Im Mond des Raben
zwischen den beiden hätte ebenso gut ein leuchtend rotes Band sein können, so offensichtlich, wie sie war.
»Ihr wolltet uns sehen, Laird?«, fragte Circin mit einer Stimme, die sein jugendliches Alter noch unterstrich.
»So ist es.« Barr senkte den Blick auf Brigit. »Ich mache mir Gedanken um Sorcha. Du, Earc und Verica werdet die Nacht in ihrem Haus verbringen, und morgen will ich Antworten auf meine Fragen.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass es dort heute Nacht keine anderen Besucher geben darf?«, fragte Earc mit einem Anflug von Neugier in seiner tiefen Stimme.
»Aye.«
Brigit starrte ihren Laird mit weit aufgerissenen Augen an. » Die Heilerin soll heute Nacht in unserer Kate schlafen?« Offenbar beschränkte sich die Heldenverehrung des Mädchens nicht auf ihren neuen Laird.
»So ist es.«
»Aber was ist, wenn er dann wütend wird?« Noch nie war sie näher daran gewesen, den Peiniger ihrer Mutter zu benennen oder auch nur seine Existenz einzuräumen.
»Vor wem fürchtest du dich?«, fragte Verica und machte dann ein Gesicht, als wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten.
Brigits innere Erregung brachte die Luft um sie herum zum Vibrieren, und Sabrine ertrug es einfach nicht mehr länger. »Komm her, meine Kleine!«
Ohne Zögern trat das Mädchen näher und setzte sich zu Sabrine auf das Bett.
Sie nahm die Hand des Kindes und erzeugte ein warmes Licht um es herum, das die anderen nicht sehen würden. Brigits Augen wurden wieder groß vor Staunen.
»Glaubst du, dass es irgendeinen Krieger in diesem Clan gibt, der Earc bezwingen könnte?«
»Nur unser Laird.«
»Aber nicht er ist es, der dir Kummer bereitet?«
Brigit verneinte heftig.
»Dann hast du auch heute Nacht nichts zu befürchten.«
»Aber was ist morgen?«
»Du musst darauf vertrauen, dass dein Laird das schon bedacht hat.« Sabrine hoffte aufrichtig, dass ihr eigenes Vertrauen in den hünenhaften Mann nicht fehl am Platz war.
Und dann war Barr bei ihnen und legte beruhigend eine Hand auf den Rücken des Mädchens. »Ich werde nicht zulassen, dass deiner Mutter wehgetan wird.«
»Sie wollte, dass ich niemandem etwas davon sage.« Die Kleine war den Tränen wieder nahe, wie am Zittern ihrer Stimme und ihrer Unterlippe zu erkennen war.
»Aber außer deiner harmlosen kleinen Frage hast du ja auch nichts gesagt. Deine Mutter wird nicht mit dir schimpfen.«
»Ich hatte es ihr versprochen.«
»Und du hast dein Versprechen nicht gebrochen.« Barrs sanfter Umgang mit dem Kind schnürte Sabrine das Herz zusammen.
Wie konnte dieser Mann das Alphatier des Rudels sein, das den heiligen Talisman der Éan gestohlen hatte?
»Werdet Ihr trotzdem morgen mit uns in den Wald gehen?«, fragte Brigit Sabrine.
»Aber ja!«
»Ihr werdet dieses Bett vorläufig nicht verlassen.« Barr legte seine ganze Autorität als Laird und Rudelführer in seinen Ton.
Was Sabrine jedoch völlig ignorierte. »Und ob ich das tue!«
»Nein.«
»Doch.«
»Ihr seid verwundet.« Er klang, als versuchte er, vernünftig zu sein, und könnte ihre Aufsässigkeit nicht verstehen.
»Nicht so schlimm, dass ich im Bett bleiben muss.« Ihn glauben zu lassen, sie sei ein hilfloser Mensch, war eine Sache, doch dass er jetzt auch noch allen Ernstes dachte, sie müsste das Bett hüten, durchkreuzte ihre Pläne, nach dem Herz-des-Mondes -Stein zu suchen.
Doch anstatt die Sache mit ihr auszudiskutieren, wie Sabrine erwartet hatte, warf Barr ihr nur einen wohlüberlegten glutvollen Blick zu.
Und als ihr gerade eben klar wurde, dass es vielleicht ein bisschen übereilt gewesen war, ihren relativ guten Gesundheitszustand anzusprechen, bevor sie die Nacht in seiner Obhut verbrachte, sagte Earc: »Ich glaube, wir sollten uns jetzt verabschieden.«
Bestimmt konnte der andere Wolf genau wie sie Barrs zunehmende körperliche Erregung riechen. Wie peinlich! Sie war noch nie in einer solchen Situation gewesen. Andere Männer hatten sie begehrt, aber nicht in diesem Maße. Barrs Begehren vernebelte die Luft um sie herum so stark, dass Sabrine erstaunt war, dass die anderen es nicht sehen konnten. Das Schlimmste war jedoch nicht, wie stark sein Wolf auf sie reagierte, sondern dass es ihr nicht anders ging.
Auch ihre Erregung durchdrang die Luft um sie und behauptete sich sogar gegen das ungute Gefühl, das sie wegen der offensichtlich riskanten Lage der Mutter der kleinen Brigit hatte.
Als Sabrine sah, wie es um Earcs Lippen zuckte, wusste sie, dass er den Duft ihrer
Weitere Kostenlose Bücher