Im Mond des Raben
weiblichen Erregung ebenso bemerkte wie den seines Herrn, und funkelte ihn böse an.
Barrs Stellvertreter warf ihr einen erschrockenen Blick zu.
»Ihr müsst nicht gleich davonstürmen«, sagte sie zu ihm.
»Oh, ich denke schon, dass wir das müssen.«
Circin wirkte ein wenig verlegen, während seine Schwester Sabrine mitfühlend ansah. »Wenn wir Brigit ihrer Mutter nicht bald zurückbringen, wird Sorcha sich Sorgen machen.«
Sabrine, die ihre Niederlage kommen sah, nickte resigniert. »Dann müsst ihr gehen.«
»Ihr braucht das nicht in einem Ton zu sagen, als überließen sie Euch einem grausamen Schicksal. Meine Betreuung mag zwar nicht so sachkundig wie Vericas sein, aber zumindest werdet Ihr heute Nacht vor anderen sicher sein.«
Sabrine entging nicht, dass Barr nicht versprach, dass sie auch vor ihm sicher sein würde. Der Mann mochte ein Schuft sein, der Dinge mit ihr vorhatte, die sie noch nie getan hatte, sich jedoch nur allzu gut vorstellen konnte, aber er war auf jeden Fall kein Lügner.
Sabrine wandte sich dem jungen Mädchen zu. »Es wird alles gut, Brigit. Du musst nur darauf vertrauen.«
»Ich werde es versuchen.«
Sabrine nickte und griff aus einem Gefühl heraus nach der Kleinen, das sich sogar gegen ihre Chrechte-Natur durchsetzte. Brigit ließ sich die Umarmung nicht nur gefallen, sondern erwiderte sie sogar mit gleicher Inbrunst, bevor sie vom Bett aufstand, um Verica, Earc und Circin zur Tür zu folgen.
Sie gingen mit dem Versprechen, in dieser Nacht für Sorchas Sicherheit zu sorgen, und Vericas letzten Anweisungen an Barr, was Sabrines Pflege in den Nachtstunden anging.
Sabrine wusste, dass Verica es versucht hatte, aber sie bezweifelte, dass die letzten Worte der Heilerin sie vor Barrs Leidenschaft beschützen würden. Nicht, wenn ihre eigene so dicht unter der Oberfläche brodelte und nur darauf wartete, hochzukochen und sich mit seiner zu vereinen.
Barr war noch nie so betört und entflammt von einer Frau gewesen.
Obwohl er mit Talorcs strikter Einstellung zur Paarung nicht immer einverstanden gewesen war, betrachtete er sie allerdings auch nicht als etwas, dem man für nichts weiter als ein paar Stunden vorübergehenden sinnlichen Vergnügens frönen sollte. Die körperliche Vereinigung mit jemandem war etwas, was die Möglichkeit einer echten Bindung in sich trug, und dieses Risiko sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er hatte großes Glück gehabt, dass seine erste sexuelle Erfahrung nicht gleich zu einer solchen festen Bindung geführt hatte; es war schon schlimm genug, dass sie Barr zwei gute Freunde gekostet hatte.
Als sein Freund erfahren hatte, dass seine Gefährtin ihre Jungfräulichkeit an Barr verloren hatte, hatte ihre Freundschaft nicht mehr fortgesetzt werden können. Und auch die Frau und Barr hatten sich nach dem Debakel dieser einen Paarung nie wieder in Gegenwart des anderen wohlgefühlt.
Sobald ein Chrechte eine »geheiligte« oder »wahre« Bindung zu seiner Gefährtin einging, wurde es ihm unmöglich, sich mit irgendeiner anderen als ihr zu paaren, solange seine Gefährtin am Leben war. Barr verstand das nicht besser als das Wunder seiner tierischen Gestalt und Natur. Aber er wusste, dass es so war , und war deshalb stets sehr vorsichtig gewesen, was sexuelle Beziehungen anging.
Nur ein Narr wäre sich nicht im Klaren darüber, dass seine starke Reaktion auf Sabrine sehr gut zu einer solch geheiligten Verbindung führen könnte. Sein Wolf fühlte sich von der geheimnisvollen Frau mit dem rabenschwarzen Haar auf eine Art und Weise angezogen, wie es noch nie zuvor bei einer anderen der Fall gewesen war.
Unter anderen Umständen würde er sich Zeit lassen, um die Frau kennenzulernen, die sein Wolf so unbedingt besitzen wollte. Normalerweise würde er es sich gut überlegen, ob sie eine passende Gefährtin abgäbe, bevor er seinen niedrigeren Instinkten folgte. Aber die Heftigkeit, mit der er auf Sabrine reagierte, war eben alles andere als normal.
Sein Wolf verlangte, dass er unverzüglich handelte, und das unbändige Verlangen seines Körpers machte es ihm fast unmöglich, diese Forderung zu ignorieren.
Der Wolf schrie nach Erlösung, Barrs Körper schmerzte vor Verlangen, und sein Verstand kämpfte gegen beides an. Und da er noch immer auf der Suche nach einer Erklärung für das Gefühl des Andersartigen war, das er nicht aus seinem Kopf verbannen konnte, machte auch dieses Problem seinem Verstand zu schaffen. Wie konnte Sabrine ihn
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