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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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als versuchte er, sich eine Gefährtin vorzustellen, die Barrs Wort nicht als Gesetz anerkannte. Schließlich seufzte er. »Guaire fürchtet sich nicht vor mir.«
    »Das hat er nie getan.« Barr hatte schon oft versucht, es seinem Bruder zu sagen, doch Niall war sich seiner auffälligen Narbe wegen stets so reizlos vorgekommen, dass er ihm nicht geglaubt hatte.
    »Er tut, was er will.« Nialls Ärger darüber verriet sich in seinem etwas angespannten Ton.
    »Aber er würde dich nie verlassen.«
    »Einmal hätte er es fast getan.«
    Und da erinnerte Barr sich wieder, dass sein Bruder seinen Seelengefährten erst dann beansprucht hatte, als der junge Mann die Sinclair’sche Burg verlassen hatte, um fortan bei den Balmorals zu leben.
    »Das würde er jetzt nicht mehr tun, nachdem du ihn zu deinem Lebensgefährten gemacht hast.«
    »Nein.«
    Wieder schwiegen sie und lauschten den Geräuschen der erfolglosen Treibjagd auf den Keiler, die durch die Bäume zu ihnen herüberdrangen. Barr wollte die Jüngeren noch eine Zeit lang herumwursteln lassen, bevor er einschritt, um ihnen zu zeigen, wie man jagte … wieder einmal. Doch vielleicht würden sie heute ja sogar ohne ihn etwas zustande bringen.
    Große Hoffnungen hegte er diesbezüglich jedoch nicht.
    »Guaire drohte, mir hierher zu folgen, wenn ich ihn nicht mitnähme.« Niall klang verblüfft über seinen resoluten Gefährten, aber auch stolz auf ihn.
    »War es deine Idee hierherzukommen?«
    »Ja. Ich spürte, dass hier etwas nicht in Ordnung war.«
    Mehr brauchte Niall nicht zu sagen. Seine und Barrs Bindung war immer eine besonders starke gewesen, sogar für Chrechte-Brüder.
    »Und Talorc ließ dich gehen?«
    »Selbstverständlich. Du bist sein Freund.«
    »Bringt Abigail ihn immer noch zur Weißglut?«
    »Sie geht neuerdings sehr gern im Wald spazieren.«
    Barr hätte fast gelacht, weil er sich sehr gut vorstellen konnte, wie dieser Zeitvertreib bei seinem früheren Laird ankam. »Allein?«
    »Wenn sie damit durchkommt.«
    »Er hat ihr immer noch eine Wache zugeteilt?«
    »Sie ist hinterhältig.«
    »Und Guaire ihr Komplize, würde ich wetten.«
    »Aye.« Das Knurren in Nialls Stimme verriet weit mehr als seine knappe Antwort.
    »Dann ist sie also noch nicht schwanger?«
    Wahre Seelengefährten zeugten immer Nachwuchs, doch ob und wann sie welchen bekamen, hing ganz und gar von den Launen des Schicksals ab.
    »Doch, das ist sie.«
    »Dann wundert es mich, dass Talorc sie nicht an sich fesselt.«
    »Ich habe es ihm gesagt, bevor ich abgereist bin.«
    »Er hatte es nicht bemerkt?«, fragte Barr ungläubig.
    »Dazu stand er ihr zu nahe, und ihr Geruch hatte sich nur leicht verändert.«
    »Dann wird es vermutlich ein menschliches Kind sein.«
    »Aye.«
    »Ist Talorc glücklich?«
    »Er stammelte buchstäblich vor Glück, als ich ging.«
    »Stammelte?« Talorc? Das war etwas, was Barr nur zu gern gesehen hätte.
    »Oh ja! So sehr, dass ich lachen musste.«
    »Und das hat ihm neben den Neuigkeiten von der Schwangerschaft seiner Frau keinen Herzanfall verursacht?«
    »Heute lache ich noch mehr.«
    Guaires wegen. »Das freut mich, Bruder.«
    Niall zuckte mit den Schultern.
    »Wenn du zurückkehrst, wirst du ihnen ausrichten, dass ich sehr glücklich für sie bin und ihnen alles Gute wünsche.«
    »Das werde ich.«
    Barr nickte, und seine Stimmung verdüsterte sich genauso schnell wieder, wie sie sich bei den guten Nachrichten aufgehellt hatte, als er wieder an seine eigene Gefährtin dachte.
    Nialls Gedanken folgten seinen. »Sabrine ist also aus irgendwelchen geheimen Beweggründen hierhergekommen?«
    »So ist es.«
    »Wirps Tod war nicht ihr Ziel?«
    »Das glaube ich nicht.« Sie hatte nicht nach einer Person, sondern nach irgendetwas anderem gesucht.
    Niall sah nicht gerade überzeugt aus. »Sie könnte inzwischen schon verschwunden sein.«
    »Nein. Sie unterrichtet die anderen Frauen des Clans im Kampf.« Oder war jedenfalls dabei gewesen, als sie zur Jagd aufgebrochen waren.
    Wahrscheinlich war sie inzwischen fertig und gab wieder einmal vor, seine Clan-Angehörigen zu besuchen, während sie suchte, was auch immer sie so unbedingt finden wollte. Und dabei war ihr nicht einmal bewusst, wie beliebt diese Besuche sie bei seinen Clan-Angehörigen machten.
    Alle anderen, nur sie selbst nicht, hatten begonnen, sie als seine rechtmäßige Gefährtin zu betrachten. Es war zwar nicht so, dass sie die Beziehung leugnete, doch sich zu weigern, ihm eine gemeinsame Zukunft zu

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