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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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versprechen, war ungefähr das Gleiche, wie die Bedeutung ihrer Bindung zu bestreiten.
    »Sie kann meine Wolfsnatur nicht akzeptieren.«
    »Wegen der Fehde?«
    Und schon waren sie wieder bei dem Thema, mit dem sie ihr Gespräch begonnen hatten. »Aye. Sie fühlt sich unter den Donegals nicht sicher.«
    »Würde sie sich unter den Sinclairs besser fühlen?«
    »Das glaube ich nicht.« Sabrines Misstrauen seiner ganzen Spezies gegenüber war zu einer offenen Wunde in seinem Herzen geworden.
    »Mit der Zeit wird sie lernen zu vertrauen.«
    »Und wenn sie mir diese Zeit nicht gibt?«
    Nialls Schweigen war Antwort genug, doch plötzlich stieß er ein erbostes Knurren aus und löste sich von dem Baum. »Dann wirst du dir diese Zeit verdammt noch mal verschaffen! Du bist ein Krieger, Barr. Du gibst nicht einfach auf.«
    Für den normalerweise eher schweigsamen Niall war das geradezu ein Vortrag. Und was er gesagt hatte, ähnelte so sehr Barrs eigener Meinung zu der Sache, dass er spürte, wie ein Lächeln auf seinem Gesicht erschien. »Wenn sie unsere Frauen lehren kann zu kämpfen, kann ich sie lehren zu vertrauen.«
    Niall nickte, und auch sein Mund verzog sich zu einem leichten Grinsen. »Sie ist eine ungewöhnliche Frau.«
    »Nicht unter den Éan.«
    »Selbst unter ihnen, würde ich wetten.«
    Vielleicht hatte sein Bruder recht. »Sie ist etwas Besonderes, das stimmt.«
    »Und trägt sich mit der Absicht, ihren Seelengefährten im Stich zu lassen.« Nialls grimmige Miene verdüsterte sich immer mehr. »Das ist nicht die Art Besonderheit, die ich mir für dich wünsche.«
    »Vorsicht, Niall, du fängst schon an, wie eine alte Frau zu reden statt wie ein Krieger!«
    »Ich bin in erster Linie dein Bruder und erst in zweiter ein Soldat.«
    Sie drückten einander die Hände und umarmten sich einen Moment.
    »Sie ist noch nicht gegangen«, erinnerte Barr sich selbst und seinen Bruder, als sie sich voneinander lösten.
    »Ihr Arm ist verletzt. Sie kann nicht fliegen.«
    Barr nickte anerkennend zu Nialls Scharfsinn. Auch er vermutete, dass Sabrine ihn verlassen würde, sobald ihre Verletzung gut genug verheilt war, um wieder fliegen zu können.
    »Weiß deine Gefährtin, dass sie schwanger ist?«, fragte Niall.
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann sag es ihr!«
    »Und wenn sie trotzdem noch darauf besteht zu gehen?«
    Darauf hatte Niall genauso wenig eine Antwort wie er selbst.
    Falls seine Gefährtin wusste, dass sie von ihm schwanger war, und trotzdem darauf bestand, sich von ihm zu trennen, wusste Barr nicht, ob er dem gewachsen wäre.
    Sabrine konnte Barrs Kummer und Frustration über ihre geistige Verbindung spüren. Sie glaubte jedoch nicht einmal eine Sekunde lang, dass er sich so schlecht fühlte, weil die Jagd nicht gut verlief. Allerdings ging sie auch nicht davon aus, dass die jüngeren Jäger sich sonderlich geschickt anstellten. Barrs Geduld bei der Ausbildung der jungen Männer, die das Jagen schon vor Jahren hätten erlernt haben müssen, überstieg alles, was sie unter ihren eigenen Leuten je gesehen hatte. Dort war die Toleranz gegenüber Chrechten, die nicht schon in frühem Alter zum Wohlergehen ihrer Leute beitragen konnten, nur sehr gering. Kleine Kinder wurden sehr liebevoll und aufmerksam umsorgt, doch bei den Éan endete die Kindheit in einem früheren Alter als bei den Clans.
    Und da ihre bloße Existenz gefährdet war, blieb den Éan auch gar keine andere Wahl.
    So gern Sabrine geglaubt hätte, dass Barrs Bedrücktsein etwas mit seinen untrainierten Jägern zu tun hatte, wusste sie doch, dass sie nicht der Grund dafür waren.
    Die Last der quälenden Schuldgefühle, die ihr das Herz zermalmten wie ein Felsbrocken, wurde nur noch schwerer.
    Ihr war klar, dass Barr ihretwegen unglücklich war, nur hatte sie leider keine Ahnung, wie sie etwas daran ändern könnte.
    Genauso wenig, wie sie wusste, wo sie als Nächstes nach dem Clach Gealach Gra suchen sollte. Sie hatte Häuser durchstöbert und sich mit deren Bewohnern auf die gleiche Art und Weise bekannt gemacht, die ihre Mutter sie als junges Mädchen schon gelehrt hatte. Sie hatte auch die Höhlen durchsucht, die von den Chrechten für ihre Rituale benutzt wurden, doch dort gab es keine verborgenen Kammern wie in dem Labyrinth von Tunneln bei den heiligen Quellen. Sie hatte den Wald abgesucht, aber keine Éan-Kräfte wahrgenommen, egal, wie weit sie sich von den wichtigsten Besitzungen der Donegals entfernt hatte. Sabrine hatte auch die Burg durchsucht, doch

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