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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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kein Mord, die Welt von Ungeheuern zu befreien.«
    »Dann bestreitest du die Morde also nicht?«
    »Sie sieht genauso aus wie ihre Mutter. Deshalb wusste ich vom ersten Moment, als ich sie sah, dass sie ein Rabe war.« Wirps indirektes Geständnis und sein absoluter Mangel an Reue schnitten Sabrine ins Herz.
    Wie konnte er den Mord an ihrer sanftmütigen Mutter und dem gerechten und großzügigen Herrscher, der ihr Vater gewesen war, für etwas Positives halten?
    »Sie haben dir niemals Schaden zugefügt.«
    Wirp knurrte. »Ihre bloße Existenz erregte Ärgernis; das war Schaden genug.«
    »Und deine Worte sind Geständnis genug.« Barrs eisiger Ton jagte Sabrine einen kalten Schauer über den Rücken.
    Der alte Chrechte dagegen schien völlig ungerührt zu sein. »Wenn Ihr ein Geständnis wollt, Laird , werde ich die Morde gern einräumen. Ihr Vater war der König seines Volkes. Sein Tod war ein schwerer Schlag für die Éan, doch nicht schwer genug … nicht mal annähernd schwer genug, denn hier steht seine Tochter.« Die Wut und der Abscheu in seinem Gesicht und seiner Stimme trieben Sabrine fast die Tränen in die Augen.
    Aber sie würde diesen widerlichen Mörder keine Schwäche sehen lassen.
    »Du bist also schuldig.« Wieder schwangen der Ernst und die Kälte eines Todesurteils in Barrs Stimme mit.
    Wirp zuckte mit den Schultern. »Dann klagt mich doch vor meinem Clan an!«
    Niall ließ ihn plötzlich los.
    Barr trat vor. » Ich bin der Laird. Ich brauche niemand anderen, um dich für schuldig zu befinden.«
    In Wirps Augen erschien ein Ausdruck des Verstehens und zu spät erwachter Furcht, als Barr den Kopf des älteren Mannes packte und ihn mit einer einzigen Bewegung herumdrehte und daran zog. Das Knacken brechender Knochen ertönte, und im selben Moment erlosch das Lebenslicht in Wirps Augen.
    Barr ließ den leblosen Körper fallen.
    Sabrine starrte ihren Gefährten voller Entsetzen an. »Du hast ihn umgebracht.«
    »Die Chrechte-Justiz ist schnell. Er gab zu, zwei andere unserer Art getötet zu haben, und er zeigte keine Reue. Für mich gab es nur eine Vorgehensweise.«
    »Wirst du es als Jagdunfall darstellen?«
    »Ich bin nicht Rowland. Der Clan wird den König vielleicht um einen neuen Laird ersuchen, aber ich werde nicht so tun, als wäre ich weniger, als ich bin. Ich bin das Oberhaupt dieses Clans, und Recht zu sprechen ist meine Aufgabe.«
    »Ich wollte ihn töten.« Erst als sie es aussprach, wurde Sabrine bewusst, dass es nicht in der Natur eines Raben lag, aus irgendeinem anderen Grund zu töten als zur Selbstverteidigung … egal, wie sehr sie wünschte, sie hätte es getan. »Aber ich konnte es nicht« , flüsterte sie.
    Bei der Erkenntnis zerbrach etwas in ihr, und plötzlich fiel sie aller Kraft beraubt auf die Knie.

Kapitel Siebzehn
    E in schrilles, klagendes Geräusch quälte Sabrines Ohren, doch sie konnte sie weder bedecken noch sich anders vor diesem gebrochenen, von solch tiefem Schmerz erfüllten Ton schützen.
    Der Kummer über den Tod ihrer Eltern stieg aus den tiefsten Winkeln ihrer Seele auf, vermischte sich mit dem Gefühl, versagt zu haben, und brach ihr fast das Herz.
    Sie hatte ihren jüngeren Bruder im Stich gelassen, als er sie am meisten brauchte, weil sie geglaubt hatte, es sei das Beste für ihn, wenn sie zur Beschützerin ihres Volkes wurde. Und nun blieb ihr keine andere Wahl mehr, als ihren Gefährten zu verlassen. Kein wahrer Chrechte würde den ihm vom Schicksal gewährten Seelengefährten verlassen.
    Du bist keine Versagerin, hörte sie Barrs beruhigende Stimme in ihrem Kopf, während er sie in die Arme nahm. Du bist eine Kriegerin, aber keine Mörderin.
    Du hast ihn umgebracht. Ihre Stimme war schroff vor Anspannung.
    Er hatte die Morde gestanden.
    Und wenn er geleugnet hätte?
    Hätte ich ihn vor ein Strafgericht von Chrechte-Ältesten gebracht.
    Aus dem Donegal-Clan?
    Nein. Dort gibt es noch zu viele mit verkehrtem Denken. Zumindest das räumte er ein. Ich hätte ihn zu den Sinclairs gebracht, damit Talorc ihn hätte richten und bestrafen können.
    Mit beruhigenden Lauten rieb Barr ihren Rücken und hielt sie fest an sich gedrückt. Aber das schreckliche Heulen wurde lauter. Sabrine merkte erst, dass es von ihr selbst kam, als sie sich der heißen Tränen bewusst wurde, die über ihre Wangen liefen. »Ich weine«, sagte sie erstaunt und schluckte.
    »Das habe ich bemerkt.«
    »Ich weine aber nie.«
    »Heute schon.«
    Als sie an die Tränen ihres Raben dachte,

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