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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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während sie auf dem Baum gesessen hatte, konnte sie Barr nur zustimmen. »Ja.«
    Er bat sie weder, sich zu beruhigen, noch versuchte er, sie zum Aufstehen zu bewegen. Barr hielt sie einfach nur in den Armen und tröstete sie in ihrem wiedererwachten alten Kummer, während sie bitterlich weinte und ihr Schluchzen ihr die Brust zusammenkrampfte.
    Und die ganze Zeit über war Sabrine bewusst, dass sie die Fürsorge dieses Kriegers nicht verdiente. Sie hatte ihn im Stich lassen und sich von ihm lossagen wollen, und dennoch tröstete er sie.
    Niall trug den Leichnam zur Burg zurück. Barr und Sabrine folgten ihm Hand in Hand ein wenig langsamer. Eigentlich hatte Barr sie tragen wollen, doch das hatte sie entschieden abgelehnt.
    Angesichts ihrer seelischen Qualen hatte Barr seinen Zorn auf sie nicht aufrechterhalten können. Sie glaubte, sie müsste ihn verlassen, doch nun, da ihr Feind entlarvt worden war, würde sie zu der Einsicht kommen, dass sie bleiben konnte.
    Außerdem blieb ihr gar nichts anderes übrig. Sie war sich dessen vielleicht noch nicht bewusst, aber seine schöne Gefährtin mit der Rabennatur trug bereits sein Kind unter dem Herzen.
    Und deshalb konnte und würde sie ihn nicht verlassen.
    Als sie im Burghof anhielten, strömten von allen Seiten Clan-Angehörige herbei, um zu sehen, was geschehen war.
    »War es ein Jagdunfall?«, fragte Muin mit unbewegter Miene.
    »Nein.« Barr wollte noch mehr dazu sagen, doch Niall kam ihm zuvor.
    »Ich habe diesen Mann bei einem Angriff auf die Gefährtin meines Bruders überrascht.«
    Mehrere der Umstehenden schnappten hörbar nach Luft. Das Wort Gefährtin , das dann wie ein Raunen durch die Menge ging, verriet jedoch, dass der Schock der Leute mehr auf die öffentliche Bekanntgabe von Sabrines Status zurückzuführen war als auf die Tatsache, dass Wirp daran gehindert worden war, ihr etwas anzutun.
    Muins Gesicht verdüsterte sich, doch er reagierte anders, als Barr erwartet hatte, und ließ sich vor Sabrine auf die Knie fallen. »Es tut mir schrecklich leid.«
    »Es ist nicht deine Schuld.« Sabrines Stimme war hohl und emotionslos.
    »Ihr seid nicht die erste Frau, die er angegriffen hat«, sagte Muin mit gesenktem Kopf. »Er hatte es auch auf meine Mutter abgesehen, aber ich gebot ihm Einhalt und glaubte, er würde es danach nie wieder wagen.« Die Scham in der Stimme des jungen Chrechten war herzergreifend, sogar für einen abgeklärten Krieger, wie Barr es war.
    Etwas Ungutes, ja Frevelhaftes, das unbedingt beseitigt werden musste, zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Clan.
    Sabrines Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet, als sie ihre Hände auf Muins Kopf legte. »Du bist nicht für die Sünden deines Großvaters verantwortlich.«
    »Ich hätte es dem Laird erzählen müssen.«
    Sabrine schien außerstande, darauf zu antworten. Andere aus dem Clan waren es jedoch nicht. Mehrere schüttelten zu Muins Worten verneinend den Kopf, aber eine Frau löste sich aus der Menge und trat vor.
    Sie war etwa im gleichen Alter wie Muins Mutter oder vielleicht auch ein paar Jahre jünger.
    »Wirp nahm sich von mir, wozu er kein Recht hatte. Er war ein schlechter Mensch. Ich habe es unserem früheren Laird gesagt, doch Rowland antwortete, es sei meine Schuld, weil ich zu reizvoll sei.« Die Frau spie die letzten Worte förmlich aus.
    Ein schmerzliches Aufstöhnen entrang sich Muin.
    Trotz ihres eigenen geschwächten Zustands ließ Sabrine sich auf die Knie nieder und umarmte den jungen Mann, legte ihren Kopf an seinen und streichelte ihm beruhigend den Rücken.
    Sie wird eine wundervolle Mutter sein, wenn das Baby da ist, dachte Barr.
    »Es war nicht deine Schuld, Muin. Rowland hat furchtbare Dinge getan und anderen die gleichen Untaten durchgehen lassen. Barr wird diesen Clan von allem Übel heilen.«
    Ihr Vertrauen in ihn gab Barr wieder Hoffnung, nachdem er dieser Zuversicht fast vollständig beraubt gewesen war, als sie seinen Wolf abgelehnt hatte.
    »Mit eurer Hilfe werden wir diesen Clan zu einem Ort der Sicherheit und Freude für alle seine Angehörigen machen«, bekräftigte Barr.
    Keine beifälligen Rufe wurden laut, doch etwas viel Ausdrucksstärkeres, nämlich der Geruch von Erleichterung legte sich über die Versammlung.
    Es wurde höchste Zeit, eins klarzustellen: Zwischen ihm und seinem Clan würde es keine Unaufrichtigkeiten geben, wie es bei Rowland offenbar gang und gäbe gewesen war. »Ich werde euch nicht belügen, weder durch Verschweigen noch

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