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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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stand noch immer unter Todesstrafe, die Geheimnisse der Faol an Außenstehende zu verraten, die ihnen Schaden zufügen könnten.
    »Gehört das zu deinen Pflichten als Kriegerin?«, beharrte Verica. »Diejenigen zu töten, die die alten Gesetze brechen?«
    Zum ersten Mal bekam Sabrines unbewegte Miene so etwas wie einen Riss, und ein Anflug von Kummer war ihr anzumerken. »Raben sind keine Raubtiere wie die Wölfe. Aus irgendeinem anderen Grund zu töten, als um sich zu verteidigen, ist nahezu unvertretbar für unsere Natur.«
    Sie klang, als hielte sie das für einen Makel. Barr stellte eine geistige Verbindung zu ihr her und tat sein Bestes, um sie zu beruhigen. Das ist keine Schwäche , sagte er und hörte das zustimmende Knurren seines Wolfes.
    Voller Dankbarkeit sah sie ihn an, und als er ihren Blick erwiderte, konnte er spüren, wie der seine heiß und begehrlich wurde. Sie schien es zu bemerken, denn der bedrückte Ausdruck verschwand von ihrem Gesicht.
    »Wie vollstreckt ihr denn dann das Urteil?«, unterbrach Circin ihre geistige Kommunikation.
    Sabrine erschrak, schien sich dann aber innerlich einen Ruck zu geben. Barr gefiel es, eine solch starke Wirkung auf sie zu haben. Sabrine holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen, und er konnte ihre Unschlüssigkeit spüren, bevor sie sprach. »Todesurteile werden von den Adlern vollstreckt. Sie besitzen die Raubtiernatur der Faol, doch ihre Anzahl ist nur noch gering. Deswegen haben wir so wenig Erfolg in unserem Krieg mit den Wölfen.«
    Barr verstand die Frustration seiner Gefährtin. »Weil ihr nicht in die Offensive gehen könnt.«
    Sabrine nickte. Was diese Beschränkung sie und die anderen Raben kostete, war an ihrem gequälten Blick zu sehen.
    »Gibt es denn noch andere Faol außer denen in diesem Clan, die Éan jagen?«, fragte Verica besorgt.
    »Ja.«
    »Und wer sind sie?«, wollte Barr wissen.
    »Wir kennen uns mit den Clans nicht gut genug aus, um sie benennen zu können.«
    »Aber sie trugen nicht die Donegal’schen Farben«, erriet Earc.
    »Nein.«
    »Beschreib mir ihre Plaids!«, verlangte Barr.
    Sabrine verdrehte über seine vermeintliche Arroganz wieder die Augen, doch sie kam seiner Bitte nach. Die Farben, die sie ihm beschrieb, waren allerdings auch Barr und den anderen nicht bekannt. Vielleicht würde der Priester wissen, für welchen Clan sie standen. Barr nahm sich vor, Pater Thomas und Padraig bei ihrer Rückkehr gleich danach zu befragen.
    »Du sagtest, deine Eltern seien von Faol getötet worden, die auf der Jagd nach Éan waren?«, hakte er nach.
    »Ja«, antwortete Sabrine.
    »Sind in letzter Zeit irgendwelche Éan in diesem geheimen Krieg getötet worden?«
    »Drei sind letztes Jahr verschwunden, im Jahr davor ebenfalls drei, und es gab auch zwei Tote, von denen wir wissen, dass sie von Wölfen angegriffen worden waren.«
    Das waren nicht allzu viele Opfer, doch andererseits waren die verbliebenen Éan auch keine große Population, und der Verlust eines einzigen Mitglieds konnte verheerend sein, wie Barr nur zu gut wusste.
    Das willkürliche Töten musste aufhören!
    Was jedoch nicht aufhörte, waren die Fragen, und Sabrine fuhr fort, sie mit großer Aufrichtigkeit zu beantworten. Barr hätte sich von Sabrine schon früher eine solche Offenheit gewünscht, aber er war froh über ihren Entschluss, ihm und den wenigen, auf die er sich blind verlassen konnte, endlich zu vertrauen. Als sie die Sache mit dem heiligen Stein der Éan erklärte, verstand Barr voll und ganz, dass sie so verzweifelt bemüht war, ihn zu ihrem Volk zurückzubringen. Das Überleben ihrer Spezies hing davon ab. Und als ihr Seelengefährte war er ebenso entschlossen wie sie selbst, die Angelegenheit zugunsten der Éan zu entscheiden.
    Eines Tages würde sie das verstehen und akzeptieren.
    Sie würde nach wie vor das Donegal’sche Land nicht ohne ihn verlassen, doch er war einer Meinung mit ihr, dass die Rückgabe des Clach Gealach Gra an die Éan von allergrößter Bedeutung und Dringlichkeit war.
    Barr wollte mit diesem Dreierrat sprechen, über den Sabrine sich so positiv geäußert hatte. Es wurde Zeit, dass dieser geheime Krieg beendet wurde. Die Faol, die ihn noch führten, konnten das nur, weil sie die Verschwiegenheit der Éan ausnutzten und indem sie das neueste Gesetz der Chrechten brachen, das besagte, dass ausschließlich zur Verteidigung ihres menschlichen Clans Krieg geführt werden durfte. Barr wollte das dem Dreierrat erklären. Außerdem

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