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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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ansonsten sind wir völlig gleich.«
    »Nein, das seid ihr nicht.«
    »Guaire sagt das aber.«
    »Ist Guaire dein Gefährte?«, fragte Sabrine, obwohl der Ton, in dem Niall den Namen des anderen Mannes aussprach, keinen Zweifel an der Art ihrer Beziehung ließ.
    Es war der gleiche Ton, in dem Barr ihren Namen sagte – oder gesagt hatte vor ihren schroffen und schmerzlichen Worten auf der Lichtung.
    » Aye . Er ist mein Seelengefährte.« Er klang so sehr wie Barr, wenn er erfreut war, dass Sabrine trotz allem lächeln musste.
    »Wer ist der Faol dort drüben?«, wollte sie wissen und zeigte zu der reglosen Gestalt hinüber.
    »Ich hatte gehofft, das würdest du mir sagen.«
    Sie? Das ergab keinen Sinn. »Warum hast du ihn angegriffen, wenn du ihn nicht kennst?«
    »Weil er auf Beute aus war und ich nur die Gefährtin meines Bruders riechen konnte.«
    »Aber du kennst mich doch gar nicht.«
    »Ich weiß, dass du zur Familie gehörst.«
    Bei dieser Aussage verkrampfte sich Sabrines Herz. Wenn es doch nur wahr sein könnte! »Ich bin eine Éan«, entfuhr es ihr.
    »Das war nicht schwer zu erraten, als du dich von einem Raben in einen Menschen verwandeltest.« Sein spöttischer Ton entlockte ihr erneut ein Lächeln, das jedoch schnell von einem Stirnrunzeln ersetzt wurde.
    »Du hast es gesehen?«
    »Mein Gesicht ist lädiert, nicht meine Augen.«
    »Ich würde sagen, dein Gesicht sieht gut genug aus, um deinen Gefährten auf Trab zu halten, wenn andere in der Nähe sind.«
    Niall warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    Männer! Sie konnten ja so eitel sein!
    »Brauchst du Hilfe, um herabzusteigen?«, fragte er.
    »Nein.«
    Er nickte. Sein Lachen war so schnell verschwunden, wie es gekommen war, und ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte er sich ab. Sabrine war in Gegenwart ihrer Éan-Brüder schon sehr oft nackt gewesen, bevor sie sich verwandelt hatten, doch die Moralvorstellungen des Donegal-Clans schienen auf sie abzufärben. Jedenfalls war sie wieder einmal erleichtert, als Niall nicht zusah, wie sie von dem Baum herunterstieg. Auf dem Weg nach unten sammelte sie ihre Kleider ein und zog sie hastig an, bevor sie auf dem Boden aufkam.
    Als sie die letzte Falte ihres Plaids befestigte, bewegte sich der Wolf am Fuß des anderen Baumes. Niall hatte ihn also nicht getötet.
    Der rötlich braune Wolf begann zu flimmern. Als er menschliche Gestalt angenommen hatte, kam er wieder zu Bewusstsein.
    Sabrine schnappte verblüfft nach Luft.
    »Du kennst diesen kletterfreudigen Hurensohn?«, fragte Niall.
    »Das ist Wirp, Muins Großvater.« Sie wünschte, sie wäre überrascht, doch das war sie leider nicht.
    Der alte Mann auf dem Boden funkelte sie ärgerlich an. »Du weißt verdammt gut, wer ich bin, du Welpe!«
    Niall hatte den Mann im Nu am Nacken gepackt und ließ ihn über der Erde baumeln. »Und wer bist du, dass du es wagst, mich als Welpen zu bezeichnen?«
    Wirps Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen, und seine Furcht breitete sich wie ein ranziger Geruch aus. »Du bist nicht der Laird.«
    »Nein, aber ich bin sein böser Bruder, alter Mann!« Nialls Knurren hätte jeden Wolf mit Stolz erfüllt.
    »Niemand kann noch böser sein als er«, fauchte Wirp.
    »Nun ja, wenn du eine so hohe Meinung von ihm hast, warum zum Teufel hast du dann versucht, auf einen Baum zu klettern, um an seine Gefährtin heranzukommen?«
    »Ich habe keine hohe Meinung von ihm«, stammelte der alte Mann.
    Wie dumm von ihm unter den gegebenen Umständen!, dachte Sabrine kopfschüttelnd.
    Nialls finsterer Gesichtsausdruck war mindestens so einschüchternd wie Barrs. »Du beleidigst meinen Bruder, alter Mann?«, hakte er in einem ruhigen, beherrschten Ton nach, der dennoch deutlich machte, dass eine falsche Antwort Wirps sofortigen Tod bedeuten würde.
    »Er hat sich an eine Rabenfrau gebunden.« Jedes seiner Worte triefte buchstäblich vor Gift und Hass.
    Niall wandte den Kopf und warf Sabrine ein erfreutes Lächeln zu. »Ja, es sieht so aus.«
    »Sie ist eine … Abscheulichkeit!«
    Obwohl Sabrine wusste, dass die Worte von einem alten Mann voller Vorurteile kamen, der ihr völlig gleichgültig sein müsste, stachen sie ihr ins Herz wie die Spitze eines frisch geschärften Dolches.
    »Was ist los mit dir?« Niall klang aufrichtig verwirrt. »Meinem Bruder ist es gelungen, ein weibliches Mitglied der alten Rasse zu entdecken und es an sich zu binden. Das ist ein Wunder, für das unser Laird Talorc von den Sinclairs ihm über alle Maßen

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