleicht kannst du mir zeigen, wo das Zimmer deiner Mutter ist.«
»Es ist oben.«
»Ich kann laufen, Duncan, ich kann laufen.«
»Klar, aber nun hab ich dich schon mal auf dem Arm. Miss MacNamara? Phoebe hat Medikamente bekommen. Ich glaube, sie sollte jetzt noch mal welche einnehmen. Könnten Sie ein Glas Wasser …«
»Aber natürlich, natürlich.«
»Ich hol ihr eines.« Ava berührte Essies Arm. »Geh du nur mit Phoebe nach oben. Ich hole Wasser und etwas Eis. Carter, hilf mir, etwas Eis für Phoebe zu holen.«
»Ich geh hoch und mach ihr Bett fertig. Ich geh sofort hoch.« Essie rannte zur Treppe.
»Bist du gestürzt?« Carlys Stimme zitterte immer noch, als sie neben Duncan die Treppe hochlief und ihre Finger in den Saum des Krankenhauskittels krallte.
»Das auch. Ich bin böse gestürzt und musste ins Krankenhaus. Dort hat man mich verarztet und wieder nach Hause geschickt.«
»Ist dein Arm gebrochen?«
»Nein, nur verletzt. Deshalb liegt er in der Schlinge, damit ich ihn nicht zu viel bewege.«
Duncan trug Phoebe in das Zimmer, in dem Essie bereits die Decke zurückgeschlagen und die Kissen aufgeklopft hatte. »Legen Sie sie hier aufs Bett. Vielen Dank, Duncan. Phoebe, es tut mir leid, dass ich vorhin die Nerven verloren habe.«
»Das ist schon in Ordnung, Mama. Alles wird gut.«
»Aber natürlich.« Obwohl ihr Mund sichtlich zitterte, schenkte Essie Carly ein strahlendes Lächeln. »Wir werden uns gut um deine Mama kümmern, stimmt’s? Sie braucht jetzt etwas Medizin.«
»Die ist in meiner Handtasche. Ich …«
»Hier.« Duncan stellte sie aufs Bett.
»Du bist sehr aufmerksam«, bemerkte Phoebe.
»Möchten Sie nicht hinuntergehen und im Wohnzimmer Platz nehmen, Duncan?«, schlug Essie vor. »Carter wird Ihnen etwas zu trinken anbieten. Und …« – sie kratzte sich an der Schläfe – »… bitte bleiben Sie zum Abendessen. Sie müssen unbedingt zum Abendessen bleiben.«
»Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich lasse Sie jetzt lieber mit Phoebe allein. Ich hoffe, ich darf ein andermal wiederkommen.«
»Sie sind uns jederzeit willkommen. Jederzeit. Ich bringe Sie noch zur Tür.«
»Sie bleiben hier.« Er tätschelte Essies Schulter und sah dann auf Phoebe
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