Im Mond des Raben
gehört zu haben.«
»Das klingt, als hätten meine neue Gefährtin und ich viel zu besprechen.«
»Bevor du das Bett mit ihr teilst oder danach?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Nein.« Barr ließ sich von dem schlechten Charakter des toten Chrechten nicht davon abhalten, seine Pflicht zu tun. Ein Scheiterhaufen wurde errichtet, Rowlands Wolfskörper darauf gelegt, und alle hielten Wache, während das Feuer heiß genug brannte, um jeden zu versengen, der dumm genug war, sich zu nahe heranzuwagen.
Alle Chrechten nahmen an der Totenwache teil, obwohl nur wenige wahre Trauer über das Verscheiden ihres früheren Rudelführers zeigten.
Irgendwann schloss sich ihnen auch Verica an, mit seltsam freudlosem Gesicht, obwohl sie allen Grund hatte, sich den Tod des verabscheuungswürdigen Mannes herbeizuwünschen.
Sabrine war bei ihr, und im Gegensatz zu der Heilerin ließ ihr schönes Gesicht nur allzu deutlich ihre Verachtung für den Toten erkennen. Sie zog einige sehr befremdete Blicke auf sich, von denen sie jedoch völlig unbeeindruckt zu sein schien.
»Du hörst anscheinend sehr schlecht«, sagte Barr zu ihr.
»Das hast du schon einmal bemerkt.«
»Nein, da sagte ich, dass du nicht gut hörst, weil ich annahm, du hättest mich nicht richtig verstanden, als ich dir auftrug, in deinem Zimmer zu bleiben.«
»Mein Gehör ist ausgezeichnet.«
»Zweifellos.« Er befingerte ihr Plaid. »Das ist ein bisschen kurz für dich, findest du nicht?«
»Längere Röcke würden mich behindern.«
»Wobei? Dabei, meiner Autorität zu trotzen?«
»Dabei, deinen Stellvertreter zu retten. Circin hätte es nicht rechtzeitig geschafft, obwohl der Schuldige darauf beharrt, dass er Earc nicht töten, sondern nur verwunden wollte.«
»Du hast Waffen.«
»Wie du siehst.«
»Sie sind zu klein für einen Mann.«
»Für einen von deiner Größe zweifellos.«
Barr überlegte kurz. Sie hatte recht. Es gab einige kleinere Männer unter den Clans, und selbst die Chrechten waren nicht immer hochgewachsen. »Ich glaube, dass sie für eine Frau angefertigt wurden.«
»Wenn du meinst …«
»Du willst meine Frage nicht beantworten.«
»Du hast mir keine gestellt.«
»Wäre ich ein ungeduldigerer Mann, würdest du mich wütend machen.«
»Wärst du ein ungeduldigerer Mann, wäre Rowland schon lange tot gewesen.«
Dem konnte er nichts entgegensetzen. »Ihr habt viel gemeinsam, du und Verica.«
»Willst du damit sagen, dass auch sie dich wütend macht?«
»Was ich sagen will, ist, dass ihr eine Chrechte-Eigenschaft gemeinsam habt.«
Kapitel Elf
B arr wollte den Raben jetzt nicht erwähnen, weil zu viele Clan-Angehörige in der Nähe waren und ihr Gespräch von keinem Geschrei übertönt wurde wie vorhin bei ihm und Earc.
Rowland hatte offensichtlich eine Abneigung gegen die Raben unter den Chrechten gehabt. Seine Freunde könnten also der gleichen Meinung sein, und Barr wollte Verica auf keinen Fall gefährden.
Und deshalb musste er zuerst die ganze Schlange töten.
Die Stille der Frau neben ihm könnte Schock, Wut, Sorge, ja, alles Mögliche bedeuten. Sie ließ nicht einmal einen Anflug ihrer Emotionen nahe genug an die Oberfläche steigen, dass sein Wolf sie hätte deuten können.
»Wir reden später weiter«, sagte er zu ihr.
Sabrine antwortete nicht, doch im Gegensatz zu heute Morgen, als sie dem Gespräch mit ihm ausgewichen war, konnte er jetzt spüren, dass sie im Moment sogar geradezu begierig darauf war, mit ihm zu sprechen.
Interessant. Diese Frau, die es wagte, sich in einem Männerplaid zu zeigen, würde ihn niemals langweilen, dessen war Barr sich ganz sicher.
»Ein neuer Tag ist für die Donegal’schen Chrechten angebrochen«, bemerkte sie, als der Scheiterhaufen Feuer fing und die Flammen in den Himmel aufschlugen.
»Dieser Tag brach an, als ich hier eintraf; ihr habt es nur alle nicht bemerkt.«
Earc nickte mit ernster Miene. »Das ist wahr.«
Verica schüttelte den Kopf, aber der Anflug eines Lächelns erschien in ihren Augen, bevor sie sie wieder auf den Scheiterhaufen richtete.
Noch vor Mittag würde nichts als Asche davon übrig sein.
Allgemeine Stille herrschte auf dem Weg zurück zur Burg, und auch Sabrine unternahm keinen Versuch, etwas zu sagen. Barr war sich zweifellos im Klaren darüber, dass er dem Mann gegenübertreten würde, den Rowland dazu gebracht hatte, ihm zu helfen. Aber Barr war ein ehrenhafter Laird, der nur sehr ungern einem Clan-Mitglied das Leben nehmen würde, auch wenn es dem
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