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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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belügen, ohne dass er es merkte? Denn daran, dass sie ihn belog, hegte er nicht den kleinsten Zweifel.
    Seine schöne, verführerische Sabrine hatte ihr Erinnerungsvermögen ebenso wenig verloren wie er selbst. Was für ein Spiel sie trieb, durchschaute er nicht, doch es war offensichtlich, dass sie über die Probleme von Brigits Mutter, was immer diese auch sein mochten, aufrichtig bestürzt gewesen war.
    Sabrines nicht zu übersehendes Mitgefühl verschärfte sein Verlangen nach ihr höchstens noch, aber ihre ebenso offensichtliche Täuschung hinderte ihn daran, ihr vollends zu vertrauen.
    Konnte er mit einer Frau intim werden, der er nicht vertraute? Sein Wolf heulte »Ja!«. Ein fast schmerzhaftes Ziehen ging durch Barrs Lenden, und er war der Lösung seines inneren Konfliktes nicht näher als zuvor.
    »Ihr seht aus, als dächtet Ihr daran, in England einzufallen, aber Ihr riecht, als wolltet Ihr über mich herfallen.« Nichts in ihrem Tonfall ließ darauf schließen, wie sie darüber dachte, doch die Worte als solche verrieten auch schon ziemlich viel.
    Und da dämmerte es ihm plötzlich. Er verstand es zwar nicht, aber er wusste, dass es wahr sein musste. »Ihr seid eine Chrechte, doch Ihr verbergt Eure Wolfsnatur so gut, dass nicht einmal ich sie spüren konnte.«
    »Ich gehöre nicht zu den Faol.« Die Verachtung, mit der sie das Wort Faol aussprach, ließ keinen Raum für Zweifel.
    Aber … »So muss es sein. Ihr seid nicht nur ein Mensch.«
    »Menschen haben ihre eigenen Kräfte.«
    »Das ist richtig, doch Ihr seid eine Chrechte.«
    Sie bestritt es nicht, aber ihr Mund verzog sich zu einer schmalen unnachgiebigen Linie, die ihm verriet, dass er keine Antwort zu erwarten hatte.
    »Und Ihr habt auch nichts vergessen, außer vielleicht, wie man die Wahrheit sagt.«
    Das müsste eigentlich genügen, um seine Libido zu zügeln, doch Sabrines unbestreitbare Willensstärke ließen seine letzte Abwehr schwinden. Diese Frau war ihm ebenbürtig.
    Ihre warmen braunen Augen verengten sich bedrohlich. »Ihr bezeichnet mich als Lügnerin?«
    »Nein.« Barr hatte aus Talorcs Fehlern bei seiner Frau gelernt und würde eine solche Beschuldigung niemals vorbringen, ohne eine Situation in ihrer Ganzheit zu erfassen. Obwohl Talorc später immer wieder seinen tiefen Kummer und sein aufrichtiges Bedauern zum Ausdruck gebracht hatte, würde nichts seinen Fehler je wirklich vergessen machen können.
    »Ich bezeichne Euch nicht als Lügnerin«, sagte Barr, »aber ich glaube, dass Ihr mir die Wahrheit vorenthaltet.«
    Ihre Miene verfinsterte sich noch mehr, doch Sabrine schwieg verbissen und war wie erstarrt.
    »Ihr lügt nicht gern, oder?«
    »Nein.« Dieses einzige Wort enthielt den Inhalt eines Vortrages von der Dauer einer Stunde.
    »Ihr findet es sogar unerträglich, eine Lüge nach der anderen zu äußern, um die jeweils vorausgegangene abzusichern«, vermutete er weiter.
    »Sollte ich gelogen haben, müsstet Ihr als der überlegene Chrechte-Krieger, der Ihr seid, das merken.«
    »Meine Sinne sagen mir eines, aber meine Instinkte etwas anderes«, erwiderte er und fragte sich, wie das möglich war.
    »Ihr verlasst Euch also mehr auf Eure Instinkte als auf die Sinne Eures Wolfes?«
    »In diesem Fall? Oh ja!« Denn obwohl sein Wolf die Lüge nicht wittern konnte, tigerte er doch unruhig in ihm hin und her, überzeugt, dass nicht alles so war, wie es zu sein schien. Die gleichen Instinkte bedrängten Barr auch, Sabrine für sich zu beanspruchen … und er beschloss, diese innere Stimme nicht länger zu ignorieren.
    Nachdem er sich zumindest darüber klar geworden war, ging er zu Sabrines Bett. Heute Nacht würde er sie haben, komme, was da wolle.

Kapitel Sechs
    B arr kam auf das Bett zu, aber nicht wie der Wolf, der er war, sondern wie eine Katze auf der Jagd nach Beute. Ihrer Rabennatur wegen erschauerte Sabrine vor banger Erwartung und Nervosität. Seine dunkelgrauen Augen beobachteten sie mit der Macht der alten Priester, die ihren einst vereinten Völkern gedient hatten, bevor die Faol beschlossen hatten, dass die Éan es nicht verdienten, Chrechte zu sein.
    Die mündlichen Überlieferungen jener Zeiten erzählten von Priestern, Heilern und Anführern, aber es kam keine Geschichte eines Wolfes darin vor, der einen Raben mit nicht mehr als seinem Blick gefangen nehmen konnte.
    Nichts, um Sabrine auf die Begegnung mit Barr vom Clan der Donegals vorzubereiten. Keine Geschichte, die ihr helfen könnte, mit Gefühlen umzugehen,

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